Sechs Fragen an die Showroom-Experten Robert Fischbacher und Stefan Roitner
"In einer klaren Strategie liegt die Stärke"
Eine stimmige Raumsituation lässt sich auch auf begrenzten Flächen realisieren. Das sagen Robert Fischbacher und Stefan Roitner. Wichtig sei: Der Kunde erwartet für seine individuelle Einrichtungsidee konkrete Vorschläge. Fischbacher und Roitner sind in der Bodenbelagsbranche keine Unbekannten. Nach der Zeit im Marketing bei Parketthersteller Hamberger sind sie als selbstständige Unternehmensberater weiter in der Branche aktiv - von der Industrie bis zum Einzelhandel. Zuletzt entwickelten sie ein sehr respektables Showroom-Konzept für den französischen Hersteller Chêne de l’Est.
ParkettMagazin: Wie sehr sind Parkettfachgeschäfte vom Online-Handel betroffen?
Stefan Roitner: Das Online-Geschäft sehen wir hier weiterhin im Einstiegsbereich und maximal im mittleren Preissegment. Wer viel Geld für seinen Boden ausgibt, der möchte diesen vorher sehen, fühlen, riechen und auch sicher sein, dass er diesen in versprochener Qualität
erhält. Und vor allem möchte er jemanden an der Hand haben, falls Probleme auftreten.
PM: Was empfehlen Sie dem Handwerker?
Roitner: Der Handwerker sollte mit seinem Sortiment eine klare Strategie fahren. Also beschränken auf wenige Hersteller und erstklassig präsentieren. Der Kunde will eine eindeutige Lösung für seinen Bedarf erhalten. Der Service ist dabei von entscheidender Wichtigkeit. Er beginnt beim Kaffee während des Beratungsgesprächs und endet bei der jährlichen Unterhaltspflege des verlegten Bodens. Wenn der Einkauf zum Erlebnis wird, dann steht der Preis nicht mehr im Fokus, und dieser Handwerker wird weiterempfohlen.
PM: Nicht jeder verfügt über genügend Platz für Präsentationssysteme der Industrie. Welche Aspekte sind wichtig für eine kleinere Ausstellung?
Roitner: Gerade wenn wenig Platz zur Verfügung steht, muss die Funktionalität und Optik der Ausstellung gut durchdacht sein. Weniger ist mehr: Eine Eiche Landhausdiele von vier verschiedenen Herstellern anzubieten, macht generell und speziell in diesem Fall überhaupt keinen Sinn. Der Händler muss sich entscheiden und klar positionieren. Steht das Sortiment, kann auf Basis von Ausstellungsgrundmodulen rasch eine individuelle, kleine, aber feine Lösung gefunden werden.
PM: Welche Rolle spielt die Lichtplanung?
Robert Fischbacher: Seit vielen Jahren beschäftigen wir uns mit der Planung von Parkettausstellungen. Anfangs haben wir an die Beleuchtung so gut wie gar nicht gedacht. Dann gab es Punktstrahler von der Decke oder einem Präsenter, was zu starken Schlagschatten führte. Später stellten wir dann fest, dass eine gute Raumausleuchtung optimal ist. Problem blieb jedoch die Farbtreue mit künstlichem Licht. Aus diesem Grund haben wir uns 2014 entschlossen, eigene Leuchten zu entwickeln: Tageslichtqualität ohne irgendeine Farbverfälschung, sparsam und ohne Heizwirkung dank moderner LED-Technik.
PM: Wie sollten digitale Elemente in der Ausstellung genutzt werden?
Fischbacher: Nicht jedes elektronische Gimmick unterstützt den Verkaufsprozess, verwirrt möglicherweise sogar den Kunden. Zuerst sollte man seinen Kunden bzw. seine Zielgruppe genau kennen. Ein einfacher Punkt, aber hierüber machen sich die wenigsten Gedanken. Alle Elemente in einer Ausstellung sollen dem Kunden gefallen und nicht eine Selbstinszenierung darstellen.
PM: Das Angebot an Parkett wird immer größer. Was raten Sie den Kunden, um eine Überladung der eigenen Ausstellung zu vermeiden?
Fischbacher: Problematisch ist die vorhandene Produktflut, die weder dem Händler noch dem Endkunden dient. Hier übertreffen sich die Unternehmen gegenseitig. Keiner traut sich, auf etwas zu verzichten und eine klare Linie zu fahren. Zu unseren eigenen Kernwerten zählt der "Mut". In diesem Sinne empfehlen wir auch unseren Kunden, mutig zu sein.
aus
Parkett Magazin 03/15
(Handel)