Afghanmade Carpets
Auf Expansionskurs
Während die Produktion von handgefertigten Teppiche von Jahr zu Jahr herausforderungsvoller wird, schließen sich immer mehr Produzenten dem Netzwerk von Afghanmade Carpets an und nutzen dessen Infrastruktur in Afghanistan. Die Initiative verbindet professionelle Produktionsbedingungen mit nachhaltiger Aufbauhilfe. Partnerunternehmen können durch eine gemeinsame Präsenz auf internationalen Messen neue Absatzmärkte erschließen.
Die Situation in den klassischen Knüpfländern stellt heute viele Produzenten vor Probleme, denn die Produktionskapazitäten gehen vielerorts kontinuierlich zurück. Diese Entwicklung lässt befürchten, dass mancherorts nicht nur ein Wirtschaftszweig, sondern ein ganzes Handwerk und damit ein Teil der kulturellen Identität verloren geht. Deshalb müssen vor allem Hersteller und Importeure heute vorausschauend ihre Bezugsquellen auswählen.
Afghanistan bietet in seiner besonderen Situation mit einer langen Knüpftradition, abgeschiedenen ländlichen Regionen und einer gezielten Unterstützung durch ausländische Hilfsorganisationen ein vergleichsweise stabiles Umfeld für die Teppichproduktion. Schätzungen gehen davon aus, dass bis zu einer Million Afghanen über die gesamte Produktionskette hinweg vom Teppich leben. Zu den Förderern der Branche gehört Afghanmade Carpets, eine Initiative der Task Force for Business & Stability Operations des US-Verteidigungsministeriums. Afghanmade Carpets ist in zahlreichen Orten des Landes tätig, wie Kabul, Jalalabad, Bamyan, Mazar-e-Sharif, Aq Cha, Shebregan, Andkoy und vielen ländlichen Regionen.
Die Organisation gewährleistet Qualitätskontrolle, Trainingsmaßnahmen und Marketing. Außerdem führt Afghanmade seine Partnerunternehmen mit afghanischen Herstellern und Dienstleistern zusammen. Dabei zeigt sich, dass die Bedürfnisse der Afghanmade-Partner unterschiedlich sind. "Einige Unternehmen nehmen lediglich unsere Qualitätskontrolle in Anspruch, während sie nicht vor Ort sind, andere legen alle Prozessschritte bis zur Lieferung komplett in unsere Hände", erklärt Afghanmade-Projektmanagerin Lisa Sanchez.
Immer mehr Unternehmen schließen sich Afghanmade Carpets an: Mittlerweile 15 Partner gibt es - Tendenz steigend. Sie kommen aus den USA, Großbritannien, Italien, Spanien, Österreich und Chile und profitieren durch die Möglichkeit der Nutzung eines Gemeinschaftsstandes auf Messen auch bei der internationalen Vermarktung. In diesem Jahr war Afghanmade Carpets auf insgesamt sechs Veranstaltungen in aller Welt vertreten.
Zu den Käufern der Teppiche gehören vor allem anspruchsvolle Händler. Nicht zuletzt durch den Messeauftritt auf der Maison & Objet in Paris seien zahlreiche Innenarchitekten hinzugekommen, berichtet Sanchez. Einige Kunden wollen ihren Käufern die Idee hinter Afghanmade Carpets - die nachhaltige Aufbauhilfe für Afghanistan - näherbringen und erhalten dafür Informationsmaterial.
Aber wie wird man Afghanmade-Partner? "Ein Interessent muss sich eigentlich nur zum Bezug aller Produktionsmittel aus Afghanistan verpflichten und alle Fertigungsschritte vor Ort belassen", erklärt Sanchez. "Das beinhaltet auch das Spinnen und Färben sowie das gesamte Finishing." Für letzteres stellt Afghanmade zwei hochmoderne Einrichtungen mit Waschanlagen in Mazar-e-Sharif und Herat zur Verfügung. Außerdem müssen die Teppiche direkt aus Afghanistan zu ihrem Zielort verschickt werden. Damit soll der bisher gängige Transport zum Waschen und Export nach Pakistan verhindert werden, einer einen erheblichen Teil der Wertschöpfung in das Nachbarland verlagert.
"Alle unsere Partnerunternehmen könnten ihre Ware genauso gut in Pakistan kaufen, haben sich aber ganz bewusst für eine Zusammenarbeit mit Afghanmade entschieden", resümiert Sanchez. "Sie fragen uns ständig nach Hintergrundinformationen und sogar nach Fotos von den Knüpferinnen - denn ihnen ist es jenseits des konkreten Produktionsprozesses wichtig, Menschen aktiv zu helfen." Teddy Sumner vom Afghanmade-Partner Michaelian & Kohlberg aus New Jersey bringt es auf dem Punkt: "Ein nachhaltiges Einkommen ist die richtige Art der Hilfe."
Mitgliedsunternehmen
-Michaelian & Kohlberg (USA)
-Matt Camron (USA)
-Eliko (USA)
-Ignacio Larrain (Chile)
-James Opie (USA)
-Oritop (Austria)
-Christopher Farr (USA/GB)
-Material Culture (USA)
-ABC Italia (Italy)
-Nodus (Italy)
-Nani Marquina (Spain)
-Fort Street Studio (USA)
-Wool & Silk (USA)
-Landry&Arcari (USA)
-Kristiina Lassus (Italy)
Afghan Made: Veranstaltungskalender 2014
-Domotex - Hanover, Januar
-Maison & Objet - Paris, Januar
-Atlanta International Rug Market - Atlanta, Januar
-EDIT by designjunction - Milan, April
-The Rug Show - New York, September
-designjunction - London, September
aus
Carpet Magazin 04/14
(Teppiche)