Bettenhaus Haarer
Bettenkauf im ehemaligen Kloster
Ulm. Ein Jubiläum der besonderen Art feiert Haarer in Ulm-Söflingen. Das etablierte Bettenfachgeschäft wurde vor 125 Jahren gegründet. Für Inhaber Thilo Meinhardt und seine Frau Sibylle haben Qualität und Kundennähe oberste Priorität.
Haarer - größtes Bettenhaus in Ulm, um Ulm und um Ulm herum." Mit diesem volkstümlichen Zungenbrecher wirbt das angestammte Fachgeschäft im Stadtteil Söflingen für das gut sortierte Angebot rund ums Bett. Auf über 800 Quadratmetern Verkaufsfläche führen die Meinhardts ein hochwertiges Vollsortiment mit Produkten namhafter Hersteller.
Das Geschäft befindet sich in einer ehemaligen Klosteranlage des Ordens der Klarissen-Nonnen. Das historische Bauwerk aus dem 13. Jahrhundert in der Ortsmitte macht mit Torbogen und Türmchen schon von weitem auf sich aufmerksam. Betten- und Matratzenhaus sind in getrennten Trakten mit separaten Eingängen auf jeweils zwei Etagen untergebracht. Es besteht zudem ein Übergang im zweiten Stock.
Jetzt feiert das Ulmer Traditionsunternehmen im großen Stil sein 125-jähriges Jubiläum. "Am Kirchweih-Sonntag den 15. Oktober 1889 haben Anna und Heinrich Haarer an diesem Standort das Textilgeschäft gegründet", schildert der heutige Inhaber die Anfänge mit einem 60 Quadratmeter großen Laden. Thilo Meinhardt führt seit der Übernahme 1997 das Bettenhaus zusammen mit seiner Frau Sibylle. Bis dahin war dieses immer im Besitz des Familienzweigs Haarer gewesen.
Das Ehepaar Meinhardt und die insgesamt 14 Voll- und Teilzeitmitarbeiter haben im gesamten Oktober einen Jubiläumsverkauf gestartet, mit 20 Prozent Preisvorteil auf das reguläre Sortiment. Am verkaufsoffenen Kirchweih-Sonntag gab es zudem ein attraktives Gewinnspiel und für die Kleinen eine Kindertheater-Vorstellung.
Der Vorort Söflingen ist ein bevorzugtes Wohngebiet der 120.000-Einwohner-Stadt Ulm. Das Einzugsgebiet von Haarer reicht bis zu 50 Kilometer ins Umland. "Weil wir keine 1a-Frequenzlage in der City haben, müssen wir die Kunden mit viel Werbeaufwand zu uns einladen", beziffert der Firmenchef die Werbekosten auf rund 15 Prozent vom Umsatz. Damit liege man "weit über dem Branchendurchschnitt".
Das Promotion-Paket umfasst regelmäßige Anzeigen in der Tageszeitung mit konkreten Angeboten. Zudem wird jährlich mit sechs Prospekten des Bettenring geworben, zu dem das Haus gehört. Hinzu kommen zwei Direktmailings, die an alle 14.000 Adressen in der Kundendatei versandt werden. Die Käuferklientel reicht von jungen Menschen bis zu Senioren, "weil wir alles bieten, von der Kindermatratze bis zum Pflegebett", so Meinhardt. Für die Besucher stehen im Klosterhof kostenlose firmeneigene Parkplätze direkt vor dem Haus zur Verfügung.
Haarer kann bei der Nachfrage vom derzeitigen Wellnesstrend profitieren. Die Verbraucher investierten mehr in ihre Gesundheit: "Wir verkaufen jetzt höherwertig", sagt Meinhardt. "Die Kundenfrequenz lässt zwar wie bei allen Kollegen nach, doch die Kunden, die kommen, beraten wir ganzheitlicher." So werde gleich ein komplettes Bettsystem, einschließlich Zudecke und Nackenstützkissen gekauft, statt nur ein einzelner Artikel.
Die wichtigste Abteilung im Söflinger Bettenhaus mit einem Umsatzanteil von 50 Prozent sind Matratzen, Lattenroste, Schlafsysteme und Bettgestelle. Bezogen werden die Produkte bei Röwa, Rummel und Swissflex. Matratzen kommen auch aus Eigenfertigung. Zudecken und Kissen tragen 20 Prozent zum Umsatz bei. Bettwaren werden entweder im eigenen Haus "ganz individuell nach Kundenwunsch gefüllt", oder bei Traumina und Garanta eingekauft.
Der Umsatzanteil von Bettgarnituren, Betttüchern, Heimdecken, Küchen- und Frottierwäsche liegt ebenfalls bei 20 Prozent. Hauptlieferanten sind Schlossberg, Graser, Elegante, Estella, Kurt Bauer und Floresse. Quer durch alle einschlägigen Sortimenten ist die Bettenring-Marke Dormabell gelistet.
Zudem gibt es im Fachgeschäft Tag- und Nachtwäsche für Damen und Herren (5 Prozent Umsatzanteil). Einkaufsquellen sind Rösch, Calida, Jockey und Taubert. Die restlichen 5 Prozent entfallen auf Dienstleistungen, wie Bettfedernreinigung und -wäsche sowie einen Mangelservice für Tisch- und Bettwäsche für Privatkunden.
Dass kräftig die Werbetrommel gerührt werden muss, hat auch mit der verschärften Wettbewerbssituation in Ulm zu tun. Neben ein paar kleinen, inhabergeführten Bettenhäusern konkurriert Haarer vor allem mit namhaften Möbelhaus-Giganten. Der Online-Einkauf wird hingegen weniger kritisch gesehen. Meinhardt: "In unserem Bereich gibt es den großen Vorteil, dass man Matratzen und Zudecken spüren und fühlen muss." Das könne kein Internet-Shop leisten.
Auf der Homepage ermöglicht Haarer einen virtuellen Rundgang durch das Bettenhaus. Der Verbraucher kann "Tag und Nacht in den Geschäftsräumen umherwandeln" und über ein Kontaktformular einen Wunschtermin für eine Beratung vereinbaren, erklärt Meinhardt. Der Schlafexperte treibt auch viel Aufwand bei der Schaufenstergestaltung. Die jahreszeitlich angepasste Dekoration wird alle 14 Tage gewechselt.
Thilo Meinhardt kam vor 25 Jahren "zum Haarer", der früher noch ein kleines Kaufhaus war. Angeboten wurde - neben der Bettenausstattung - auch Damenmode, Herrenkonfektion, Kinder- und Bademode, Teppichböden, Gardinen und Kurzwaren. Die Sortimente sind im Lauf der Jahrzehnte sukzessive eingestellt worden. "Seit zehn Jahren konzentrieren wir uns auf Liegen und Schlafen im Bett."
Der ausgebildete Kaufmann und Textilbetriebswirt hat von Kindesbeinen an im elterlichen Betrieb Erfahrungen gesammelt. Er stammt aus dem Bettenfachgeschäft Hottmann in Tübingen, das aber die beiden älteren Geschwister fortführten. In Ulm ergriff er die Chance, sich mit einem eigenen Unternehmen selbstständig zu machen, weil die Vorbesitzer keine Kinder hatten. Den etablierten Firmennamen Haarer hat man trotz Inhaberwechsel beibehalten, weil er "konstant und vertrauenswürdig ist".
Petra Lepp-Arnold
aus
Haustex 11/14
(Handel)