Matratzenland Dräger

Ein bodenständiger Händler, im ganzen Land unterwegs


Niederlauer. Durch Zufall wurde Kurt Dräger Bettenfachhändler. Vor 25 Jahren gründete er sein Unternehmen Matratzenland in der Rhön, parallel übernahm er die Werksauslieferung von Metzeler-Matratzen. Heute sind seine LKWs in ganz Deutschland unterwegs, der Betrieb ist eindrucksvoll gewachsen.

Kurt Dräger ist ein typischer Seiteneinsteiger. Dass er den guten Schlaf zum Beruf gemacht hat, war eher Zufall. Denn eigentlich hat er früher Reisegruppen organisiert. Mittlerweile kennt der 65-Jährige den Bettenfachhandel in Deutschland wie seine Westentasche. 20 Mitarbeiter arbeiten für das Matratzenland Dräger, wobei die wenigstens davon im Geschäft anzutreffen sind. Reisen organisiert der Chef noch immer. Und musikalisch ist er auch. Ein echter Tausendsassa.

Seit 25 Jahren betreibt er sein Geschäft mittlerweile, begonnen hat alles in Nüdlingen, einem beschaulichen Ort in der bayerischen Rhön, Drägers Heimat. Ganz freiwillig kam das nicht. Als gelernter Kaufmann war Dräger im Tourismusgeschäft zuhause und organisierte vor allem Reisegruppen nach Israel. Als mit dem Zweiten Golfkrieg 1990 das Geschäft zusammenbrach, musste er umsatteln. Ein Bekannter vermittelte ihm den Kontakt zum Matratzenhersteller Metzeler. Damit war der Grundstein für das heutige Geschäft gelegt.

"Ich bekam das Angebot, die Werksauslieferung der Metzeler-Matratzen für Bayern, Hessen und Schwaben zu übernehmen", erzählt Dräger. "Also habe ich meinen ersten Lkw gekauft, damit ging es dann los." Parallel begann er in Nüdlingen, die Produkte des Memminger Unternehmens auch selbst an die Kundschaft zu bringen. Auf 300 Quadratmetern und drei Etagen verteilt wurden Verkauf, Lagerung und Auslieferung organisiert.

Vom Reiseveranstalter zum Bettenfachhändler? Parallel zum Auslieferungsgeschäft ließ sich Dräger von Metzeler ausbilden, um die Produkte auch selbst fachgerecht beraten und verkaufen zu können. "Das war nicht einfach, aber mit viel Biss und Engagement ging es irgendwie", erinnert er sich. Mit drei Leuten startete das Unternehmen. Zu den Produktschulungen kamen weitere regelmäßige Fortbildungen, so dass Drägers Matratzenland rasch ein AGR-zertifiziertes Geschäft wurde und die Kunden entsprechend beraten werden können.

Dräger selbst bezeichnet sich als Fachhändler und Logistiker. Am ursprünglichen Standort wurde das Geschäft schnell zu klein, und so wechselte der Betrieb 1994, gerade einmal drei Jahre nach seiner Gründung, in ein rund 15 Kilometer entferntes Industriegebiet nach Niederlauer bei Bad Neustadt an der Saale. Dort ließ der Unternehmer ein Gebäude errichten, das Verkauf, Lagerung und Versand reibungslos ermöglichte. Denn der Betrieb wuchs schnell, aktuell verfügt Dräger über 1.500 Quadratmeter Lager- und 800 Quadratmeter Verkaufsfläche.

Heute beliefert er bundesweit den Fachhandel und viele Möbler. Mehr als 50.000 Matratzen werden von ihm jährlich bewegt. Neben den Produkten von Metzeler kamen 2005 auch die der Marke Tempur hinzu. Von Bayern bis Berlin, vom Bodensee bis Flensburg kennt Dräger daher einen Großteil der Bettenfachhändler, die nun von ihm beliefert werden. 13 LKW-Züge und zwei Sprinter sind die ganze Woche in seinem Namen unterwegs. "Wir erreichen den Großteil des Bettenfachhandels", sagt Dräger. Und nicht nur das: "Wir kennen durch die Lieferung und die Rückläufer die Schwachstellen genau und wissen, welche Ware top ist und welche weniger gut läuft."

Rund 70 Prozent des Umsatzes wird mit der Auslieferung erwirtschaftet, den Rest macht Dräger mit dem Verkaufsgeschäft, das zwar in einem Industriegebiet abseits des Laufs liegt, dort aber von der Frequenz benachbarter Möbelhäuser profitiert und auch von einer viel befahrenen Bundesstraße gut sichtbar ist. "Unser Matratzenland-Schild ist wie ein Wink mit dem offenen Scheunentor", lacht Dräger. Im Geschäft bietet er neben Matratzen heute ein großes Angebot an Bettgestellen, Lattenrosten, Zudecken und Kissen an. Neben Metzeler und Tempur sind Namen wie Hasena, MM Collection und Brinkhaus wichtig.

"Bei uns kaufen die einfachen Leute genauso wie die anspruchsvolle Klientel", weiß der Chef, der deshalb Qualitäten vom Preiseinstieg um die 250 Euro bis zum gehobenen Segment ab 1.000 Euro aufwärts anbietet. "Wir wirken als Unternehmen außerordentlich bodenständig", betont Dräger - ein Pfund, mit dem man im eher ländlichen geprägten Umfeld der Rhön wuchern kann. "Aber auch in der Rhön wird gutes Geld verdient, und es gibt hier genug anspruchsvolle Kunden", betont der 65-Jährige. "Wir arbeiten leise und gut."

Dennoch gehört Klappern auch bei Dräger zum Handwerk. Einmal im Jahr veranstaltet er einen Kundenevent, etwa ein Oktoberfest, wo neben dem Verkauf auch Musik, Speisen und Getränke im Mittelpunkt stehen. Aber: "Am Ende muss auch der Umsatz stimmen", und so will Dräger in seinem Jubiläumsjahr vier Verkaufswochenenden organisieren, bei denen die Festivitäten etwas weniger Raum einnehmen, damit Geschäft und Geselligkeit in einem gesunden Verhältnis zueinander stehen.

Zur Werbung des Unternehmens gehören klassische Prospekte als Zeitungsbeilagen, aber auch Spots im Regionalfernsehen und im Radio. Hierfür hat der Inhaber eigens einen Song komponiert - natürlich selbst, musikalisch und umtriebig, wie er nun einmal ist. Auch seiner alten Reiseleidenschaft hat er nicht abgeschworen und organisiert nach wie vor Fahrten von beachtlichem Ausmaß. In Kürze bringt er beispielsweise über 3.000 Messdiener der Bistümer Fulda, Würzburg und Bamberg für eine Woche nach Rom. Bei aller unternehmerischen Leidenschaft hat sich Dräger aber bereits ein großes Ziel gesetzt, das vielleicht sein anspruchsvollstes wird: das Aufhören. 2018 soll definitiv Schluss sein, dann will er das Unternehmen verkaufen und nur noch seinen Ruhestand genießen. Man kann es sich kaum vorstellen. Doch auch, wenn der Nachfolger noch nicht in Sicht ist: Er wird eine solide aufgestellte Firma vorfinden.
aus Haustex 05/16 (Handel)