Konstantin Blum, Parkettlegermeister aus Kalbach (22)

Im Turbotempo zur Führungskraft


Eine handwerkliche und eine akademische Ausbildung parallel absolviert Konstantin Blum, Parkettlegermeister aus Kalbach, mit dem trialen Studiengang an der Fachhochschule des Mittelstandes in Köln. In nur dreieinhalb Jahren erreicht er so Gesellenbrief, Meistertitel und Bachelorabschluss Handwerksmanagement B.A. Dieses Ausbildungskonzept entspricht seinem Wunsch, ein wissenschaftliches Studium mit einem handwerklichen Beruf zu kombinieren.

Nach dem Abitur hatte Konstantin Blum die Wahl. Studieren oder mit einer Lehre im elterlichen Handwerksunternehmen für Parkett und Fußbodentechnik Fuß zu fassen. Eine Gewissensfrage, die sich für viele Nachfolger in Handwerksbetrieben stellt. Einerseits war er mit dem Parkettlegerhandwerk aufgewachsen und hatte bei seinen Ferienjobs Freude daran. Andererseits wusste er, dass ihm eine klassische Ausbildung im Handwerk zu einseitig wäre, denn ihn interessierte auch Wirtschaft. Seine Zukunft sah er in der Führungsposition eines mittelständischen Unternehmens mit Bezug zum Handwerk. Ein reines Betriebswirtschaftsstudium, das sich vorwiegend am Bedarf von Industrieunternehmen orientiert, wäre allerdings auch nur die halbe Miete, beschreibt er den Zwiespalt.

Da entdeckte seine Mutter in einer Fachzeitung einen Bericht über das triale Studium "Handwerksmanagement B.A." "Es bietet leistungsstarken Jugendlichen mit Abitur in einzigartiger Weise die Möglichkeit, sich auf zukünftige Führungsaufgaben im Handwerk vorzubereiten", kommentiert Hans Peter Wollseifer, Präsident der Handwerkskammer Köln das Konzept, das eine klassische Lehre im Handwerk mit dem wissenschaftlichen Studium an der Fachhochschule des Mittelstandes (FHM) verbindet. Seit 2010 ist der triale Studiengang in enger Zusammenarbeit mit der Handwerkskammer in Köln eingerichtet. Einige Bereiche werden dabei direkt von der HWK gelehrt.

Trial ist genial: Geselle - Meister - Bachelor

Im Oktober 2012 immatrikulierte sich Konstantin Blum dann an der Fachhochschule des Mittelstandes in Köln. Nach Plan wird er den Gesellenbrief, Meisterbrief und die Bachelorurkunde erhalten haben. Der Betriebswirt im Handwerk ist mit dabei. Mit einer klassischen Ausbildung im Handwerk hätte er diesen umfassenden Ausbildungsstand nie in so kurzer Zeit geschafft und vermutlich auch nicht kostengünstiger, zieht er Bilanz.

Studium und Ausbildung laufen parallel. Seine Lehre als Parkettleger machte er bei MW Parkett und Fußbodentechnik in Zierenberg. Er besuchte wie die anderen Lehrlinge die Berufsschule in Gießen und nahm an der überbetrieblichen Ausbildung teil. Den Abschluss krönte sein Sieg im Bundesleistungswettbewerb. Im Rahmen des Studiums saß er zusätzlich jeden Dienstagabend von 18 bis 21 Uhr am Computer und nahm an Online-Vorlesungen von Dozenten der Handwerkskammer Köln teil.

Darüber hinaus gab es bis zur Gesellenprüfung Präsenzphasen, in denen er alle zwei Wochen Freitag von 17 bis 21 Uhr und Samstag von 8.30 bis 16.45 zur HWK in Köln zum Unterricht kommen musste. Insgesamt summierten sich die Kilometer auf seinem Golf seit Studienbeginn auf weit mehr als 100 000 Kilometer.

Weitblick im Studium

Das triale Studium gliedert sich in Voll- und Teilzeitphasen und wird gewerkeübergreifend vermittelt. Er startete in einer Gruppe mit 21 Absolventen aus verschiedenen Handwerksberufen. Auf diese Art gewinnt er Einblick in die Arbeit von Dachdeckern, Spenglern, Malern, Friseuren und anderen. Die Abläufe in den verschiedenen Handwerksbetrieben sind ähnlich, daher lassen sich die Fallbeispiele fast immer auch auf den eigenen Betrieb übertragen. Den hohen praktischen Anteil im Studium schätzt er sehr. Aufgaben wie die Erstellung eines Businessplans für einen neu zu eröffnenden Betrieb oder die Hausarbeit zur DIN 18202 über Ebenheitstoleranzen im Hochbau sind praxisorientiert. Zudem machen Fächer wie normatives und strategisches Handwerksmanagement oder Wirtschaftsenglisch und Steuerrecht das Studium für ihn interessant.

Handwerkliche Basis in Rekordzeit

Mit Abitur erhielt Konstantin Blum für die Ausbildung zum Parkettleger eine Lehrzeitverkürzung auf nur 2 Jahre, sodass er die Praxisteile I und II des Meisterkurses im Studienplan bereits ein halbes Jahr vorziehen konnte. Nach der Lehre belegte er sofort den Meisterkurs in Teilzeit am Berufsbildungs- und Technologiezentrum Weiterstadt der HWK Frankfurt-Rhein-Main. Nach der Gesellenprüfung war er in den elterlichen Betrieb in Kalbach eingestiegen und konnte den Kurs in Weiterstadt ohne zusätzliche Übernachtungskosten besuchen. Sein Vater Michael Blum, Obermeister der Landesinnung Hessen, unterrichtet dort auch als Dozent. Die Unterrichtseinheiten waren im Rhythmus zwei Wochen in Folge Donnerstag bis Samstag und anschließend ein Wochenende Pause.

Blum bedauert nur, dass das Muster für die Meisterplatte mit etwa 192 Gehrungsschnitten strikt vorgegeben war. Er hätte lieber sein Können und seine Kreativität mit einem eigenen Entwurf bewiesen. Für sein Gesellenstück mit zwei Sternen erhielt er beim Bundesleistungswettbewerb zwei Designpreise.

Die Lehrinhalte für die Teile III und IV des Meisterkurses waren in den Vollzeit-Studienteil integriert und wurden mit den Prüfungen zur Ausbildereignung und zum Betriebswirt im Handwerk abgeschlossen. Im Juni 2015 waren alle vier Teile bestanden und die Meisterqualifikation innerhalb von drei Jahren seit Ausbildungsbeginn erreicht.

Freizeit und Beruf im Einklang

Die Frage, ob er da noch Freizeit habe, werde ihm oft gestellt. Die Bereitschaft zum Selbststudium muss man schon mitbringen, wenn man sich für den Weg entscheidet, doch er sei kein Streber. Er bereite sich vor und der Rest ist abhängig von der Tagesform. Die Lehre fiel ihm leicht und die Meisterplatte hatte er zweimal geübt. Ansonsten hat er Freude am Vereinsleben, an dem er aktiv teilnimmt, auch mit Übernahme an Verantwortung. Ob Fußballmannschaft, Kirmesgesellschaft oder Karnevalsverein, bei dem er zum Vorstand gewählt ist - er ist gern mit den Leuten zusammen. Zudem engagiert er sich als Mitglied im Pfarrgemeinderat.

Studium - und nun ?

Aktuell bereitet sich Konstantin Blum auf seine Bachelor-Prüfungen vor. Anschließend folgt noch die Erstellung einer wissenschaftlichen Abschlussarbeit. Was er im Januar 2016, wenn alles erledigt ist, konkret macht, lässt er noch offen. Sein langfristiges Ziel ist natürlich die Betriebsübernahme. Doch sofort nach dem Studium zuhause einzusteigen, ist nur eine Möglichkeit. Er kann sich auch gut vorstellen, erst einige Zeit außerhalb der Firma Erfahrungen zu sammeln; beispielsweise in der Industrie, bei einem Hersteller von Parkett, in der Fußbodentechnik oder in der Bauleitung. Fest steht jedoch, dass er im November 2016 an der Europameisterschaft der Parkettleger in Südtirol teilnehmen wird.


Fußboden Blum in Kürze


Fußboden Blum GmbH
Gewerbestraße 15
36148 Kalbach
Tel: +49 (0) 6655 - 91619 - 0
Mail: info@fussboden-blum.de

Geschäftsführer: Michael Blum
Mitarbeiter: 26, Ausbildungsbetrieb

Leistung: Lieferung und Verlegung von Parkett und anderen Bodenbelägen, Sanierung

Kunden: 60% Privat, 40 % Objekt vorwiegend in Region Fulda und Frankfurt

Mitgliedschaften: Mitglied und Obermeister der Landesinnung Hessen Parkett und Fußbodentechnik
aus Parkett Magazin 05/15 (Handwerk)