Dialogplattform Einzelhandel
Gegen die Verödung der Innenstädte
Berlin. Digitalisierung, demografischer Wandel, verändertes Konsumverhalten und zunehmender Wettbewerbsdruck haben die Welt des Einzelhandels dramatisch verändert. Während der Online-Handel teilweise rasant zulegt, verliert der lokale Fachhandel vor Ort zunehmend Marktanteile.
Dass dieser tiefgreifende Strukturwandel im Einzelhandel Auswirkungen auf das Bild der Städte in Deutschland und auf die Versorgung in ländlichen Regionen hat, ist auch bei der Politik angekommen. Bleibt die Frage, wie Einzelhandel, Kommunen, Bund und Länder mit den veränderten Anforderungen umgehen sollen. Das will das Bundeswirtschaftsministerium im Dialog mit allen Beteiligten herausfinden. Dazu wurde eine sogenannte Dialogplattform Einzelhandel eingerichtet. In einem Zeitraum von zwei Jahren sollen neue Perspektiven, Schlüsselstrategien und konkrete Handlungsempfehlungen für die Politik erarbeitet werden.
Mit einer Auftaktveranstaltung im Wirtschaftsministerium fiel im April der Startschuss für die Dialogplattform. "Es gilt, die Attraktivität unserer Innenstädte zu stärken und die Versorgung in ländlichen Gebieten auch künftig zu gewährleisten", erklärte Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel in seiner Eröffnungsrede die ambitionierte Zielsetzung.
Konkret sollen in insgesamt 16 Workshops zu verschiedenen Themen Lösungsvorschläge erarbeitet werden, darunter Digitalisierung, Wettbewerbspolitik, Auswirkungen des Strukturwandels auf die Städte und den ländlichen Raum. Theoretisch kann sich jeder Interessent in den Workshops beteiligen. Er muss sich allerdings vorher beim Bundeswirtschaftsministerium für eine Teilnahme bewerben. Der Mittelstandsverbund ZGV wird in den Arbeitsgruppen durch Spitzenvertreter seiner Mitgliedskooperationen repräsentiert.
Den Kopf der Dialogplattform bildet ein Beirat, der aus insgesamt 24 Mitgliedern aus Handelsverbänden, Gewerkschaft, Unternehmen, Wissenschaft, DIHK, Ressorts, Ländern und kommunalen Spitzenverbänden besteht und zweimal jährlich tagt. Geleitet wird der Beirat von Dr. Sabine Hepperle, Abteilungsleiterin Mittelstandspolitik im Bundeswirtschaftsministerium. Co-Vorsitzende sind Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Deutschland (HDE), und Stefanie Nutzenberger, Mitglied im Verdi-Bundesvorstand.Für den Mittelstandsverbund wurde Hauptgeschäftsführer Dr. Ludwig Veltmann in das Gremium berufen.
Veltmann ist gespannt auf die Ergebnisse der Dialoge: "Dass die Politik nicht tatenlos zuschaut, wenn Innenstädte veröden und im Wettbewerb die Chancengleichheit zwischen Marktplayern teilweise nicht mehr gegeben ist, ist wichtig und richtig", erklärte der Chef des Spitzenverbandes des kooperierenden Mittelstandes bei der Auftaktveranstaltung in Berlin. "Allerdings darf die Dialogplattform kein zahnloser Tiger bleiben. Die Handlungsempfehlungen müssen von der Politik ernst genommen und umgesetzt werden", formulierte er seine Erwartungen. Mit der Umsetzung hat das Ministerium das IFH Institut für Handelsforschung in Köln beauftragt.
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Haustex 05/15
(Handel)