Christoph Ruhland (26): Parkettlegermeister aus Wertheim

Betriebsgründung noch während des Meisterkurses


Der Weg zum Parkettlegermeister war für Christoph Ruhland als Teil eines Familienbetriebs vorgezeichnet. Seine Begeisterung für den Werkstoff Holz motivierte ihn zusätzlich. Doch dass er mit 24 bereits einen eigenen Betrieb führen sollte, kam überraschend. Der Betriebsaufbau noch vor Ende des Meisterkurses kostete ihn Nerven. Jetzt mit der Routine und dem Erfolg legt sich die Anspannung.

Baustelle, Büro, Kundentermine - plötzlich alles allein unter einen Hut bringen zu müssen, beschreibt Christoph Ruhland als seine größte Herausforderung beim Start mit der neuen Firma. Die Nerven lagen da öfter blank. So frisch nach dem praktischen Teil der Meisterprüfung fühlt man sich unsicher. Es fehlt die Routine, und auch das kostet Zeit. Auch die Souveränität bei Kundengesprächen erfordert Erfahrung. Zumal gerade ältere Kunden meinen, bei einem jungen Meister besonders viel hinterfragen zu müssen. An die ersten Termine denkt er daher mit Horror. Doch das ist wie beim Fahrrad fahren, irgendwann reagiert man intuitiv richtig, hat er festgestellt. Sein Vater Michael Ruhland, Estrich- und Parkettlegermeister, geprüfter Parkettrestaurator sowie öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger, war für ihn in dieser ersten Zeit ein ganz wichtiger Mentor.

In den Familienbetrieb hineingewachsen


Als Bub verdiente sich Christoph Ruhland bereits sein erstes Taschengeld in der Firma seines Großvaters mit dem Nuten und Federn von Parkettstäben. Mit seinem Vater, der im Familienbetrieb arbeitete und ihn auch als Geschäftsführer leitete, war er in den Ferien auf den Baustellen unterwegs. Die Farben der Hölzer und das exakte Zusammenfügen der Teile zu Parkettmustern
begeisterten ihn und auch deshalb erlernte er den Beruf des Parkettlegers. Damit wären für den Familienbetrieb die Weichen auch für die übernächste Generation gestellt gewesen.

Frust durch fehlende Nachfolgeregelung


Es kam anders: Christoph Ruhland hatte gerade die Fachpraktischen Teile I und II der Meisterprüfung bestanden. Der Großvater zögerte trotz mündlicher Zusage eine schriftliche Nachfolgeregelung immer wieder hinaus. Deshalb entschied sich Christoph Ruhland 2011 zusammen mit seiner Mutter Sabine Ruhland nebenan eine eigene Firma für Parkett, Estrich, Bodenbeläge und Restauration zu gründen: Rumoboden-Ruhland GbR. Beide sind Inhaber dieser Gesellschaft bürgerlichen Rechts. Sabine Ruhland kümmert sich im Betrieb um die Buchhaltung. Um einem weiteren Generationskonflikt vorzubeugen, firmierte sein Vater parallel als vereidigter Sachverständiger mit einem eigenen Büro. Zudem ist er als Vorsitzender der Berufsfachschule Estrich und Belag in Feuchtwangen tätig. In der Firma seines Sohnes arbeitet er nur als Berater mit und springt ein, wenn Not am Mann ist.

Rumoboden-Ruhland GbR startet durch


Im Gegensatz zu einer Betriebsübernahme mussten nun alle Maschinen neu beschafft werden. Das erforderte Kapital. Zudem musste ein eigener Kundenstamm erschlossen und Ware vorfinanziert werden. Mit Umsicht und manchem Verzicht konnte alles bisher ohne Fremdkapital gemeistert werden. Dem Jungunternehmer ist selbstbestimmtes Handeln und ein ruhiger Schlaf wichtig. Nachdem sich die Lage gut entwickelt hat, konnte ein Jahr später ein Geselle eingestellt werden. Christoph Ruhland konnte deshalb den Meisterkurs mit den theoretischen Teilen III und IV in Vollzeit beenden. Am 22. Juni 2012 erhielt er dann den Meisterbrief im Parkettleger-Handwerk. Für sein erstklassiges Prüfungsergebnis wurde er mit dem Meisterpreis der bayerischen Staatsregierung ausgezeichnet.

Obwohl der Betrieb in Wertheim geografisch zu Württemberg gehört, absolvierte er seine Ausbildung in Bamberg und Würzburg und ist Mitglied in der Innung für Parkett und Fußbodentechnik Unterfranken. Er darf aber als Gebietsfremder nicht in den Vorstand gewählt werden, eine Groteske der Satzung, die zu verbessern wäre. Doch die Vernetzung und der schnellere Informationsaustausch mit dem ZVPF sind für ihn die entscheidenden Vorteile der Innungsmitgliedschaft.

Verantwortung übernehmen


Sein Wissensstand und die Erinnerung an die eigene Prüfung sind noch frisch. Hinzu kommen erste Erfahrungen und handwerkliches Können, das er jetzt an seine Auszubildende weitergibt. Die 19-jährige Abiturientin ist bei ihm seit Juli 2013 in Ausbildung und will mit verkürzter Lehrzeit in zwei Jahren ihren Gesellenbrief schaffen. Eine sportliche Leistung für beide Seiten.

Außerhalb des Betriebes beteiligt Ruhland sich als Ausbilder bei der ÜLU, der überbetrieblichen Lehrlingsunterweisung der Innung Unterfranken. Er findet es gut, dass alte Techniken und Serienschnitte in der Ausbildung noch gelehrt und geübt werden, auch wenn die einfachere Verlegung von Nut- und Federware heute gängige Praxis ist und genutetes Stabparkett fast nur noch in der Prüfung zum Einsatz kommt. Der Wissensschatz sollte im Handwerk erhalten bleiben.

Seinen Weg finden


Dass er in seinem Betrieb nur noch selten Massivparkett verlegt, weil bei den Kunden in der Region zu wenig Nachfrage besteht, ist für Christoph Ruhland eine bedauerliche Realität. Estrich-Belag-Parkett haben bei den Aufträgen je ein Drittel Anteil. Beim Parkett sind es vorwiegend Zwei- und Dreischicht-Dielen. Rund die Hälfte seiner vorwiegend privaten Kunden sind Renovierer, und da ist dann allerdings auch Parkett schleifen und aufarbeiten ein Thema.

Begeisterung für dieses Handwerk belegt insbesondere seine Meisterplatte aus Birne, Eiche, Nussbaum, Wenge und Ahorn in einem aufwendigen Muster. Eine Weiterbildung zum Parkettrestaurator ist für ihn noch ein erstrebenswertes Ziel. Doch dieser Kurs ist dann eher seiner Leidenschaft für die Farben und Strukturen der Hölzer geschuldet als der betrieblichen Notwendigkeit.

Sein Faible für den natürlichen Werkstoff und exklusives Design lebt er derzeit in seiner "Freizeit" aus, wenn er sich seine eigenen Möbel baut. Das extra starke Furnier für seinen Computertisch schnitt er aus gedämpften Eichendielen mit Alterungsrissen, die er hell spachtelte.


Ruhland GbR - Rumoboden


Inhaber: Christoph Ruhland, Sabine Ruhland
Jahnstraße 7
97877 Wertheim-Mondfeld
E-Mail: info@rumoboden.de
Inernet: www.rumoboden.de

Gründung: 2011
Profil: Meisterbetrieb mit 5 Personen
Mitgliedschaft: Innung Parkett- und Fußbodentechnik Unterfranken, Bundesverband Estrich und Belag BEB, Innung Estrich und Belag Württemberg, Fachverband Fußbodenbau Baden-Württemberg
Leistungsspektrum: Parkett, Estrich, Bodenbeläge, Restauration
Auftraggeber: Zu 80 % Bauherren und Renovierer im Umkreis von rund 50 Kilometern. Etwa 20 % der Aufträge entfallen auf Objekte bis 1.000 m2.
Meisterkurs: Teil I und II in Teilzeit im BTZ in Bamberg 2009/2010; Teil III und IV in Vollzeit in der Handwerkskammer Würzburg
aus Parkett Magazin 02/15 (Handwerk)