Nepal
Warum heißt es 60-knots?
In Carpet XL 1/2015 schrieben wir über die Bedeutung des Terminus "60-knots" bei Teppichen aus Nepal. Der Teppichfachmann und Buchautor Jim Ford hat Anmerkungen und Korrekturen zu dem Artikel, die wir hiermit gerne veröffentlichen.
Am Anfang war nur Iten-Maritz, der in Nepal Ware produziert hat. Die basierte auf alten Teppichen die ca. 70.000 - 75.000 Knoten pro Quadratmeter und einen verhältnismässig niedrigen Flor hatten. Eine spezielle Qualitätsbezeichnung für diese Ware gab es nicht, da keine erforderlich war. Man nannte sie einfach Tibeter-Teppiche.
Als Bryan Huffner ca. 1975 nach Nepal kam, sah er, dass man dort eine Ware produzieren könnte, die für seine Londoner Antikwäsche gut geeignet wäre. Diese sehr aggressive Wäsche brauchte vor allem eine Ware mit hohem, sogar sehr hohem und festem Flor. Deshalb bat Huffner die Hersteller, die Teppiche sehr dick knüpfen zu lassen. Dies war aber bei einer Einstellung von 75.000 Knoten nicht machbar. Er hat sie deshalb angewiesen, eine hochflorige Ware mit ca. 40.000 Knoten zu produzieren.
Wichtig ist hier die Tatsache, dass die tibetische Knüpftechnik eine Konstruktion favorisiert, die in der Breite des Teppichs viel mehr Knoten hat, als in der Länge. Hier ist ein großer Widerspruch zur persischen Knüpfweise, wo die besten Teppiche in beiden Richtungen die gleiche Knotenzahl aufweisen. Die Huffner-Ware hatte ein Verhältnis von zehn Knoten in der Breite zu sechs Knoten in der Länge. Die Knüpfvorlagen ("Nakhschas") wurden deshalb auf eine Art Millimeterpapier gezeichnet, das in quadratische Kästen gedruckt wurde, wo jeder Kasten 10 Rechtecke breit und 6 Rechtecke hoch war. Jeder Kasten auf diesem Papier, das nach wie vor so gedruckt wird, enthält also 60 Knoten. Die Teppiche wurden deshalb 60-Knot-Ware genannt.
Die Zahl der Knoten auf ein Inch oder ein Dezimeter wird damit nicht beeinflusst, nur das Verhältnis der Anzahl der Knoten in der Breite zur Anzahl in der Länge. Die Knotenzahl selbst ist teilweise davon abhängig, ob der Teppich mit verkreuzten Schussfäden oder unverkreuzten Schussfäden geknüpft wird, und außerdem davon, wie stark das Garn versponnen wird. Eine typische verkreuzte Ware hat ca. 15 Knoten pro Dezimeter in der Breite und 25 Knoten / dm in der Länge. Unverkreuzt fällt die Knotenzahl höher aus: mit verhältnismäßig fein versponnenem Garn kann man 18 x 30 Knoten pro Dezimeter erreichen.
Als die Amerikaner ein paar Jahre später einstiegen, wurde eine viel feinere Ware verlangt. Man einigte sich auf eine Struktur mit 10 x 10 Knoten per Inch (Es konnten aber auch 9 x 11 Knoten / inch oder 8 x 13 Knoten / inch sein). Es ist also richtig, zu sagen, dass eine 100-knot-Ware auch 100 Knoten per Quadratzoll aufweist. Wichtig ist aber, dass diese Rechnung nur für 100-knot Ware gilt, nicht aber für 60-knots oder 80-knots.
Vor vielen Jahren wurde ein Hersteller in New York angeklagt, weil seine Ware keine 60 Knoten per Quadratzoll aufwies. Es stand viel Geld auf dem Spiel. Der Hersteller hat den Fall gewonnen, als oben geschilderte Tatsachen dem Gericht vorgelegt wurden."
von Jim Ford
aus
Carpet Magazin 03/15
(Teppiche)