Dr. Jörg Sieksmeier, Ardex:
Möglichkeiten und Grenzen von Sicht- und Designspachtelungen
Dr. Jörg Sieksmeier ist Leiter von Forschung und Entwicklung bei Ardex. Er ließ das Licht im Saal dimmen, um die Zuschauer auf Schönheit und Emotionen einzustimmen. Es gebe relativ wenig Regelwerke, Merkblätter und Standards, nach denen wir uns richten können, weil Optik und Design am meisten komplett vergessen werden. Für den Referenten stand im Mittelpunkt: Was wünscht sich der Kunde? Er habe auch bei Sicht- und Designspachtelungen eine gewisse Erwartungshaltung. Das Problem sei, dass diese nicht rein technisch sei. Es bestünde ein Spannungsfeld zwischen warmen, weichen Faktoren wie Emotion und Kunst und auf der anderen Seite harten Faktoren wie Technik und Handwerk. Der Handwerker muss die Sicht- und Designspachtelungen anrühren, er gibt Werktrockenmörtel und Wasser hinzu, er benutzt ein Rührwerk, das möglichst günstig homogenisieren sollte. Der Kunde müsse darauf hingewiesen werden, dass er ein handwerkliches Werkstück erhalte. Der Kunde will, dass Gäste, die in sein repräsentatives Wohnzimmer reinkommen, sagen: "Das ist aber schön." Diese Zielgruppe will sich nicht mit technischen Details befassen, sondern ausschließlich mit der Schönheit des Bodens.
Entscheidend ist, welche Vorstellungen der Auftraggeber hatte: Hat er eine geringe Anforderung, eine enorme oder eine höchste? Wenn man einen Sichtspachtel haben wolle für eine Werkstatt, dann muss man die als Sachverständiger ganz anders bewerten, als wenn man einen Auftraggeber hat, der eine sehr repräsentative Wohn- oder mit höchsten Ansprüchen ausgelegte Fläche anstrebe. Dort müsse man entsprechend bewerten.
Die Bewertung von Abweichungen teilte Dr. Sieksmeier in folgende Gruppen:
1. Geringe Anforderungen, Gruppe DS1: Werkstätten mit geringer mechanischer Belastung, gewerbliche Flächen mit geringem optischen Anspruch
2. Normale Anforderungen, Gruppe DS2: Untergeordnete Wohn- und Gewerbeflächen mit geringer bis mäßiger mechanischer Belastung und geringem optischen Anspruch
3. Hohe Anforderungen, Gruppe DS3: Wohn- und Gewerbebereiche mit erhöhtem optischen Anspruch, aber mäßiger mechanischer Belastung, z. B. repräsentativer privater Wohnbereich, Praxen
4. Höchste Anforderung, Gruppe DS4: Wohn- und Repräsentationsflächen mit höchstem optischen Anspruch und hoher mechanischer Belastung, z.B. Foyers, Museen und Shoppingmalls.
aus
FussbodenTechnik 03/16
(Handwerk)