Heimtex-Star 2015

Mutig, kreativ und engagiert

Fünf Jahre nach seiner Gründung hat sich der Heimtex-Star etabliert. Die Redaktion der BTH Heimtex zeichnete in diesem Jahr bei der Heimtextil zwölf Raumausstatter und Fachhändler aus der Branche für vorbildliche unternehmerische Leistungen aus und vergab erstmals einen Preis für ein Lebenswerk.

Die Spannung war den Preisträgern anzumerken. Schließlich sind es die wenigsten von ihnen gewöhnt, sich auf der Bühne einem größeren Publikum zu zeigen und eine begehrte Trophäe in Empfang zu nehmen. Doch sie meisterten ihren Auftritt mit Bravour und präsentierten voller Stolz ihren Heimtex-Star 2015, den die Redaktion der BTH Heimtex diesmal im neuen Theme Park der Heimtextil verlieh.

Welcher Rahmen wäre auch besser geeignet für die Ehrung vorbildlich agierender Unternehmer aus Handel und Handwerk als die Frankfurter Fachmesse? Schließlich versammeln sich hier Hersteller, Raumausstatter, Fachhändler sowie Vertreter von Verbänden und Kooperationen. Sie alle vereint das Interesse an innovativen Produkten, die der Branche weiteren Schub geben sollen. Aber die müssen auch an den Mann und die Frau gebracht werden. Und dazu braucht es das Engagement der Händler, die schließlich im direkten Kontakt zum Endkunden stehen.

In diesem Jahr wurden zwölf Fachgeschäfte für die besten Konzepte und Marketing-Ideen mit dem Heimtex-Star 2015 belohnt sowie Peter Schwartze, Ehrenpräsident des Gesamtverbandes textil+mode, für sein Lebenswerk ausgezeichnet. "Ich habe viele Anregungen von den anderen prämierten Fachhändlern mitnehmen können", sagte die Preisträgerin Dominika Boerner. Ihre ebenfalls ausgezeichnete Kollegin Heike Wagner sprach sicherlich für alle, als sie sagte: "Es ist einfach ein ganz toller Preis und Motivation für uns, weiter zu machen."

Das Ehepaar Dominika und Stephan Boerner erhielt den Heimtex-Star für die gelungene Übernahme der Raumausstattung Auracher im baden-württembergischen Weissach-Flacht. Die ist nach drei Generationen zwar nicht mehr im Besitz der Gründerfamilie. Aber die neuen Eigentümer haben nicht alles verändert und setzen mit der Weiterbeschäftigung von Vater und Sohn Auracher auch auf personelle Kontinuität in dem Traditionsbetrieb. Hier haben sich offenbar zwei Parteien gefunden, die gemeinsam für den Fortbestand des Unternehmens sorgen und dies auch nach außen zu den Kunden tragen.

Anna Bold und Thomas Schwehr haben ebenfalls einen Heimtex-Star für eine gelungene Übernahme erhalten. Anders als die Boerners waren sie Angestellte von Schieble Raum & Design in Kenzingen, als sie von der bevorstehenden Schließung erfuhren und den Betrieb kurzerhand übernommen haben. Mit dem Schritt in die Selbstständigkeit einher gingen umfangreiche finanzielle Investitionen, der Umbau des Geschäftes und eine Straffung des Sortimentes. Ihren ehemaligen Arbeitgeber haben die beiden als Berater eingestellt.

Eine andere Form der Übernahme demonstriert Familie Griesbauer in Forchheim durch einen gelungenen Generationswechsel. Mit dem hat man reichlich Erfahrung, denn nach mehr als 90 Jahren Firmengeschichte trägt seit 2010 mit Susanne Griesbauer schon die vierte Generation die Verantwortung. Die Raumausstattermeisterin aus Leidenschaft hat seitdem einiges verändert, konnte dabei aber immer auf die Unterstützung und Erfahrung ihres Vaters zurückgreifen.

Julian Trebes hat sich nach der Übernahme des elterlichen Betriebes dafür entschieden, gleich das Firmenkonzept zu ändern. Um zukünftig ganzheitliche Wohnberatung anbieten zu können, wurde der Laden umgebaut, das Sortiment bereinigt und erweitert, die Ansprache der Zielgruppe modifiziert. So ging der Heimtex-Star 2015 für die erfolgreiche Neupositionierung nach Altenkunstadt.

Die Auszeichnung für die erfolgreiche Sortimentserweiterung konnte Markus Huber entgegennehmen. Expansion ist für ihn ein wichtiges Thema. Daher betreibt der rührige Inhaber von Huber Wohn-Design im schwäbischen Unterensingen neben seinem Raumausstatterbetrieb noch das Fachgeschäft "Die Einrichtungswerkstatt" und gemeinsam mit seinem Vater einen Malerbetrieb im Nachbarort. Das Waren- und Dienstleistungsangebot ist breit und umfasst mittlerweile nicht mehr nur die Verarbeitung der klassischen Sortimente wie Bodenbeläge und Heimtextilien. Zum Portfolio gehören auch der Bereich Bad, Sanitär und Beleuchtung sowie Schieb- und Gleittüren als Raumtrenner und für Wandschränke.

Mit der bloßen Erweiterung der Sortimente ihres Farbenhandels und Malerbetriebes um Möbel und Wohnaccessoires war es bei den Geschwistern Katja und Christian Kessler nicht getan. Mit "Kontraste" haben sie für die Wohnschiene eine eigene Marke kreiert. Und um die Wohnraumgestaltung vom Farbenverkauf an Profi-Maler zu trennen, wurde in Oberthulba auch noch das Geschäftshaus umgebaut. Für diesen gelungenen Umbau gab es den Heimtex-Star 2015.

Noch einen Schritt weiter ist Christian Neidl gegangen. Der gelungene Neubau des Firmengebäudes im schwäbischen Bubesheim setzt ein deutliches Zeichen: außen eine klare Formensprache, viel Glas, farbig abgesetzte Bauteile; innen ein Design, das deutlich über das klassische Malerhandwerk hinausgeht. "Im Handwerk steckt viel Potenzial, aber es muss sich der Zeit anpassen", ist der 27-jährige Malermeister überzeugt.

Mit der Zeit geht auch Thomas Böhmler. Er investiert außergewöhnlich viel in die vorbildliche Mitarbeiterqualifizierung und nimmt sich selbst davon nicht aus. "Für mich ist es eine Selbstverständlichkeit, die Mitarbeiter weiterzubilden", sagte Böhmler in Frankfurt. In seiner Dankesrede wies er darauf hin, dass diese Maßnahmen auch dazu dienen, das Unternehmen als attraktiven Arbeitgeber nach außen darzustellen. Fortbildung ist bei Böhmler im Tal in München demnach Pflicht. Das gilt auch für die Partnerbetriebe, denen die Firma entsprechende Angebote macht.

Partner ist ein gutes Stichwort: Heike und Peter Wagner sind mit ihrer Wohnmanufaktur Gründungsmitglieder von Werk 9. Die Kooperation mit sieben weiteren Handwerksbetrieben aus Fulda und Umgebung zeigt, wie man gemeinsam den Kundenkreis und die Zielgruppe erweitern kann. Eine Voraussetzung dafür ist, dass man sich auch im Angebot der übrigen Gewerke auskennt, bei den eigenen Kunden zusätzlichen Bedarf entdeckt und dann dazu den Partner ins Spiel bringt. Bei Werk 9 funktioniert die vorbildliche gewerkeübergreifende Zusammenarbeit seit 16 Jahren.

2014 hat die Tapetenzeitung, das "T" in BTH Heimtex, ihren 125. Geburtstag gefeiert. Was lag also näher, im Nachgang eine vorbildliche Tapetenabteilung auszuzeichnen. Scholz Raumgestaltung aus Stade hat das Setta Fachmarkt-Konzept des Verbunds Farbe und Gestaltung (VFG) konsequent umgesetzt und mit eigenen Ideen bereichert. Im Mittelpunkt steht die Tapetenabteilung. Wandbeläge aller namhaften Hersteller finden sich ebenso im Sortiment wie eine spezielle Maler-Karte und eine Scholz-Kollektion, in der die Wünsche der regionalen Kundschaft berücksichtigt werden.

Mehr als "nur" schöne Produkte wollen Alexander und Elke Lück ihren Kunden bieten und denken sich dazu immer neue Aktionen aus. Den Preis für ein vorbildliches Kundenevent haben die beiden für eine außergewöhnlichen Weinprobe erhalten. Denn diese ausgefallene Idee hat den Teilnehmern nicht nur Spaß gemacht, sondern ihnen auch gezeigt, wie groß der Einfluss von Farben auf den Menschen ist.

Ob sich all diese Ideen und Investitionen lohnen, weiß keiner der ausgezeichneten Unternehmerinnen und Unternehmer. Mut hat jede der Entscheidungen gefordert, die der Jury einen Heimtex-Star wert war. Den für den vorbildlichen unternehmerischen Mut hat sie an Stefan Weibler aus Trier vergeben. Ein unverschuldeter Zahlungsausfall riss die Firma des Vaters in die Insolvenz. Der Junior musste sich zwischen Abwicklung und Fortführung entscheiden. Trotz Problemen mit den Banken gelang ihm auch mit Hilfe loyaler und hoch qualifizierter Mitarbeiter der Neubeginn und später sogar die Expansion ins Nachbarland Luxemburg.

Zum ersten Mal vergeben wurde 2015 ein Heimtex-Star für das Lebenswerk. Die Wahl der Jury für die Persönlichkeit des Jahres fiel dabei auf einen Vertreter der Industrie: Peter Schwartze. "Ich wusste gar nicht, dass ich noch so viele Freunde habe", sagte der Preisträger mit einem Augenzwinkern in seiner Dankesrede mit Blick auf das einstimmige Votum. Schwartze ist das Gesicht der deutschen Mode- und Textilbranche. Er hat sie mit viel Engagement und Ideenreichtum geprägt - wobei seine besondere Leidenschaft dem Teppichboden galt. Und noch immer setzt sich der inzwischen 75-Jährige für den textilen Wirtschaftszweig ein: heute als Ehrenpräsident des Gesamtverbands textil+mode, dessen Präsident er mit kurzer Unterbrechung von 2005 bis 2013 war.

Also auch in diesem Jahr ein breites Spektrum an Preisträgern, mit unterschiedlichsten Firmen und Menschen, die für diese Unternehmen stehen. Was sie eint, ist das Engagement, das sie für ihren Betrieb und im Fall von Peter Schwartze für eine ganze Branche zeigen. Davon kann sich jeder eine Scheibe abschneiden. Deshalb lohnt sich die Lektüre der Siegerportraits - auch aus den vergangenen Jahren -, die Sie im Netz unter goo.gl/aDgdah finden.
aus BTH Heimtex 02/15 (Handel)