Innungen für Parkett und Fußbodentechnik

Plädoyer für Innungs- Mitgliedschaft


Innungen für Parkett und Fußbodentechnik geht es wie politischen Parteien und Vereinen: Ihre Mitgliederzahlen stagnieren bestenfalls oder nehmen leicht ab. Dabei haben die Innungen viel zu bieten. Andererseits gibt es ein beachtliches Potenzial an Parkett- und Bodenbelagsbetrieben, die den Innungen abseits stehen. Wie könnten sie für eine Mitgliedschaft gewonnen werden?

Den 21 Innungen des Parkett- und Bodenlegerhandwerks der Länder und Regierungsbezirke sind rund 1.100 Betriebe für Parkett und Fußbodentechnik angeschlossen. Weitaus mehr Betriebe sind nicht innungsgebunden. Sie findet man in den Gelben Seiten der Post vor Ort. Oder im Internet. Wobei mancher Betrieb mit seiner Homepage zwar im Internet vertreten ist, nicht aber in den Gelben Seiten und umgekehrt. Erstaunlich.

Torsten Weber, Obermeister der Innung Nordost, bezeichnete im ParkettMagazin die Gewinnung neuer Mitglieder als eines der wichtigsten Ziele der Innungsarbeit. Bevor hier nach Wegen gesucht wird, neue Mitglieder für die Innungen zu gewinnen, ist die Frage zu beantworten: Warum so viele Betriebe abseits stehen? Was hielt sie bisher davon ab, einer Innung beizutreten? Immerhin handelt es sich bei den meisten um Fachbetriebe, die von Parkettlegern und Bodenbelagsfachleuten nach allen Regeln des Handwerks geführt werden.

Etliche Firmeninhaber werden denken: Wir haben genügend Aufträge, uns geht es gut. Was kann die Innung da noch für Vorteile bringen? Oder: Als Mitglied in der Innung wird mir nur Zeit gestohlen für Schriftkram, Veranstaltungen und anderes mehr. Auch die Beitragskosten könnten ein Grund für Desinteresse sein. Horst Hormeß, Inhaber von Teppich-Hormeß in Erlangen, kennt diese Kosten nicht, meint aber "Da wir keine Auszubildenden haben, bietet mir die Mitgliedschaft keine Vorteile". Außerdem sei man seit 44 Jahren ohne Innung ausgekommen.

Eine weitere Frage ist, was die Innungen tun können, um die vorhandenen Mitglieder bei Stange zu halten? Leichte Frustration spricht aus der Stellungnahme einer Mitgliedsfirma der Innung Parkettlegerhandwerk und Fußbodentechnik Baden-Württemberg Süd (Name der Redaktion bekannt): "Ich bin Mitglied der Innung, weiß allerdings nicht, warum? Ich denke, es geht mehreren meiner Innungskollegen genauso. Viele kommen schon seit Jahren nicht mehr zu den Innungsversammlungen. Bei den Innungen und im Landesverband gibt es leider Strukturen und Denkweisen, die schon lange nicht mehr zeitgemäß sind. Spricht man offen darüber, wird man belächelt. Auf die Frage, warum immer weniger Mitglieder zu den Versammlungen kommen, gibt es keine Antwort".

Wenn also die Gründe für "Innungsabstinenz" bekannt sind, stellt sich die Frage: Was können die Innungen tun, um ihre Mitglieder zu halten und neue anzuwerben? Soviel steht fest, von selbst kommt niemand.

Ideen und Aktionen sind gefragt


Auf vielen Innungs-Webseiten sind Antragsformulare für Mitgliedschaft eingestellt. Glaubt man ernsthaft, so Mitglieder gewinnen zu können? Nein - es darf nicht darauf gewartet werden, dass sich Parkett- und Bodenleger auf diese Weise entscheiden. Die Innungen müssen vielmehr aktiv auf sie zugehen. Dafür wäre eine telefonische Ansprache zweifellos die beste, allerdings auch mühsame - weil zeitraubende - Methode. Daher empfiehlt sich ein Mailing, früher Werbebrief genannt. Auch diese Form der Werbung kann durchaus persönlich gestaltet werden.

Die Abbildung rechts zeigt einen Entwurf. Darin sind einige Leistungen aufgeführt, die Innungen für ihre Mitglieder bieten. Allerdings längst nicht alle. Dafür reicht der Platz nicht. Dieses Mailing ist dazu da, einen ersten Kontakt herzustellen. Denkbar wäre auch, dem Brief eine Broschüre mit detaillierter Leistungsdarstellung beizufügen, falls so etwas vorhanden ist. Der hier vorgestellte Text des Mailings ist lediglich als Anregung zu verstehen. Jede Innung ist frei, ihre Werbung nach eigenem Gutdünken zu formulieren.

Als werbewirksam hat sich auch das so genannte Testimonial erwiesen. Darunter versteht man in der Werbung die glaubhafte Aussage eines Beteiligten bzw. Nutznießers, in diesem Fall eines Innungsmitgliedes. Im Brieftext käme mit Bild der Parkettleger XY zu Wort, der die Kollegen mit überzeugenden Argumenten für eine Innungsmitgliedschaft umwirbt. Kein fiktiver Parkettleger wohlgemerkt, sondern einer aus der Mitte der Innung. Denkbar wäre beispielsweise eine Aussage wie: "Mein Parkettfachbetrieb besteht seit 1991. Vor zwölf Jahren traten wir der Innung Nordost bei. Diesem Engagement habe ich die Ausbildung meiner Mitarbeiter zu Gesellen und Meistern zu verdanken und jede Art fachlicher Unterstützung. Mein Betrieb ist - nicht zuletzt mit Hilfe der Innung -wettbewerbsfähig und für die Zukunft gut gerüstet".

Falls jemand auf die Idee kommen sollte, statt eines Mailings per Post die Werbebotschaft per E-Mail zu versenden, weil die E-Mail Adressen der anzusprechenden Betriebe ja ebenso bekannt sind wie die Postadressen und der Postweg überdies Portokosten verschlingen würde, so ist von solchem Vorhaben dringend abzuraten. Denn in punkto persönlicher Ansprache ist der gute alte Werbebrief der E-Mail klar überlegen. Der Portoaufwand lohnt sich allemal. Dem Brief wird mehr Aufmerksamkeit geschenkt als einer Mail. Wie geht man vor?

Da wäre zunächst die Adressenbeschaffung. Entweder über einen Adressenverlag, der die Parkett- und Bodenlegeradressen liefert, aufgeteilt nach Postleitzahlen. Oder es hilft, falls man sich diese Kosten sparen möchte, die akribische Suche im Internet. Das Innungsgebiet ist bekannt.

Die in den Städten und Kommunen dieses Gebietes vorkommenden Parkett- und Bodenbelagsbetriebe sind in den Gelben Seiten zu finden. Dann erfolgt ein Abgleich mit den Adressen der eigenen Mitglieder, um die zu umwerbenden Betriebe herauszufiltern.

Der Ausdruck auf dem vorhandenen Innungsbriefbogen kann selbst bewerkstelligt werden - und ab geht die Post. Die Unterschriften der absendenden Personen sollten unbedingt handschriftlich erfolgen.

Das unterstreicht den persönlichen Charakter der Werbung. In den daraus resultierenden Gesprächen mit Interessenten ist darauf hinzuweisen, dass die Betriebe zunächst Gaststatus haben können, um mal hinein zu schnuppern und die Innungsarbeit kennenzulernen.

Eine andere Überlegung wäre auch, die Innungsmitglieder dazu aufzurufen, Kollegenbetriebe für eine Mitgliedschaft zu interessieren. Oft sind ihnen Betriebsinhaber von gemeinsam besuchten Veranstaltungen oder von anderen Gelegenheiten her bekannt. Solche Kontakte können wertvoll sein.

Um es nochmals zu betonen: Bis jemand von selbst anklopft und um Aufnahme in die Innung bittet, kann man lange warten. Nichts tun bringt nichts. Aktive persönlich gestaltete Werbung ist gefragt. Einige Anstöße sind hier gegeben. Jürgen Bruhn
aus Parkett Magazin 01/15 (Handwerk)