Buttmi, Darmstadt

Maßgeschneidertes Geschäft


Der Raumausstatter Buttmi bedient die Nachfrage nach Teppichen mit einem überschaubaren Sortiment. Dennoch erwirtschaftet diese Produktgruppe einen respektablen Umsatzanteil. Die Kaufentscheidung der Kunden orientiert sich aber nicht nur an Qualität und Aussehen des Teppichs, sondern auch an den Produktionsbedingungen. Das Erfolgsrezept des Unternehmens lautet: Kundenbindung durch uneigennützige Beratung.

Das Geschäftsmodell eines Raumausstatters lässt sich manchmal schon am Standort ablesen. Wirbt der eigene Laden in prominenter Stelle offensiv um Aufmerksamkeit, dann steht eine hohe Frequenz im Fokus. Dass es auch anders funktionieren kann, signalisiert der Ausstellungsraum von Buttmi, zu dem man an der Darmstädter Rheinstraße erst über einen Hinterhof und eine Treppe im ersten Stock gelangt. Er ist nicht auf spontane Einkäufe getrimmt, denn die Arbeit findet vor allem beim Kunden vor Ort statt. Bereits an den Wänden des Treppenhauses empfangen zwei farbenprächtige Teppiche von Jab und Makalu den Besucher. Und damit sind auch schon weite Teile des Teppichsortiments an abgepassten Teppichen beschrieben: Denn die Marken Jab Anstoetz, Makalu und Paulig bestimmen das Angebot. Die Entscheidung für ein begrenztes Sortiment ist ganz bewusst getroffen worden. Denn so bleibt einerseits der Kontakt zu den Lieferanten eng - andererseits werden die Kunden nicht durch eine unübersichtliche Produktpalette überfordert und können so zielgenauer beraten werden.

Der abgepasste Teppich spielt bei Buttmi nur eine Nebenrolle: Stoffe, Gardinen, Parkettboden, Teppichboden sowie Sicht- und Sonnenschutzsysteme bestimmen das Angebot des Ausstellungsraumes. Neben dem Objektgeschäft sind Privatkunden ein festes Standbein von Daniel und Beatrice Buttmi, die seit den frühen 90er Jahren das Unternehmen führen. Und in diesem Bereich erwirtschaftet der abgepasste Teppich einen beachtlichen Umsatzanteil von mehr als zehn Prozent. Zwar ist der Teppich oftmals das letzte Glied in einer Einrichtungskomposition, doch gerade hier ist Beratungsleitung gefragt. "Viele Kunden sind sich des Unterschiedes zwischen Web-, Tuft- oder Knüpfteppichen gar nicht bewusst", erklärt Beatrice Buttmi. "Vor allem Farbe, Form und Dessin sind wichtig." Fachkundiger Rat ist hier das A und O: Für das passende Produkt zahlen die Kunden gerne auch ein paar Hundert Euro mehr. Dann übernimmt der Raumausstatter beinahe die klassische Tätigkeit eines Innenarchitekten. Trotzdem hat bisweilen der Markenaspekt durchaus eine Bedeutung: Jab ist vielen Kunden bekannt und wird so manches Mal ganz konkret nachgefragt.

Allerdings löst der Knüpfteppich bei vielen Kunden noch immer die Assoziation zu Kinderarbeit aus. Daher ist es ihnen wichtig, wo und unter welchen Bedingungen der Teppich hergestellt wird. Ausgesprochen gut kommt bei den Kunden deshalb der sogenannte Status Report von Makalu an, der sie darüber informiert, wer den Teppich an welchen Ort produziert. Ein beiliegendes Foto von der Knüpferin, das zeigt wie weit der Teppich schon gefertigt ist, steigert die Vorfreude und signalisiert die hohe Wertigkeit eines echten Handwerksproduktes, berichtet Beatrice Buttmi. Praktisch alle Aufträge im Bereich abgepasster Teppiche bestehen aus Maßanfertigungen, deshalb beschränkt sich das Angebot im Ausstellungsraum fast ausschließlich auf Muster.

Das Geschäft von Buttmi brummt: Alle 16 Angestellte arbeiten einen Auftrag nach dem nächsten ab, und auch die zahlreichen Subunternehmer sind voll ausgelastet. Teilweise bestehen für Kunden Wartezeiten von bis zu acht Wochen. "Gerade in wirtschaftlich unsicheren Zeiten ohne sichere Anlagemöglichkeiten entscheiden sich viele Kunden dazu, in eine hochwertige Innenausstattung zu investieren - und damit auch in einen hochwertigen Teppich", hat Beatrice Buttmi registriert. Und dennoch investiert das Unternehmen in Marketing: Mal wurde eine Straßenbahn mit dem Unternehmensnamen bedruckt, ganzseitig im Darmstädter Echo geworben oder ein Golfturnier gesponsert. Doch das wichtigste Marketinginstrument ist vermutlich noch immer die Mund-zu-Mund-Propagada nach einer guten Beratungsleistung. So kommt Buttmi zu zahlreichen überregionalen Aufträgen und sogar zu Einsätzen in privaten Feriendomizilen in Südfrankreich und Portugal.

In vielen Unternehmen macht ein Boom träge. Dem wollen die Buttmis durch einen Informationsaustausch innerhalb der Branche vorbeugen. Auf Initiative eines Lieferanten wurden die Wohnvisionäre gegründet: bundesweit ausgewählte Raumausstatter, die sich regelmäßig informell über Strukturfragen des eigenen Berufsstandes beraten. "Jeder kann vom anderen lernen und so sicherstellen, dass er Trends nicht verpasst", erklärt Daniel Buttmi. "Manchmal geht es auch nur um Kleinigkeiten im eigenen Laden, für die man selbst betriebsblind geworden ist." Die Inhaber haben in diesen guten Zeiten durchaus schon mit dem Gedanken gespielt, sich mit einem angrenzenden Geschäft mit direktem Zugang zur Straße räumlich zu erweitern. Aber: Darin würde dann nicht ein erweitertes Sortiment angepriesen, sondern eine eigene Werkstatt eingerichtet werden. "Für einen nachhaltigen Markterfolg zählt die Fachkompetenz", resümiert Daniel Buttmi, "und nicht die Fassade."
aus Carpet Magazin 04/14 (Handel)