Betten Ortmann
Boxspring als Umsatzmotor
Oberhausen. Zum Thema Boxspring gibt es keine zwei Meinungen - zumindest, wenn es nach Bernd Schütte geht. Der Bettenfachhändler aus Oberhausen verdankt dem damit verbundenen Trend einen erheblichen Aufschwung: Sein Umsatz stieg dank der Luxusbetten deutlich. Aufgrund der großen Nachfrage vergrößerte er mit einem zusätzlich angemieteten Ladenlokal daher seine Verkaufsfläche.
Es ist nicht leicht für den Einzelhandel im Oberhausener Stadtteil Sterkrade. Das "CentrO" mit 120.000 Quadratmetern Verkaufsfläche ist ein Kundenmagnet, der seit 1996 die so genannte Neue Mitte der Ruhrgebietsstadt prägt. "Das hat viel Frequenz abgezogen", erzählt Bernd Schütte, der das 1810 gegründete Traditionshaus Betten Ortmann vor 29 Jahren übernahm, also schon deutlich vor der Eröffnung des riesigen Shopping-Areals.
Mit dem Fachmarktzentrum "Sterkrader Tor" wurde vor sieben Jahren versucht, die Innenstadt im flächenmäßig größten Oberhausener Stadtteil wieder zu beleben. Auch der größte Wochenmarkt der Stadt trägt, nur wenige Schritte von Betten Ortmann entfernt, zur Lebendigkeit im Quartier bei. Neuerdings ist auch das Thema Boxspring sehr prominent vertreten: Zusätzlich zum Stammgeschäft mietete Bernd Schütte an einer gut frequentierten Hauptstraße in unmittelbarer Nähe ein Ladenlokal mit großer Schaufensterfront an, das täglich von 8.000 Fahrzeugen passiert wird. Die auffällige Leuchtreklame weist auf die neue Boxspring-Ausstellung hin, die Schütte hier auf zwei Etagen etablieren konnte.
Erst vor gut zwei Jahren führte der Fachhändler Boxspringbetten ins Sortiment seines Hauses ein. In der Ausstellung waren zunächst vier Betten zu sehen. Nach einem großen Umbau im Herbst 2012 und der damit einhergehenden Vergrößerung der Verkaufsfläche im Untergeschoss stieg die Zahl der Betten schnell auf 16 an. Der Erfolg gab dem Inhaber recht.
Dass der Boxspring-Bereich in diesem Jahr erneut erheblich wachsen würde, war zunächst nicht vorgesehen - und irgendwie doch. "Ich wollte eigentlich mit dem Investieren abschließen", sagt Schütte, dem man dies angesichts seines Alters von 74 Jahren nicht verdenken kann. "Aber es macht mir immer noch Spaß, etwas zu bewegen." Also bewegte er. Auf rund 300.000 Euro beziffert Schütte die Gesamtinvestitionen der letzten drei Jahre. "Man muss immer gewisse Aktivitäten entwickeln, sonst wird man nicht ernst genommen."
Motiviert haben dürfte ihn, dass mit dem Thema Boxspring der gesamte Matratzenumsatz anzog. Im Vergleich zu 2012 verbucht Schütte nach eigenen Angaben heute ein Plus von 180 Prozent bei den Luxusbetten, 20 Prozent des Matratzenumsatzes entfallen nun auf Boxspringbetten. "So konnten wir die gesamten Investitionskosten in den letzten drei Jahren zusätzlich erwirtschaften", erklärt der Fachhändler und freut sich über eine "beachtliche Ergebnissteigerung". Momentan wechseln bei Ortmann nach Schüttes Angaben ein bis zwei Boxspringbetten täglich den Besitzer. Damit geht auch ein erheblicher logistischer Mehraufwand einher, den die 17 Mitarbeiter (12 auf Vollzeit) stemmen müssen.
Neben der ABK-Verbandsmarke "Royal Dream" führt Schütte im Boxspring-Bereich seine Eigenmarke "Traumsiegel", an der ihm die Markenrechte gehören, sowie Betten von Riviera und van Landschoot. Dass hochwertige Betten auch eine entsprechende Präsentationsfläche erfordern, führte im Frühjahr 2014 zur Anmietung des zusätzlichen Ladenlokals, das durch den rückwärtigen Eingang des Haupthauses mit wenigen Schritten erreicht wird. Hier präsentierte Betten Ortmann sich zunächst auf einer Etage, bevor Mitte November 2014 auch die Erweiterung im ersten Stock fertiggestellt war, so dass jetzt 51 Betten auf rund 300 Quadratmetern Ausstellungsfläche gezeigt werden. Moderne LED-Technik rückt die Räume ins rechte Licht.
Durchgehend offen zugänglich ist die Ausstellung während der Geschäftszeiten nicht - Kunden, die im Haupthaus zur Beratung vorbeischauen, werden von dort gezielt vom Verkaufspersonal in die Boxspring-Dependance, die Showroom-Charakter hat, geführt, ansonsten sind die Räume verschlossen. Nicht jeder Neugierige, der nur unverbindlich schauen möchte, gelangt also in die Ausstellung. Das ist so gewollt: Personal, das ansonsten in verkaufsschwachen Zeiten hier gebunden wäre, kann so im Haupthaus eingesetzt werden. Denn bei aller Expansion betont Schütte: "Wir müssen auch die Kosten im Blick behalten."
In der Matratzenabteilung bei Ortmann finden sich neben den Eigenmarken Traumsiegel und Chiro Perfecta Namen wie Diamona, Brinkhaus, Irisette und Rummel. Mit Tempur macht der Fachhändler 15 Prozent des Matratzenumsatzes. "Die Marke hat uns Preislagen erschlossen, die wir sonst nicht erreicht hätten", resümiert Schütte.
Wichtiger Frequenzbringer im Hauptgeschäft sind Bettwäsche, Frottierwaren und Bettwaren, die bei Ortmann in üppiger Vieltfalt präsentiert werden. Für zusätzliche Aufmerksamkeit sorgt die neue rückwärtige Fassade mit einem weiteren Eingang. Er liegt gegenüber eines Krankenhauses, das automatisch für Publikumsverkehr in der Nebenstraße sorgt.
Mit der neuen Boxspring-Abteilung setzt Schütte auf eine Mittelschicht-Klientel ab etwa 40 Jahren aufwärts. Sein Angebot ist bewusst auch konsumig gehalten, um breite Käuferschichten zu erreichen. Alle sechs Wochen streut der Fachhändler einen 12-seitigen Prospekt in der Region. Mit zusätzlicher Werbung im Lokalradio versucht er, auch junge Käufer zu erreichen. Denn auch die sei dem Thema Boxspring gegenüber aufgeschlossen, wenn der Preis stimme.
Ein Ende der positiven Entwicklung sieht er derzeit nicht: "Ich bin der Meinung, dass in fünf Jahren jedes fünfte verkaufte Bett eine Boxspringbett ist", sagt Schütte, der auch eine Erklärung hierfür hat: "Der Trend zum Wohnlichen hat das Schlafzimmer erreicht und geöffnet. Früher ließ man dort niemand herein - heute zeigt man es gerne vor."
aus
Haustex 01/15
(Handel)