GfK-Studie: Deutsches Wohnzimmer 2015
Drei Wohntypen: traditionell, pragmatisch und stilvoll
Das deutsche Wohnzimmer 2015 gibt es nicht. Aber der GfK Verein hat in einer Studie drei Wohntypen ermittelt und die jeweiligen Besonderheiten herausgearbeitet. Was sie eint, ist die Vorstellung vom Wohnzimmer als einem individuell gestaltbaren Raum und Ort des gemütlichen Beisammenseins.
Ein Dach über dem Kopf zu haben ist ein menschliches Grundbedürfnis. In der modernen Konsumgesellschaft sind Wohnung und Einrichtung aber auch Ausdruck eines bestimmten Lebensstils. Das trifft besonders auf das Wohnzimmer zu. Deshalb gibt es auch nicht das typische deutsche Wohnzimmer, wie die Studie des GfK Vereins herausgefunden hat. "Dafür sind die Unterschiede in den Lebenswelten zu groß", erklärt Ronald Frank, Leiter Studien. Aber immerhin ist es den Marktforschern gelungen, drei grundlegend verschiedene Wohntypen herauszuarbeiten: den älter-traditionellen, den jung-pragmatischen und den gehoben-stillvollen.
Mit einem Anteil von 40 % ist der älter-traditionelle Typ der am meisten verbreitete in Deutschland. Sein Wohnzimmer ist durchschnittlich 22 m
2 groß und klar auf das Wohnen ausgerichtet. Typische Einrichtungsmerkmale sind eine Strukturtapete in Beige, Teppichboden, Vorhänge und ein braunes Stoffsofa mit passendem Sessel. So eingerichtet leben eher ältere Personen (Stichwort: alternde Gesellschaft) und Familien mit geringem Einkommen.
Gemütlich soll es sein
Anders sieht es in den rund 30 % der Wohnzimmer aus, die der GfK Verein als jung-pragmatisch charakterisiert. Auf im Schnitt 23 m
2 geht es variabel zu; außer fürs Wohnen wird der Raum auch zum Essen oder Arbeiten genutzt. Das Ambiente ist eindeutig moderner: Weiße Raufaser an der Wand, weiß lackierte Türen und eine Polsterlandschaft in Grautönen.
Ebenfalls rund 30 % entfallen auf den gehoben-stilvollen Wohntyp, von denen zwei Drittel im eigenen Haus leben. Diese rund 12 Mio. Haushalte sind für die Einrichtungsbranche besonders interessant: Sie haben nicht nur mit durchschnittlich 30 m
2 das größte Wohn- und Esszimmer, sondern 38 % von ihnen verfügen auch über ein Haushalts-Nettoeinkommen von mindestens 3.000 EUR im Monat.
Innerhalb dieser Typengruppen sorgen Einflussfaktoren wie Alter, Geschlecht und kultureller Hintergrund für eine sehr unterschiedliche Einrichtung. Eines eint die Befragten jedoch: Alle sehen im Wohnzimmer einen individuell gestaltbaren Raum und Ort des gemütlichen Beisammenseins. "Wohnzimmer bedeutet, Zeit für sich selbst und für die Familie oder den Partner zu haben", beschreibt Studienleiter Ronald Frank.
Wenn es also nicht gelingt, das typische deutsche Wohnzimmer zu ermitteln, hat man beim GfK Verein zumindest das durchschnittliche beschrieben: Es ist 25 m
2 groß und sein Herzstück ist die Couch - drei von vier Haushalten haben sich mit einem Sofa eingerichtet, meist in dezenten Farben gehalten. Dort sitzt man zusammen, redet miteinander, telefoniert, spielt, schaut fern oder surft im Internet.
Die Couch ist fast immer auf das TV-Gerät ausgerichtet, denn Fernsehen ist nach wie vor die Hauptbeschäftigung im Wohnzimmer. Doch liegen bei vielen Laptop oder Tablet griffbereit. Handy oder Smartphone hat die Mehrheit sowieso fast immer in Reichweite.
Der aktuelle Wohntrend in Deutschland ist klar, leicht und luftig: Die Wohnzimmerwände sind bei 53 % überwiegend in Weiß gestrichen. Sideboards, kombiniert mit Vitrinen, finden sich in mehr als der Hälfte der Wohnzimmer. Die traditionelle Schrankwand schätzen hingegen nur noch 28 % der Befragten.
Bei den Zuständigkeiten für die Einrichtung herrscht noch immer eine klare Rollenverteilung: Die Frauen sind für Details und Dekoration zuständig. Geht es um größere Anschaffungen, haben meist die Männer das Sagen.
Zur Studie
Mit einer Kombination aus quantitativen und qualitativen Methoden wurde untersucht, wie Wohnzimmer in Deutschland eingerichtet sind und welche Bedeutung dieser Raum hat. Im Herbst 2014 gaben in einer repräsentativen Erhebung 2.000 Männer und Frauen ab 14 Jahren Auskunft zu ihrer Wohnzimmereinrichtung, der technischen Ausstattung sowie den baulichen Gegebenheiten. Ergänzend erfolgte eine ethnografische Erforschung von 30 Wohnzimmern aus neun verschiedenen Lebenswelten. Gegenstand der qualitativen Interviews war die Bedeutung der Einrichtungsgegenstände im Wohnzimmer sowie der Motive, die hinter einer bestimmten Einrichtung stehen.
aus
Carpet Magazin 03/15
(Handel)