Junge Meister: Dominik Kölbl (24) aus Obersöchering

Parkettleger – Meister – Restaurator


Erst mit dem "Restauratorwissen" fühlt sich Dominik Kölbl komplett. Die Zusatzqualifikation ist auch ein Plus in der handwerklichen Praxis.

Die Augen von Dominik Kölbl leuchten, wenn er über seine Beruf als Parkettlegermeister und Parkettrestaurator spricht. "Richtiger Parkettleger ist man erst, wenn man einen ganzen Raum mit Fischgrät verlegt hat und weiß wie man einen Mittelzopf anlegt", sagt er überzeugt, denn Dielen können auch andere. Mit 200 m2 Fischgrät von Di Legno hat er sich bereits qualifiziert. Ihm gefällt die Vielseitigkeit seiner Tätigkeit, die von praktischer Schreinerarbeit bis zu äußerst feinfühliger Bodenarbeiten bei historischer Substanz reicht. Zudem hat er als Parkettleger nicht nur eine Werkstatt, sondern ständig wechselnde Baustellen mit neuen Herausforderungen.

Von klein an war Dominik Kölbl mit dem Handwerk verwachsen. Seit er 12 ist, begleitet er seine beiden Onkel auf Baustellen. Mit Franz Kölbl war er zum Parkettlegen unterwegs und im Baugeschäft von Walter Kölbl half er als Maurer aus. Beide Handwerke begeisterten ihn. Berufsentscheidend war dann seine Tante Heidi, die ihn fragte, ob er denn bei jedem Wetter draußen arbeiten wolle. Mit dieser Frage gewann sie ihn als motivierten Auszubildenden Parkettleger für FK Kölbl Design.

Lehrzeit: "In meinem Onkel hatte ich einen hervorragenden Lehrmeister, der mir als Schreiner- und Parkettlegermeister sowie Restaurator mehr als nur Parkettlegen beigebracht hat, lobt Dominik Kölbl. Aufgrund der Namensgleichheit hatte er bei den Kunden einen anderen Stand und bekam schnell Erfahrung im Umgang mit Auftraggebern. Am Nachhaltigsten beeindruckte ihn in der Lehrzeit die Restaurierung der 6 Meter langen und 5 Zentimeter starken Dielen in der alten Schefflerei im Kloster Benediktbeuren. Er beschloss deshalb, nach der Meisterausbildung den Parkettrestaurator anzugehen. So hat er nun die Chance, einmal in die Fußstapfen seines Onkels zu treten und den Betrieb in dessen Sinne weiter zu führen.

Der Meisterkurs in Ehingen: Sofort nach der Gesellenprüfung absolvierte Dominik Kölbl die Meisterausbildung. Mit seiner Routine empfand er die Prüfung im praktischen Teil mehr als Auffrischung der Gesellenprüfung. Für ihn hätte es im Meisterkurs mehr in die Breite gehen können, doch drei Monate Vollzeitkurs sind eben sehr kurz bemessen. Dennoch erinnert er sich gern an die Zeit in Ehingen, die er am 2.1. 2012 mit der Meisterprüfung abschloss. Vollzeitunterricht findet er gut. "Man ist in der kurzen Zeit voll aufs Lernen konzentriert und für die Prüfung auch gut vorbereitet", beschreibt er den Vorteil. Die Stimmung unter den Teilnehmern war in der intensiven Phase auch gut und so ist man über Facebook immer noch in Kontakt. Die Teile drei und vier folgten dann heimatnah in Weilheim.

Vom Meister zum Parkettrestaurator: Hoch motiviert hätte Dominik Kölbl am liebsten den Kurs für Parkettrestauratoren gleich nach der Meisterprüfung angeschlossen. Doch er musste warten, bis wieder ein Kurs angeboten war. Endlich - in der ersten Januarwoche 2015 ging es los. Obwohl von zunächst 20 Anmeldungen dann nur sieben Teilnehmer übrig blieben, fand der Kurs in Neustadt/Aisch statt Ein Teilnehmer kam sogar aus Polen. Die Abwechslung zwischen Theorie und Praxis gefiel ihm am besten. "Ich bin froh, dass ich den Kurs noch in der Form besuchen konnte", sagt er erleichtert, denn der Lehrgang soll künftig akademischer werden. Die Kurszeit erhöht sich mit der Aufstockung von 400 auf 800 Stunden dann von sechs Monaten auf ein Jahr. Das wäre für ihn mit seiner Arbeit im Betrieb kaum zu vereinbaren gewesen.

Im ersten Teil, zu dem auch Gesellen zugelassen waren, wurden erst Grundlagen aus der Gesellenprüfung vertieft. Im praktischen Bereich wurde mit der Kopiersäge geübt, Intarsien zu schneiden - eine echte Handwerkskunst. Nur mit Präzision und Geduld entsteht aus den einzelnen Holzteilen ein fugenloses Bild. Spannend fand er unter anderem die Stunden in Holzkunde. "Unter dem Mikroskop haben wir den Zellaufbau einzelner Hölzer betrachtet", erklärt Kölbl, der sich dieses Zusatzwissen bereits im Meisterkurs gewünscht hätte.

Im Aufbaukurs, bei dem nur Meister zugelassen sind, war er der jüngste. Neben einer Vertiefung der Lehrinhalte aus dem Grundkurs ging es bei der Oberflächenbehandlung gleich richtig zur Sache Hier braucht man Praxis und Erfahrung, dass es funktioniert, denn Fehler in der Oberfläche sieht man sofort. "Wir haben vieles ausprobiert, zum Beispiel eine Schellackoberfläche zu rekonstruieren", erzählt er mit Begeisterung. Ein Wissensgebiet, das ihn ebenfalls faszinierte, war Stilkunde und Geschichte. "Mit diesem Wissensschatz geht man mit anderen Augen durch das Leben", freut er sich. An Dachformen und typischen Stilelemente erkennt er jetzt Epochen und kann sie in geschichtliche Zusammenhänge bringen. Davon profitiert dann auch seine Freundin bei gemeinsamen Ausflügen. "Es ist wie Lesen können, hat man einmal die Buchstaben gelernt, sieht man plötzlich überall Worte", beschreibt er die Erkenntnis.

Der Restaurator: An der Tätigkeit eines Parkettrestaurators gefällt Dominik Kölbl auch der Überraschungsmoment, wenn er einen alten Boden öffnet. "Manchmal kommen Gegenstände zum Vorschein, Münzen oder alte Zeitungen, die auf das Alter des Einbaus schließen lassen", führt er aus. Je schlimmer der Zustand vor der Renovierung ist, desto höher ist das Glücksgefühl, wenn der alte Boden anschließend wieder in seinem ursprünglichen Glanz erstrahlt.

Zum Parkettrestaurator gehört neben Fachwissen auch die technische Ausstattung. "Mit der Vakuum-Maschine zum Beispiel ziehen wir alte Rückstände auf Dielen restlos ab, ohne die Substanz zu schädigen", erklärt Dominik Kölbl, der sich auch in Zukunft auf einen Einsatz als Restaurator freuen kann. Die Leistung des Unternehmens wird von den zuständigen Stellen anerkannt und so kommen immer wieder Folgeaufträge. Um sein Wissen aktuell halten, wird er also künftig mit Franz Kölbl gemeinsam zu den Tagungen der Fachgruppe - Restauratoren - im Zentralverband (ZVPF) fahren. Außerdem kann er über den Kontakt vielleicht an Gemeinschaftsprojekten teilnehmen, wenn die Gruppe bei besonders umfangreichen Arbeiten zusammenhilft.

Der Ausbilder: Um mit dem Betrieb wachsen zu können, sind mehr Mitarbeiter nötig. Dominik Kölbl will über die Ausbildung Mitarbeiter gewinnen, die nicht nur handwerklich, sondern auch menschlich ins Unternehmen passen. Seinen Auszubildenden im ersten und einen im dritten Lehrjahr vermittelt er daher nicht nur sein Wissen, sondern auch Werte. Auf Genauigkeit, auch wenn es länger dauert, legte er besonderen Wert. Für ihn muss ein Azubi wissbegierig sein und bereit über den Tellerrand hinauszuschauen. Zudem erwartet er tadelloses Benehmen und Wertschätzung des zum Teil sehr hochwertigen Materials, das eingesetzt wird. Das gilt nicht nur für Aufträge in repräsentativen Privatwohnungen, wo Verschwiegenheit und besondere Sicherheitsmaßnahmen angeordnet sind. Für die Kunden ist Dominik Kölbl der Ansprechpartner vor Ort und hat die Verantwortung, während Franz Kölbl sich inzwischen mehr um Planung und Akquise sowie die Abwicklung im Büro erledigt.

Die Zukunft: Dominik Kölbl ist sich bewusst, dass er in große Fußstapfen tritt und bereitet sich entsprechend vor. Er bewundert seinen Onkel und überlegt nun auch noch, den Meisterbrief als Schreiner zu erwerben. Das präzise Arbeiten eines Tischlers kennt er. Sein Ziel ist die Treppenstufen für Kunden später selbst herzustellen. "Gutachter ist für mich keine Option für ein zusätzliches Standbein, ich bin kein Theoretiker", ist er sich sicher. In der Werkstatt bereitet er sich auf sein Ziel vor, indem er Tischplatten aus Parkettholz herstellt, das vom Verlegen übrig geblieben ist. Teilweise werden diese Platten den Kunden passend zu ihrem Parkettboden geschenkt. Kleine stilvolle Geschenke sind ein Markenzeichen von FK Kölbl Design. Dazu gehören auch die Weinständer, die in der Ausstellung stehen. Dominik Kölbl hat sie aus dem Stamm eines alten Birnbaums gefertigt, der bei Kölbls im Garten stand. Kopf frei - heißt für Dominik Kölbl dann Fußball. "Ich bin gern draußen und da kann ich abschalten", verrät er. Mit der Freude an der frischen Luft zu sein, hilft er am Wochenende auch noch ab und zu im Baugeschäft aus, wenn seine Freundin keine Zeit hat.

FK Kölbl Design: Die Ausstellung im Wohn- und Geschäftshaus ist nicht groß, aber geschmackvoll eingerichtet. Parkettmuster hängen in besonderen Holzrahmen an der Wand. Das Erscheinungsbild zeigt Kreativität und mit Herstellern wie Oscar Ono, den Kölbl exklusiv für Süddeutschland führt, Drüsedau, Mafi oder Trumpf auch den Anspruch bei FK Kölbl Design. Individuell mit der Handschrift des Schreinermeisters Franz Kölbl ist auch die Einrichtung der offenen Büroetage eine Treppe höher gefertigt. Auch für Dominik hat er einen persönlichen Bereich mit dessen Arbeitsplatten und Mustern eingerichtet.

Die Inhaber Franz und Heidi Kölbl sind glücklich, mit ihrem Neffen einen potenziellen Nachfolger zu haben, der ihre Gesinnung übernommen hat und mitträgt. Sie haben sich mit Qualität und besonderem Service ein zum Teil extravagantes Kundenklientel erarbeitet. Legendär sind bei einigen entspannte Besprechungen mit Weißwurstfrühstück am Wochenende in Obersöchering. Individuelle Bemusterung nach Kundenwunsch und Spezialaufträge gehören zu den Stärken bei FK Design. So wurde beispielsweise in einem Erker ein maurisches Flechtmuster nach einem Entwurf des Architekten in Parkett umgesetzt. Ein Projekt, bei dem die beiden Parkettlegermeister perfekte Zusammenarbeit bewiesen.

Nachgefragt bei Dominik Kölbl
Welche Entwicklung sehen Sie für Parkett ?

Baumärkte machen mit ihren Preisen viel kaputt. Hochwertige Produkte werden daher erklärungsbedürftig, bieten aber gleichzeitig die Chance, sich im gehobenen Privatbereich abzuheben. Wir verlegen zu 75 % Drei-Schicht-Parkett, 15 % Zwei-Schicht und 10 % massiv von Herstellern wie Mafi, Drüsedau, Trumpf oder Oscar Ono.

Und Vinyl?

Die Nachfrage ist da, das Produkt ist strapazierfähig und hat sicher seine Berechtigung. Von Flowers Flooring haben wir deshalb jetzt eine hochwertige Designkollektion dazu genommen.

Welchen Belag würden Sie Freunden empfehlen ?

Meine Freunde sind noch sehr jung und müssen beim Bauen auf den Preis achten. Ich würde ihnen daher raten, eine gute Drei-Schicht-Diele in Eiche zu verkleben. Drei-Schicht ist gut zu verarbeiten und kann zum Renovieren abgeschliffen werden. Eiche ist strapazierfähig und wandlungsfähig, sie kann auch farblich verändert werden.
aus Parkett Magazin 05/16 (Handwerk)