Gemaba-Studie 2015 zur Struktur der deutschen Baumärkte

Die Flächenproduktivität verbessert

Die Gemaba Baumarkt-Strukturdaten 2015 sehen in Deutschland einen Rückgang sowohl bei der Anzahl der Baumärkte als auch bei der Verkaufsfläche. Das seien immer noch Nachwehen der Praktiker-Pleite von 2013. Aber auch ohne deren Insolvenz wäre die Entwicklung wohl rückläufig. Die Marktbereinigung geht weiter. Positiv ist dabei der Anstieg der Flächenproduktivität.

Im Jahr 2014 ist die Zahl der Bau- und Heimwerkermärkte in Deutschland weiter zurückgegangen. In ihrer jährlichen Studie zählt die Gesellschaft für Markt- und Betriebsanalyse (Gemaba) zum Stichtag 1. Januar 2015 insgesamt 2.118 Standorte. Ein Jahr zuvor waren es noch 2.198.

Der Rückgang hängt zwar auch mit den Folgen der Parktiker/Max Bahr-Insolvenz zusammen. Aber die Abwärtsentwicklung hat schon 1998 begonnen, nachdem im Jahr zuvor mit 2.640 Filialen der Höchststand zu verzeichnen war. Seitdem geht es kontinuierlich bergab. Momentan befinden wir uns auf dem Niveau von 1994.

Für 2015 sind allerdings eine Reihe von Wiedereröffnungen angekündigt. Die Gemaba weiß von etwa 25 ehemaligen Märkten der Praktiker-Gruppe, die in diesem Jahr mit einem neuen Betreiber wieder ans Netz gehen sollen. Und es könnten noch mehr werden, denn für die Konkurrenten seien diese Standorte nicht nur wegen der Lage attraktiv, sondern auch, weil die üblicherweise langwierigen Genehmigungsverfahren für neue Filialen entfallen. Echte Neueröffnungen gebe es derzeit hingegen kaum.

Verkaufsflächen insgesamt rückläufig


Ein anderes wichtiges Kriterium bei der Beurteilung des DIY-Marktes ist die Innen-Verkaufsfläche. Sie ist nun schon das zweite Jahr in Folge rückläufig. Das lässt auch den Schluss zu, dass nicht nur Standorte von Praktiker und Max Bahr aufgegeben wurden, denn die haben schon 2013 dicht gemacht.

Aktuell beläuft sich die Innen-Verkaufsfläche auf 11.754.000 m2. Das entspricht dem Stand von 2005 - als es allerdings noch etwa 380 Baumärkte mehr in Deutschland gab. Also werden die einzelnen Märkte immer größer. Mit derzeit 5.550 m2 ist der Wert für die Innen-Verkaufsfläche je Baumarkt so hoch wie noch nie. Nur noch ein Viertel aller Märkte zählt mit weniger als 3.000 m2 zu den Kleinflächen. 47 % bewegen sich zwischen 3.000 und 7.499 m2. Der Rest bringt es auf mindestens 7.500 m2, 10 % der Outlets sind sogar größer als 10.000 m2.

Hinsichtlich der Flächenproduktivität hat die Branche von der Marktbereinigung nach der Praktiker-Pleite profitiert. Momentan werden je Quadratmeter Innen-Verkaufsfläche 1.500 EUR umgesetzt. Vor dem Zusammenbruch des Praktiker-Konzerns waren es nur 1.400 EUR. Damit scheint die Negativentwicklung des vergangenen Jahrzehnts erst einmal gestoppt, vielleicht sogar umgekehrt.

Konkurrenz bei DIY-Produkten wächst


Es seien aber auch merkliche Umsätze zu konkurrierenden Vertriebsformen abgewandert, heißt es in der Studie - allerdings ohne diese zu quantifizieren bzw. zu benennen. Was den Anteil der Baumärkte an der sortimentsspezifischen Nachfrage nach Bau-, Heimwerker- und Gartenbedarf angeht, wird sie konkreter und beziffert diesen auf rund 37 %. Demnach entfiele der Löwenanteil auf andere Vertriebswege, darunter Raiffeisenmärkte, Filialisten wie Hammer, Poco und Tedox, Möbelhändler, Lebensmitteldiscounter und natürlich den E-Commerce. Je nach Produkt sind diese Anbieter direkte Konkurrenten.

Nach wie vor aktuell sind die Unterschiede in der regionalen Versorgung in West- und Ostdeutschland. In Ostdeutschland (ohne Berlin) ist nach der Wiedervereinigung ein so dichtes Netz an Standorten erreichtet worden, dass statistisch mit 26.800 Einwohnern deutlich weniger auf jeden Baumarkt kommen als im Westen (40.500). Daran hat sich auch durch den Ausfall von Praktiker nichts Wesentliches geändert.


Was wird erfasst?


Die Zahlen der Gemaba beziehen sich ausschließlich auf Baumärkte im Sinne der Definition des Handelsverbandes Heimwerken, Bauen und Garten - BHB, die grundsätzlich eine Innen-Verkaufsfläche von 1.000 m2 voraussetzen. Deshalb werden zahlreiche Standorte von Kooperationen (EMV, Eurobaustoff, Euro-DIY, NBB oder auch diverse Objekte der Zeus und sonstige Fachhandels-Shops) nicht berücksichtigt. Dies betrifft auch die Verkaufsstellen der zahlenmäßig stark expansiven Sonderpreis-Baumärkte. Raiffeisen- oder sonstige Landmärkte bleiben zumeist unberücksichtigt, weil sie den Kriterien eines umfassenden Sortiments ohne ausgeprägte Schwerpunktbildung nicht entsprechen. Auch Unternehmen wie Hammer, Poco oder Tedox, die größenunabhängig die Definitionskriterien eines Baumarkts nicht erfüllen, finden keinen Eingang in die Studie.
aus BTH Heimtex 03/15 (Handel)