Dr. Matthias Hirsch, Geschäftsführer Kiesel Bauchemie

Richtig spachteln Herausforderung für den Verleger

Spachtelmassen für die Untergrundvorbereitung von Parkett müssen vielseitige Anforderungen erfüllen. Dazu gehört neben schneller Aushärtung eine hohe Festigkeit, um Scher- und Zugkräfte sicher abzuleiten und zu kompensieren. Die eingesetzten Klebstoffe sollten perfekt zur Spachtelmasse passen und auf diese abgestimmt sein. So sollte zum Beispiel die Spachtelmasse idealerweise das Abbindeverhalten des Parkettklebers beschleunigen.

Vom Bundesverband Estrich und Belag (BEB) gibt es zwar - zum Teil gemeinsam mit dem Zentralverband Parkett und Fußbodentechnik (ZVPF) - ausgearbeitete Merkblätter, die auch die Untergrundvorbereitung von Parkettböden behandeln. Letztendlich existieren jedoch in Deutschland keine verbindlichen Vorschriften, die eine Spachtelmasse als besonders geeignet für die Verlegung von Parkett ausweist. Und innerhalb der Europäischen Union werden Bodenspachtelmassen normativ nicht von Estrichen unterschieden. Das heißt: Wenn eine Spachtelmasse für die Verlegung von Parkett ausgelobt wird, ist der Hersteller gefragt. Jeder Bauchemiespezialist hat dazu im Laufe der Zeit seine eigenen Vorstellungen und Rezepturen entwickelt, auf denen dann die entsprechenden Empfehlungen basieren.

Dabei kann eine Spachtelschicht unter Parkettböden über den Höhen- und Ebenheitsausgleich hin-aus einige Vorteile bieten, insbesondere bei hohen Anforderungen an die Oberfläche. Beispiel große Dielen: Bei diesen Formaten ist oftmals die Ebenheit des vorhandenen Estrichs nicht ausreichend, sodass eine Egalisierung mittels Spachtelung erforderlich wird. Beispiel Mosaik- oder Hochkantlamellen-Parkett: Bei Verlegung auf einer gespachtelten Fläche werden die Elemente besser eingebettet. Auch der Schleifaufwand reduziert sich, da der verlegte Boden erkennbar weniger Überzähne hat. Beispiel Zweischichtparkett: Die Art erfordert zwar keinen gespachtelten Untergrund, im Ergebnis wirkt der Boden auf der gespachtelten Fläche aber ruhiger.

Die Auswahl


Holz ist ein Naturprodukt. Als solches reagiert dieser Werkstoff auf jahreszeitlich schwankende Witterungseinflüsse wie hohe Luftfeuchtigkeit im Sommer oder niedrige Luftfeuchtigkeit im Winter mit Quellen, Schwinden, Reißen und Verziehen. Aufgrund der feuchteabhängigen Dimensionsänderungen von Holz stellen Parkettböden hohe mechanische Anforderungen an den Untergrund und an die zu dessen Nivellierung eingesetzten Spachtelmassen. Demzufolge können keine weichen, nicht fest genug aushärtenden Spachtelmassen eingesetzt werden. Ohne entsprechende Festigkeit können sie nicht der Dynamik des Parketts standhalten. Die Spachtelmasse liefe Gefahr, dass die nicht zu unterschätzenden Kräfte des Holzes in sie hineinwirken und zu Rissen oder gar zur Spaltung führen.

Eine weitere große Rolle spielt die Spachteldicke, um Quell- und Schwindkräfte des Parketts schadlos aufnehmen zu können. Empfohlen wird deshalb, Spachtelarbeiten unterhalb von Parkett in Mindestschichtdicken von
2 mm auszuführen.

Eine andere wichtige Voraussetzung, damit eine Spachtelmasse sich als Untergrund für Parkett eignet: Es darf sich kein Wasser bilden, das wiederum in das Holz eindringt und dessen bereits beschriebenen Reaktionen auf Feuchte zusätzlich verstärkt. Die in der Spachtelmasse enthaltene Flüssigkeit muss deshalb so schnell wie möglich kristallin gebunden werden. Positiver Nebeneffekt für den Parkettleger: Die schnelle Trocknung und Aushärtung des Untergrundes ermöglicht ihm, dass er schon nach kurzer Zeit - in der Regel nach einem Tag - seine Arbeit fortsetzen und das Parkett kleben kann.

Als Konsequenz aus diesen Anforderungen kommen unter Parkett überwiegend hochfeste Zement- oder Calciumsulfat-Spachtelmassen zum Einsatz. Zementäre Massen haben den Vorteil der tendenziell schnelleren Durchtrocknung.

Die Verarbeitung


Zuerst erfolgt nach der Untergrundvorbereitung - Schleifen und Absaugen - ein sattes Grundieren bzw. Vorstreichen auf dem vorliegenden Untergrund. Ein Absanden erfolgt nur noch in Einzelfällen beim Einsatz von Epoxidharzgrundierungen oder Polyurethan-Vorstrichen.

Die Anrührzeit sollte so lang bemessen sein, dass sich alle Rezepturbestandteile im Wasser lösen können. Nach dem Anrühren der Masse eine Reifezeit von etwa fünf Minuten folgen lassen, danach die Masse nochmal aufrühren.

Beim Auftragen auf ausreichende Dicke der Schicht achten. Dies wird am besten durch Rakeltechnik gewährleistet. Unterschiede zwischen Vertiefungen und Erhöhungen im Untergrund können dadurch besser angeglichen werden als bei der Arbeit mit der Glättkelle.

Die Trocknungszeit der Spachtelmasse ist entscheidend vom Produkt selbst. Es gibt unter Parkett geeignete Spachtelmassen, die bereits nach zwölf Stunden belegreif sind. Bei anderen kann dies je nach Schichtdicke bis zu fünf Tage dauern. Wichtig sind hier noch die raumklimatischen Bedingungen; diese haben bei jeder Masse einen wesentlichen Einfluss auf das Trocknungsverhalten der Spachtelmasse.

Ein Reinigungsschliff ist vor der Verlegung von Parkett nur dann notwendig, wenn nach dem Spachteln die Flächen verunreinigt wurden.
aus Parkett Magazin 01/15 (Handwerk)