Schwimmend verlegtes Mehrschichtparkett renovieren - geht das?

Schwimmend verlegtes Mehrschichtparkett zu renovieren birgt große Risiken. Angefangen bei unregelmäßigen Schleifbildern bis hin zu Deckschichtablösungen ist alles möglich. Eine ungeeignete Schleifmaschine, Schleifmittel mit falscher Körnung, versiegeln bzw. ölen mit nicht ausreichend abgestimmten Produkten - all das kann zu Schäden führen, die im schlimmsten Fall nur durch Austausch des Bodens zu beheben sind. Günstig angebotene Quadratmeterpreise können dann für den Auftragnehmer sehr teuer werden. ParkettMagazin hat sich beim Handwerk und bei der Industrie umgehört und die Tipps und Meinungen erfahrener Fachleute nachfolgend zusammengestellt.

Grundsätzlich würde ich einen schwimmend verlegten Boden zunächst immer diagonal schleifen, da ein gerader Schliff zu Wellenbewegungen führt", sagt Frank Pielot, Ober-
meister der Landesinnung Parkett- und Fußbodentechnik Hamburg. Beim geraden Schliff bestehe ansonsten auch die Gefahr, dass Stäbe stärker und weniger stark ausgeschliffen werden, vor allem wenn sie in unterschiedlichen Richtungen liegen. Auch bei rustikalen Sortierungen könnten härtere und weichere Stäbe zu einem unebenen Schleifbild führen. Frank Pielot weist darauf hin, zunächst zu prüfen, ob der Boden wellig ist oder nicht. "Ist er wellig, nehme ich auch bei einem diagonalen Schliff automatisch viel Substanz weg", betont er.

Auf die geeignete Schleifmaschine kommt es an

Das A und O für einen akkuraten Schliff sei der Einsatz einer passenden Mehrscheibenschleifmaschine wie etwa die Trio oder die Quadro oder aber einer Bandschleifmaschine wie die Hummel. Lägler empfiehlt, immer einen Testschliff durchzuführen um dann zu entscheiden, welche Maschine zum Einsatz kommen sollte. "Schwimmend verlegtes Mehrschichtparkett sollte zunächst mit der Trio mit ihren drei in Gummipuffer gelagerten Tellern angeschliffen werden, um zu prüfen, ob sich die Lackschicht problemlos entfernen lässt", sagt Lägler-Verkaufsleiter Roland Schleif. Lasse sich die Lackschicht so nicht entfernen, empfiehlt er den Einsatz der Bandschleifmaschine Hummel. Diese dann allerdings auf "Fein" einstellen, damit der Druck auf den Boden nicht zu stark wird. Für die Randbereiche sollte die Rand- und Eckenschleifmaschine Flip verwendet werden. Bei strukturierten und gebürsteten Oberflächen kommt es dann vor allem auf den Einsatz der korrekten Walze für die Hummel oder einer entsprechenden Bürstenmaschine - beispielsweise von Janser - an. Beim Einsatz einer Stahlbürste auf einem Eiche-Holzboden ist Vorsicht geboten, weil es hier zu Rostflecken kommen kann. Besser ist es, auf Eiche mit einer Kunststoffbürste zu arbeiten.

Körnung des Schleifmittels beachten

Bei der Wahl der Körnung des Schleifmittels ist ebenfalls Vorsicht geboten. Frank Pielot: "Mit einer 24er Körnung beseitige ich beim Grobschliff zwar viele Schäden, aber in der Regel genügt eine 36er Körnung für den ersten Schliff. Für den Zwischenschliff empfehle ich eine 60er Körnung, für den Feinschliff 100 oder 120. Nützlich ist zudem, nach jedem Schliff einen erneuten Durchgang mit einer Einscheibenmaschine und einem Schleifgitter durchzuführen."

Ist die Oberfläche mit einem korundhaltigen Lack geschützt, könne es beim Schleifen zu einem Schmieren der geschliffenen Oberfläche kommen. "Grundsätzlich kann ich den Korundlack entfernen, wenn ich das Holz quer schleife. Allerdings wird dann auch mehr von der Faser weggerissen. Um dann wieder einen planen Boden zu erhalten, muss ich hinterher noch einmal diagonal über den Boden schleifen", rät Pielot.

Dr. Theo Smet, Leiter der Anwendungstechnik bei Unilin, empfiehlt dringend, solche Renovierungen möglichst vom Profi durchführen lassen. "Ein Mehrschichtparkett mit 2,5 mm Nutzschicht kann natürlich geschliffen und neu lackiert werden. Zu beachten ist allerdings, dass ein Abschleifen schwierig werden könnte, wenn die Oberflächenlacke das Mineral Korund enthalten", gibt Dr. Smet zu bedenken. Wenn die Oberfläche eingefärbt ist, müsse ggf. tiefer geschliffen werden, um eine gleichmäßige Fläche zu bekommen. Eine Neueinfärbung in der gleichen Optik werde schwieriger. Zu beachten sei außerdem, dass sich beim Schleifen eines Parketts mit V-Fuge möglicherweise solche Fuge verabschiedet.

Peter Halupczok, Anwendungstechniker bei Tarkett, weist darauf hin, dass schwimmend verlegte Böden beim Schleifen zu unerwünschten Vibrationen neigen, die zu einem hohen Verlust der Nutzschicht führen können. Um dieser Gefahr vorzubeugen, sollte der Andruck der Schleifmaschine im mittleren Druckbereich angesiedelt sein, und die Schleifmittel sollten zu der Härte der Holzart passen. Er empfiehlt, den Schleifvorgang eines Mehrschichtparkettbodens mit einer mittleren Körnung zu beginnen.

Ein neutrales Schleifbild ergebe sich durch das diagonale Schleifen der Holzstäbe, wobei der letzte Schleifgang möglichst zum Lichteinfall verlaufen sollte, da dadurch nicht völlig vermeidbare Schleifspuren deutlich weniger auffallen. Nützlich sei ein Nachschleifen der gesamten Fläche mit einer Einscheibenmaschine und einem Schleifpad.


Kai-Uwe Weigelt, Boen-Anwendungstechniker, meint: "Per se können schwimmend verlegte Flächen geschliffen werden. Beachtet werden muss allerdings, dass gebeizte Böden ihre Farbe verlieren, gebürstete die Bürstung. Auch Schwachstellen in der Konstruktion können beim Schleifen zu Schäden führen. Insofern ist vor der Maßnahme die Fläche auf Eignung zu überprüfen, da im Schadensfall der Handwerker haftet." Die stärkeren Vibrationen auf schwimmendem Parkett führen zu Stabilisierungsproblemen bei den Schleifmaschine. Daher sollte versucht werden, so wenig Druck wie möglich auf die Fläche zu bringen.


Susanne Hain, Geschäftsführerin der gleichnamigen Parkettfabrik, sieht vor allem bei der Aufarbeitung geölter Oberflächen Probleme. Die dabei eingesetzten Polier-/Padmaschinen könnten aufgrund der schwimmenden Verlegung eine Aufwölbung bzw. Walkbewegung hervorrufen, was wiederum ein zusätzliches Schleifen zu Lasten der Nutzschichtdicke erforderlich mache.

Rainer Mansius, Leiter der Pallmann-Anwendungstechnik, weist darauf hin, dass der für die Renovierungsarbeiten beauftragte Handwerker seiner Prüfungspflicht nach DIN 18356 nachkommen muss. Weiterhin sollte eine Sichtkontrolle durchgeführt werden, ob der Boden Beschädigungen oder Verfärbungen aufweist und in welchem Umfang diese zu sehen sind. Anschließend muss die Anzahl der benötigten Schleifgänge geklärt werden. Dabei spiele die Erfahrung des Parkettlegers und die einzusetzende Korngröße des Schleifmittels eine entscheidende Rolle. "Generell gilt: Der Handwerker geht bei der Renovierung von bestehenden Parkettflächen immer ein Risiko ein, da er nicht weiß, ob die Nutzschicht noch einen ausreichenden Klebstoffverbund mit der Zwischenlage des Mehrschichtelementes aufweist.

Die Renovierung eines schwimmend verlegten Mehrschichtelementes ist immer als ein ,Versuch’ anzusehen, ein zufriedenstellendes Ergebnis zu erzielen", so Mansius.

Thomas Schaffer, Anwendungstechniker Fußboden/Parkett bei Kiesel, rät dem Parkettleger, alle Risiken einer Renovierung schwimmend verlegten Parketts vorher mit dem Auftraggeber besprechen. Ein entsprechender Gewährleistungsausschluss, in dem auf die Risiken hingewiesen wird, sei in jedem Fall für den Parkettleger von Vorteil und sollte immer erfolgen. "Generell sind alte Parkettböden, ob schwimmend verlegt oder vollflächig geklebt, mit gewissen Altlasten behaftet. Dies können zum Beispiel stark mit Altwachs belastete Böden sein. Genauso können Silikon-
einschleppungen vorliegen, die unsichtbar sind und durch die sich erst nach einer entsprechenden Oberflächenbehandlung matte Stellen zeigen, es sogar zum Zurückspringen des Parkettsiegels kommt."

Gerade bei der Neuversiegelung von mehrschichtigem Fertigparkett komme es immer wieder zu Ablösungen der Decklamellen. Nachteilig wirke es sich aus, wenn Parkett auf unebenen Flächen schwimmend verlegt wurde. Durch das ständige Begehen sind diese Parkette meistens schon im Nut- und Federbereich - bei älteren Typen sind diese noch mit Holzleim verleimt - vorgeschädigt. Bei der mechanischen Bearbeitung der Oberfläche kann es hierbei zu einer weiteren Schädigung kommen, so dass in diesem Bereich die Nut- und Federverbindung nicht mehr kraftschlüssig vorliegt. Auch sind solche Fußböden in der Oberfläche schwierig zu bearbeiten, wenn sie unter Belastung nachgeben. Hier kann es zu einem Oberflächenbild kommen, das so vom Auftraggeber nicht gewünscht wurde.


Dietmar Klinge, Leiter der Anwendungstechnik bei Loba, fasst die Anmerkungen der CTA (Chemisch Technische Arbeitsgemeinschaft Parkettversiegelung) zusammen: "Zur Klärung der Fragestellung, ob ein schwimmend verlegtes Mehrschichtparkett - zunächst unabhängig von der Art der Oberflächenbehandlung - renovierbar ist, prüft der Fachhandwerker die Stärke der Decklamellen und die Verklebung zur Mittel- bzw. Unterlage. Sollten bereits beim Begehen des Parkettbodens deutliche Bewegungen (Durchbiegungen) erkennbar sein, wird dies problematische Auswirkungen auf den notwendigerweise zur Renovierung durchzuführenden Schleifvorgang haben; es zeichnen sich leicht Schleifspuren ab.

Empfehlenswert sind in diesem Fall drehende Systeme, wie etwa Einscheiben- oder Mehrscheibengeräte.

Zur Neubeschichtung sollte ein entsprechend großzügiges Zeitfenster eingeplant werden. Die raumklimatischen Umgebungsbedingungen haben einen entscheidenden Einfluss auf das Endergebnis. Insbesondere Temperatur, Luftfeuchtigkeit sowie die Belüftung müssen während der Verarbeitung und Trocknung der Systeme möglichst nahe am optimalen Bereich (20°C / 50% relative Luftfeuchtigkeit, gute aber zugfreie Belüftung) liegen. Generell sollten bei der Renovierung sowohl wasserbasierte Lacke wie auch Ölsysteme zum Einsatz kommen. Ein besonderes Augenmerk liegt auf dem bei der Lackierung auftretenden Quellschub. Um diesen so gering wie möglich zu halten, sind zwischen den einzelnen Aufträgen ausreichende Trockenzeiten zwingend notwendig - idealerweise wird pro Tag ein Auftrag des ausgewählten Oberflächensystems ausgeführt.

Zu beachten ist, dass auch alkoholbasierte Produkte, wie beispielsweise Grundierungen, zu einem nahezu gleichen Quellschub wie wasserbasierte Systeme führen. Stimmen die Umgebungsbedingungen, wird der auftretende Quellschub durch den Anstieg der Holzfeuchtigkeit bis etwa 4 % nicht größer als derjenige, dem das Holz im Jahreswechsel Sommer/Winter ohnehin ausgesetzt ist. Werden bisher lackierte Flächen neu geölt, gilt es zu bedenken, dass sich aufgrund der geringen Sperrwirkung der Ölimprägnierung kurzzeitige Wechsel der Luftfeuchtigkeit sehr schnell auf die Ausgleichsfeuchte des Holzes auswirken. Der Vorteil der geringen bis gar nicht vorhandenen Anfeuchtung des Holzes während der Sanierung wird durch die wechselnden Spannungsverhältnisse schnell wieder aufgehoben, da die Belastungen auf die Klebstofffugen der Elemente infolge der wechselnden Spannungsverhältnisse deutlich stärker werden als bei einer lackierten Oberfläche", erklärt Dietmar Klinge weiter.
aus Parkett Magazin 06/14 (Handwerk)