Deko+Gardine zieht Bilanz und schaut voraus
Gute Vorraussetzungen für ein erfolgreiches 2015
Nach Jahren des Rückgangs ging es für Möbelstoffe, Dekos und Gardinen 2014 endlich wieder bergauf. Daran konnten auch Ukraine-Krise/Russland-Sanktionen und die anhaltende Schwäche auf wichtigen Exportmärkten wie Frankreich und Italien nichts ändern. BTH Heimtex hat Vertreter der Branche gefragt, wie ihre Unternehmen 2014 abgeschnitten haben und wie ihre Prognosen für 2015 lauten.
Kerstin Baron-Breunig, Gebr. Munzert
Wir haben 2014 in die Schaftweberei, die Qualitätskontrolle und die Arbeitssicherheit investiert. Bis September war die Weberei gut ausgelastet. Dann gab es ein Loch, aber zum Jahresende wurde es wieder besser, bedingt durch Erfolge im Export, vor allem in die USA und die Niederlande. Unter dem Strich steht ein mittleres einstelliges Plus. 2015 erwarten wir Zuwächse sowohl im Inland als auch im Ausland. Wir setzen auf das höherpreisige Segment und haben 2014 deshalb die neue Hochwert-Marke Pivot auf den Markt gebracht. Mehrere große Kollektionen mit Verlegern und Großhändlern sind fertig gestellt, die 2015 in den Markt kommen. Dieses Konzept mit Qualität und Service wollen wir auf die Industrie ausweiten. Die größte Herausforderung sehe ich im europäischen Markt, wo wir neue Kunden gewinnen möchten.
Claus Anstoetz, Jab Anstoetz
In der Gruppe hatten wir über alle Produktgruppen ein Plus von rund 2 %, wobei alle vier Säulen - Stoffe, Bodenbeläge, Möbel und Golfhäuser - ähnliche Zuwächse zwischen 1 und 4 % erzielt haben. Der Export war nahezu unverändert. Russland ist eine Katastrophe, aber dafür war der Mittlere Osten sehr gut und andere Länder kommen zurück, etwa Spanien. Das Inland war ein wenig stärker. Hier sind wir mit unserer "Stoffensive", die im März in die dritte Runde geht, sehr zufrieden. Innerhalb eines Jahres konnten wir 900 Kunden für die Kampagne gewinnen. Für 2015 sind die Rahmenbedingungen gut. Der Konsument hat mehr Geld in der Tasche. Jetzt muss die Branche daran arbeiten, dass er es für Gardinen ausgibt. Aber was in der Welt passiert und die Kauflaune beeinflusst, kann man nicht vorhersagen.
Hanns Bergmann, Stoeckel & Grimmler
Der Handel sucht nach Konzepten und Sortimenten, die das Wohnen emotionalisieren - das können wir liefern. Neben der Ware bieten wir Inszenierungen, mit Bildern, Warenträgern und Sonderaufbauten. Dabei helfen unsere Lizenzmarken, etwa die Esprit-Kollektion mit ihren Basics. Die passen das ganze Jahr über zu den saisonalen Themen und machen so Abverkäufe überflüssig. Das ist die Zukunft. Wenn man nur Produkte anbietet, entscheidet irgendwann der Preis. Das Stückgeschäft hat sich stabilisiert. Unsere mittel bis wertig positionierte Kollektion vertreiben wir über Möbler und Fachmärkte sowie im Export. Fertigartikel lassen sich nur in Europa exportieren, wegen der unterschiedlichen Größen und Farben. International laufen Österreich, die Schweiz, Skandinavien und der asiatische Bereich gut.
Hendrik Unland, Unland
Wie schon 2013 hat uns auch 2014 der Sonnenschutz gerettet. Im Inland gab es bei Stoff ein Minus von etwa 5 %, weil u.a. ein großer Kunde zugemacht hat. Dafür hatten wir bei Sonnenschutz 2 % Plus. In Osteuropa, Frankreich, Niederlande oder Belgien hatten wir zuvor aufgeholt, aber jetzt wieder verloren. Asien ist gut gelaufen, aber unter dem Strich sind die 10 % Minus im Export ausschlaggebend für das Gesamtminus von 7 %. Beim Ertrag haben wir uns aber nicht viel verschlechtert. Wir setzen auch in Zukunft auf die Kombination von Gardinen und Sonnenschutz. Dazu gibt es ein Dekorationsbuch für den Handel. Auf 90 Seiten zeigen wir Räume mit aufeinander abgestimmtem Sonnenschutz, Dekos und Gardinen. Das kommt super an.
Donata Apelt-Ihling, Apelt
Die guten Umsätze in Deutschland, Österreich und der Schweiz haben die Einbußen durch die Russland-Krise und das schwache Geschäft in Frankreich und dem Nahen Osten mehr als ausgeglichen. Wir haben 2014 mit einem Plus abgeschlossen. Bei den Online-Umsätzen mit Fertigteilen konnten wir richtig zulegen. Neben unseren textilen Konzepten, Ideen und Shops beraten wir unsere Kunden inzwischen auch zu Farb- und Mustertrends. Als größte Herausforderung für 2015 sehe ich, die wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen richtig einzuschätzen, um unser Alleinstellungsmerkmal behalten zu können: als Weberei unsere textilen Konzepte weiterhin in Deutschland und Europa herzustellen und somit den Produktionsstandort zu stärken. Das lohnt sich immer noch, aber es wird immer schwieriger.
Claus Wölfel, Wölfel
Das Geschäft war 2014 in Deutschland schwierig. Große Möbelhäuser haben weniger geordert. Der Export ist um rund 15 % zurück gegangen. In Osteuropa war es schwer, Russland ist ganz ausgefallen. In den übrigen Exportmärkten sind wir schon relativ stark, so dass mit Ausnahme von Japan Steigerungen nur schwer möglich sind. Im Gesamtumsatz hatten wir deshalb ein leichtes Minus. Um in Deutschland und im Ausland wieder auf unsere Zahlen zu kommen, haben wir den "Spar Wolf" erfunden. Zwei-Monats-weise gibt es eine Aktion - vom Discount auf Meterware über günstige Schaufenster bis zu Plätzchen und einer Schürze im November/Dezember. Und wenn es im Jahresverlauf eine Umsatzsteigerung mit dem Kunden gegeben hat, gibt es am Schluss einen Bonus. Bislang sind die Reaktionen positiv.
Sascha Dempwolff, Porschen
Das Jahr 2014 war nicht einfach, dennoch sind wir mit dem Verlauf recht zufrieden. Beim Coupon sind wir pari wie auch bei Zubehör und Stilgarnituren. Unsere neuen Polsterstoffe haben sich gut entwickelt und der Objektbereich verzeichnet weiterhin steigende Umsätze. Zu einem absoluten Renner hat sich unser LaOla Wellenband entwickelt, welches gleichzeitig auch größere Metragen bei den Gardinenstoffen nach sich zieht. Im Fachhandel war es etwas schwieriger. Der Einbruch in den Sommermonaten konnte allerdings durch ein gutes Eventgeschäft ausgeglichen werden. Belastend ist der schwache Euro, der unsere Importe verteuert. Wir hoffen, dass dieser Trend sich bald wieder dreht.
Olaf Maier, Höpke
Nach einem Auf und Ab übers Jahr haben wir insgesamt ein schönes Plus von rund 5 % erzielt. Höpke ist in der Industrie sehr gut unterwegs. Seit Sommer werden die intelligenten Fasern Longlife auch beim Raumausstatter angeboten. Wir machen dort richtige Vorführungen. Der Bereich Caravan ist konstant - dort wachsen wir stark im Export. Ende Januar 2015 haben wir die Zusammenarbeit mit Backhausen beendet und stattdessen eine eigene Klassik-Kollektion gemacht. Und wir investieren in unsere Lagerkapazität: In Coburg hat das neue Außenlager mit Rollenware für die Industrie eine Paternosteranlage bekommen. Die knapp 5.000 m
2 neue Fläche sind jetzt mit etwa 800.000 m bestückt. In Niederfüllenbach haben wir bis zu 1,3 Mio. m am Lager. Hier passen in die neue Paternosteranlage 3.000 Rollen.
Joachim Stock, Rasch Textil
Die positive Entwicklung etwa in Deutschland hat nicht ausgereicht, um den Rückgang infolge der Ukraine/Russland-Krise auszugleichen. Daher verzeichnete die Rasch-Gruppe ein Umsatzminus von gut 13 % auf 161 Mio. EUR. Gardinen sind bei Rasch Textil gut gelaufen, mit einem erfreulichen Plus. Und wir haben schöne Erfolge in deutschen Fachmärkten. Gute Umsätze mit Tapeten und Stoffen haben wir in Polen, Arabien und Skandinavien. Kupferoth ist auf Vorjahresniveau. Bei Elbersdrucke gab es Zuwächse; hier sind wir in den deutschen Baumärkten annähernd Marktführer. Wir profitieren derzeit bei den Rohstoffen vom niedrigen Ölpreis - und leiden unter Währungsverlusten. 2015 wird es darauf ankommen, dass die Nachfrage in Deutschland erhalten bleibt. In Westeuropa erwarten wir eine leicht positive Entwicklung.
aus
BTH Heimtex 03/15
(Deko, Gardinen, Sonnenschutz)