Generationenfreundliches Einkaufen
Der leichte Weg ins Fachgeschäft
Hamburg. Wer seine älter werdende Kundschaft schätzt, macht ihr den Weg ins Geschäft so bequem wie möglich - und redet auch darüber. Das Zertifikat "Generationenfreundiches Einkaufen" hilft dabei.
Wenn die Bevölkerung altert, trifft das den Einzelhandel ganz besonders: Kunden und Mitarbeiter werden weniger und älter. Das wirkt sich automatisch auf die Ladengestaltung aus. Barrierefrei und bequem erreichbar muss sein, wer ältere Kunden in seinem Geschäft begrüßen möchte. Und da Klappern bekanntlich zum Handwerk gehört, sollten Einzelhändler mit diesen Vorzügen auch werben.
So wie der Hamburger Bettenfachhändler Marc Böhle vom Bettenhaus Rumöller. Er hat sich zum zweiten Mal mit dem Siegel "Generationenfreundliches Einkaufen" zertifizieren lassen, das der Handelsverband Deutschland (HDE) vergibt. Die Urkunde und ein Foto von der Überreichung postete der Bettenfachhändler sogleich bei Facebook - schließlich sollen ja Kunden und Freunde davon erfahren. Auch in jeder verschickten eMail des Bettengeschäftes taucht das Logo für die Generationenfreundlichkeit auf.
"Unsere Kundschaft ist tendenziell etwas älter, wir waren also auf die entsprechenden Anforderungen bereits eingestellt", berichtet der Fachhändler. Umbauten waren deshalb nicht erforderlich, bevor die Prüfer kamen. Die Zertifizierung sei ohne viel Aufwand machbar gewesen: "Schon deshalb war das sinnvoll", so Böhle.
Doch was heißt "generationenfreundlich" im Einzelhandel? Der Zugang zum Geschäft muss barrierearm sein, das Geschäft sollte gut ausgeleuchtet, die Böden rutschfest und mögliche Gefahrenstellen ausreichend markiert sein. Wichtig, etwa für Kunden mit Rollator: die Gänge mussen breit und nicht verstellt sein, auch Sitzgelegenheiten und eine Kundentoilette sind wichtig. Preise und alle Auszeichnungen sollten gut lesbar sein.
Alles kein Hexenwerk? Richtig, die meisten Kriterien dürften aufmerksame Geschäftsinhaber ohnehin umgesetzt haben. Im Bettenfachhandel ließe sich die Seniorenfreundlichkeit noch durch erhöhte Liegeflächen steigern, damit der Matratzentest auch für ältere Menschen angenehm bleibt. Schließlich sollen ja auch Schlafsysteme mit bequemen Einstiegshöhen verkauft werden.
Wer dies alles leisten kann, sollte sich zertifizieren lassen. Kostenlos ist der Service nicht, aber er zahlt sich aus. Die Gebühren sind nach Ladengröße gestaffelt. Bei einer Erstzertifizierung fallen beispielsweise 200 Euro bei Geschäften bis 500 Quadratmeter an. Keine große Investition also, aber im Ringen um die älter werdende Kundschaft eine gute Investition.
"Wir wollen sowohl bei den Geschäftsleuten als auch bei den Kundinnen und Kunden die Aufmerksamkeit auf die Veränderungen unserer Gesellschaft lenken", betont HDE-Präsident Josef Sanktjohanser. "Wir setzen darauf, dass möglichst viele Einzelhändler in unserem Land mitmachen. Denn wir sind überzeugt, dass sie davon profitieren."
aus
Haustex 05/15
(Handel)