Bundeslehrlingswartetagung in Hannover
Bewerbermangel und Ausbildungsqualität offensiv angehen
Berufsschullehrer und Lehrlingswarte wollen dem Lehrlingsmangel offensiv begegnen. Auch die Sicherung des Ausbildungserfolges stand im Mittelpunkt der diesjährigen Bundeslehrlingswarte-tagung. Ideen wurden in Arbeitskreisen gesammelt, die über das Jahr aktiv bleiben sollen.
Es ist das große Thema und zugleich die große Sorge vieler Betriebe: der Fachkräftemangel. Schon jetzt macht er sich in Nord wie Süd deutlich bemerkbar. Berufsschullehrer und Lehrlingswarte wollten daher auf ihrer diesjährigen Tagung in Hannover Lösungsansätze für die Ausbildungsqualität und die Gewinnung von Auszubildenden ermitteln und in die Wege leiten. 33 Teilnehmer kamen dazu in die niedersächsische Landeshauptstadt. Erstmalig dabei waren Nils Zimmermann (Lehrlingswart Hamburg), Ricco Zellhuber (Lehrlingswart Nordost), Robert Mutschall (Prüfungsausschutzvorsitzender Berlin), Matthias Cramer (Lehrlingswart Niedersachsen-West), Matthias Frey (Berufsschullehrer Ehingen) und Steffen Schossow-Clausen (Berufsschullehrer Gelsenkirchen).
Sie und die anderen Vertreter sind verantwortlich für aktuell 614 Parkett- und 482 Bodenlegerlehrlinge. Das sind 2,4 bzw. 1,3 % weniger als im Vorjahr. Mehr Besorgnis erregt die Zahl der Abbrecher bis zum Beginn des zweiten Lehrjahres. Bei den Hölzernen waren es zuletzt 38, im Bodenlegergewerbe 25 Schüler, die alles hinschmissen. Dass sie anderswo mehr Geld verdienen können, sieht Tobias Michalak, Fachgruppenleiter Aus- und Weiterbildung, nicht: "Durch den neuen Tarifvertrag stehen die Parkett- und Bodenlegerazubis im Vergleich zu anderen Gewerken gar nicht so schlecht da, wie oft behauptet wird."
Zum Vergleich: Ein Parkettleger-Azubi verdient im ersten Lehrjahr 520 EUR, im zweiten 570 EUR und im dritten 630 EUR. Bodenleger-Azubis liegen bei 510 EUR, 560EUR und 610 EUR - etwa gleichauf mit Maler-Azubis, die in den ersten beiden Lehrjahren das Gleiche erhalten, im dritten mit 690 EUR etwas mehr. Raumausstatter-Lehrlinge erhalten die geringste Vergütung: 470EUR im ersten Lehrjahr, 550 EUR im zweiten und 650EUR im dritten.
Standideen für AusbildungsmessenUm mehr Jugendliche gezielt auf eine Ausbildung im bodenlegenden Handwerk aufmerksam zu machen, will die Gruppe bis zur nächsten Tagung 2017 eine Mappe für alle Innungen erstellen - als Hilfestellung für Auftritte auf Ausbildungsmessen. Erste Ideen der Standgestaltung wurden in Hannover gesammelt, etwa Vorführungen von Auszubildenden, ein Holzquiz mit Gewinnen (z.B. Schlüsselanhänger aus Mosaikparkett mit Namenszug) und das Präsentieren von berufstypischen Materialien und Maschinen. Weiteres unterstützendes Infomaterial soll in den nächsten Wochen gesichtet werden.
Daneben ist geplant, das Berichtsheft zu aktualisieren und über den Zentralverband Parkett und Fußbodentechnik (ZVPF) direkt zu vermarkten. Der Gruppe schwebt ein abgespeckter Nachweis vor. Das Deckblatt soll ein Anschreiben an den Auszubildenden und Betrieb, die Rückseite sämtliche Innungsadressen enthalten. Änderungsbedarf sieht man ferner in den Mängelkarten bzw. Checklisten.
Dagegen hält Michalak am öffentlich ausgetragenen Bundesleistungswettbewerb an neutralen Orten fest. "In den Berufsschulen haben wir die Möglichkeit, möglichst viele Sponsoren gewinnen zu können", begründet er den Schritt. 2016 wird der Entscheid in Gelsenkirchen ausgetragen. Da die Berufsschule dort nicht über eigene Werkstätten verfügt, weicht man am 25. November auf die Sporthalle mit einer Größe von 400 m
2 aus. Genügend Platz für Infostände der Industrie, um Vorträge zu erleben und vor allem für die teilnehmenden Landessieger, sich zu erproben, ihr Können zu verfeinern und das Image des Handwerks weiter zu verbessern. Für 2017 ist der Berufsschulstandort Gießen im Gespräch.
Das Zuschauerinteresse ist seit der ersten öffentlichen Veranstaltung gestiegen, informierte Michalak. Waren es 2014 bei Verlegewerkstoffhersteller Stauf rund 150 Gäste, wollten ein Jahr später in der Gewerblichen Schule Ehingen schon mehr als 250 den Nachwuchsbesten über die Schulter schauen.
Ob das Konzept auch in Gelsenkirchen aufgeht, wird dann Thema der nächsten Bundeslehrlingswartetagung sein. Sie findet am 2. und 3. März 2017 bei Eukula/Dr. Schutz in Hessisch Oldendorf statt.
Das war noch Thema
- Die Meisterschulen sollen besser miteinander verknüpft werden; erste Versuche dazu laufen zwischen Köln und Berlin. Dorthin ist der Meisterkurs der Innung Nordost verlegt worden (vorher in Halle).
- Die Idee, eine Facebook-Gruppe für die Lehrlingswarte zu bilden, wird abgelehnt.
- Die Pressearbeit übernimmt Peter Kránicz, Lehrlingswart der Innung Detmold.
- Der Vorschlag, die Stundensätze für Ausbilder von Maschinenkursen zu erhöhen, bleibt ohne Ergebnis.
- Um die Zusammenarbeit zwischen Fachgruppe und Nachwuchsinitiative "Das ist Bodenhandwerk" zu verbessern, ist Tobias Michalak als Beirat in deren Vorstand eingetreten.
- In der Berufsschule Berlin wird dieses Jahr der Blockunterricht eingeführt; in allen anderen wird bereits nach diesem Modell gepaukt.
aus
FussbodenTechnik 04/16
(Handwerk)