Carpet Cellar, Delhi

Hochwertige Knüpfungen – unaufdringlicher Service


Die Teppichgalerie Carpet Cellar in Delhi legt ihren Schwerpunkt bewusst auf feine, hochwertige Knüpfungen, auf Fachwissen und unaufdringlichen Service. Eine besondere Spezialität sind indische Gefängnisteppiche aus der Kolonialzeit. Die meisten Kunden kommen aus der Hauptstadt selbst, doch Inhaber Dhruv Chandra liefert auch in die USA.


Carpet Cellar, das heißt übersetzt "Teppichkeller". Wer das Ladengeschäft im Design District von Süd-Delhi besucht, muss allerdings ein paar Stufen hochsteigen, denn der über 800 m2 große Showroom liegt obererdig. Gleichzeitig hat er viel mit einer unterirdischen orientalischen Schatzkammer gemeinsam - mit seinen prunkvollen antiken, alten und neuen Teppichen, mit seinen handgearbeiteten Stoffen und Accessoires.

Der Name "Carpet Cellar" rührt von der ersten Niederlassung des Fachgeschäfts, die tatsächlich im Souterrain untergebracht und etwa ein Drittel so groß ist. Dort wurde der Carpet Cellar vor fast 25 Jahren ins Leben gerufen. Dieses kleinere Geschäft gibt es immer noch; es wendet sich mit sehr exklusiver Ware an Kunden mit besonderen Wünschen, während die größere Teppichgalerie moderner ausgerichtet ist und einen breiteren Kundenstamm anspricht.

Rundgang bei Saffrantee und Gebäck

Gegen Abend füllt sich der Showroom zusehends. Dann schauen sich gut bis sehr gut situierte Einwohner Delhis bei Saffrantee und Gebäck das Angebot an. Ganz in Ruhe, denn im Carpet Cellar ist das Personal zwar aufmerksam und fachkundig, keinesfalls aber aufdringlich. Auf Bewertungsplattformen im Internet loben Kunden genau das, ebenso wie die freundliche Atmosphäre und die hohe Qualität der Ware: Teppiche und handgewebte Tücher, antik, alt und neu. Und einzelne Kleinodien wie zeremonielle, mit Silberfäden bestickte Satteldecken.

Die Teppiche bestreiten natürlich bei weitem den größten Anteil des Sortiments. Besonders stolz ist Inhaber Dhruv Chandra auf seine große Auswahl seltener, antiker Teppich und Textilien: "Es gibt nicht viele indische Teppichfachgeschäfte, die antike Ware anbieten, so wie wir. Die meisten alten Teppiche wurden ins Ausland verkauft." Sein Onkel Sheel Chandra, Gründer des Carpet Cellar, hat auf seinen Einkaufsreisen durch die ganze Welt einige davon wieder ins Land geholt. Zum Beispiel auch einen sehr edlen Kaschan aus dem ehemaligen Besitz des Schahs von Persien. Der Teppich ist längst weiterverkauft und inzwischen dreimal so viel wert.

Spezialität Gefängnisteppiche

Eine besondere Spezialität des Carpet Cellar sind Gefängnisteppiche aus der Kolonialzeit: In den Städten Lahore, Agra, Amritsar, Bikaner und Jaipur knüpften Inhaftierte vor allem Teppiche für den Export, zum Teil aus der hochwertigen englischen Manchester-Wolle. Dhruv Chandra verfügt über zahlreiche Exemplare aus allen berühmten Gefängnisteppich-Städten, darunter viele Übermaß-Stücke wie ein Amritsar-Teppich in den Maßen 7,5 x 4,5 m. Carpet Cellar besitzt auch das wohl größte Gefängnisteppich-Zwillingspaar aus Agra (26 x 11 m). Jeder der beiden "Zwillinge" wurde aus sechs Einzelstücken gefertigt. Eine weitere Besonderheit: Baumwoll-Agras aus der Zeit zwischen 1910 und 1940. Sehr beliebt und gut vertreten sind im Carpet Cellar aber natürlich auch und vor allem moderne Knüpfungen aus heutiger Produktion.

Mit Zwillingen hat es in der Familie Chandra übrigens etwas Besonderes auf sich: Der Unternehmensgründer Sheel Chandra und sein Bruder, Dhruvs Vater, waren eineiige Zwillinge und haben ihrerseits eineiige Zwillingsschwestern geheiratet. Aus den beiden Zwillingsehen sind die Söhne Nishant und Dhruv Chandra hervorgegangen, die das Teppichgeschäft inzwischen gemeinsam leiten: Dhruv Chandra (Jahrgang 1975) übernahm den Carpet Cellar direkt nach seinem Schulabschluss 1993 und meisterte College und Carpet Cellar jahrelang parallel. Seit Ende der Neunzigerjahre unterstützt sein Cousin Nishant Chandra ihn dabei.

Bewusst aufs High-End-Segment gesetzt

Dabei hat die Familie Chandra von Anfang an den Schwerpunkt auf hochwertige und außergewöhnliche Ware gelegt. "Die meisten Teppichfachgeschäfte in Delhi bieten gröbere Unter- bis Mittelklasse-Teppiche an, davon wollen wir uns absetzen", erklärt Dhruv Chandra, "und zwar mit feinerer Ware." Tatsächlich finden hier die meisten Geschäftsabschlüsse im absoluten High-End-Segment statt. Für entsprechende Gespräche in ruhiger Atmosphäre gibt es ein Hinterzimmer, in dem Chandra seinen Kunden ganz besondere Stücke zeigt.

Hauptsächlich Privatpersonen suchen sich im Carpet Cellar Teppiche aus: ziemlich bis sehr wohlhabende Menschen; die meisten davon wohnen in Delhi selbst. Überhaupt sei der Norden des Landes teppichaffiner als der Süden - vor allem wegen der kühleren Temperaturen. Außerdem wird in Delhi viel gebaut: moderne Wohnungen, deren große Bodenflächen viel Platz für Teppiche bieten. Die Immobilien haben allerdings stolze Preise, die zum Teil schon auf New Yorker Niveau liegen. "Allmählich frage ich mich, wer sich das noch leisten kann", sagt Dhruv Chandra und spricht von einer "großen Immobilienblase", die vermutlich bald platzen werde. Denn in Indien gebe es zwar eine sehr kleine, sehr reiche Oberschicht und eine wachsende Mittelschicht; die allermeisten Menschen, etwa 70 bis 80% der Bevölkerung, seien jedoch sehr arm. "Die Unterschiede zwischen Arm und Reich sind enorm; eventuell steigt ein Teil der armen Mehrheit irgendwann einmal in die untere Mittelschicht auf", erklärt Chandra.

Empfehlungen bis in die USA

Der Carpet Cellar bedient auch Kunden außerhalb Indiens, vor allem aus den USA: Innenarchitekten und Großhändler, aber auch Privatpersonen. Die meisten sind durch Empfehlungen auf das Fachgeschäft und dessen besondere Teppichauswahl aufmerksam geworden.

Über sein Sortiment hinaus bietet Chandra Service rund um den Teppich, zum Beispiel professionelle Restaurierung und Wäsche. Und alle sechs Wochen finden Seminare und Sammlertreffen bei Wein und Käse statt: Abende für Kunst -und Teppichenthusiasten, wie Chandra selbst einer ist. In Zukunft möchte er den Teppich noch größer herausbringen. Er will ein Textilmuseum in Delhi gründen, um dort Kunstsammlern die Schönheit und den Wert antiker Teppiche nahezubringen.•
aus Carpet Magazin 01/16 (Handel)