Betten Ulrich, Amberg
Neueröffnung mit dem Mut zum unternehmerischen Risiko
Amberg. Es war eine Neueröffnung mit Hindernissen, doch am Ende konnten Elke und Sven Ulrich voller Stolz auf ihr eigenes Bettenfachgeschäft in Amberg schauen. Dort präsentieren sie jetzt auf 290 Quadratmetern ein anspruchsvolles Sortiment. Eine mutige Entscheidung, die das Ehepaar nicht bereut hat.
Mit 42.000 Einwohnern ist Amberg einer der größten Orte der Oberpfalz. Eine knappe Autostunde von Regensburg und gut 60 Kilometer von Nürnberg entfernt, liegt die Kaufkraft hier im Schnitt, die Arbeitslosenquote ist gering. Keine schlechten Rahmenbedingungen also, um in die Selbstständigkeit zu starten.
Elke und Sven Ulrich sind diesen Weg gegangen. Trotz eines Mitbewerbers vor Ort eröffneten sie im Sommer ihr eigenes Bettenfachgeschäft. Eine mutige Entscheidung mit Hindernissen, wie sich im Laufe des Entscheidungsprozesses herausstellen sollte. Ans Aufgeben dachten die beiden zwischenzeitlich nie. Oder fast nie: "Erst, als wir einen Tag vor der Eröffnung einen Wasserrohrbruch hatten, wurde es wirklich einmal kritisch", erinnert sich Elke Ulrich. Aber auch diese Situation wurde gemeistert.
Das Geschäft liegt einen Steinwurf von der Fußgängerzone entfernt und ist von dort gut sichtbar. In dem Ladenlokal befand sich vorher ein Modegeschäft. Ein benachbartes Café sorgt für Frequenz, Parkplätze sind in ausreichender Zahl vorhanden. Große Schaufenster lenken die Blicke in die hellen, übersichtlich gestalteten Verkaufsräume.
Zunächst hatte das Ehepaar Ulrich ein anderes Geschäft im Auge, nachdem der Entschluss zur Selbstständigkeit im Herbst 2015 gefasst war. Doch die Räume standen im Dezember plötzlich nicht mehr zur Verfügung - bitter nach dem gesamten Vorlauf. Denn Sven Ulrich hatte mit seiner Frau nicht nur einen Businessplan entwickelt, den Rat der örtlichen IHK eingeholt und eine umfangreiche Marktrecherche unternommen. Auch die Finanzierung war geklärt, nachdem sich die örtliche Sparkasse für die Idee des Bettenfachgeschäftes begeisterte. Last but not least war der Bettenring mit im Boot, dem sich die Ulrichs angeschlossen haben. "Dr. Süß hat uns von Anfang an voll unterstützt", lobt Sven Ulrich.
"Ich war kurz davor aufzugeben, aber dann fanden wir glücklicherweise ein Ladenlokal, das sich als wesentlich besser geeignet und günstiger gelegen herausstellte", erinnert sich der Inhaber. Damit begann jedoch auch die gesamte Planung wieder von vorn, der Eröffnungstermin musste von April auf Juli geschoben werden. Doch die Zeit wurde genutzt. "Meine Frau konnte sich zwischenzeitig durch entsprechende Qualifizierungsaktivitäten konsequent auf ihre neue Aufgabe vorbereiten", erzählt Ulrichs, der als langjähriger Außendienstmitarbeiter der Firma Kirchner in Alzey die Bettenbranche bestens kennt. Auch im Möbelhandel kennt sich Ulrich dank seiner vorherigen Tätigkeit aus. Ehefrau Elke, gelernte Kaufrau, musste sich erst einarbeiten, denn die meiste Zeit steht sie im Geschäft, um die Kunden zu beraten; seinen Job bei Kirchner hat Sven Ulrich behalten.
Die Kunden sind im Alter gemischt, die meisten kommen ab Mitte 40 aufwärts ins Geschäft. "Und sie haben es satt, nicht bedient oder ohne Kompetenz beraten zu werden", hat Elke Ulrich schnell festgestellt. Daher ist für sie eine Beratung ohne Vermessung auch kaum denkbar. "Die Sensoflex-Messanalyse von Rummel hat uns sehr geholfen, außerdem nutzen wir das Dormabell-Messsystem." Beide werden offensiv beworben. "Das ist bei vielen Kunden ein Türöffner, die Leute fragen auch häufig danach, wenn sie zu uns ins Geschäft kommen." In Amberg soll die Positionierung klar sein: "Wir sind die, die vermessen", sagt Elke Ulrich.
Das Geschäft wirkt aufgeräumt und übersichtlich. Bei Matratzen stehen Rummel und das Dormabell-Programm im Fokus, in Kürze soll mit Latex von Werkmeister noch ein Material hinzukommen, "das es in Amberg momentan nicht gibt", wie Elke Ulrich erklärt. Mit Kirchner, Reichert sowie Ruhe und Raum ist der Bereich Bettgestelle prominent belegt, Bettwaren sind im Untergeschoss platziert und werden mit Traumina und dem Bettenring-Programm abgedeckt. Bei der Bettwäsche sind mit Bassetti, Marc OPolo, Graser und Janine ebenfalls anspruchsvolle Namen vertreten.
"Marken müssen im Fachhandel sein", ist Sven Ulrich sicher. Aber nicht jeder Trend muss mitgemacht werden. So sucht man ein Boxspringbett im Geschäft vergeblich. Dafür sind Lampen der Marke Vita ein willkommener Eyecatcher, der für Zusatzumsätze sorgen soll. Taschen des niederländischen Labels "handed by" erfüllen die gleiche Funktion: "Wir müssen die Frauen kriegen, die dann ihre Männer mitbringen", erklärt Elke Ulrich. Sie weiß aber auch, dass Frequenz im Laden nicht wirklich planbar ist. "Und an die Leerlaufzeiten musste ich mich erst einmal gewöhnen."
Damit die möglichst gering bleiben, wird Service groß geschrieben. Neben Auslieferung und Entsorgung gehört auch ein Hol- und Bringservice für die Kunden dazu. Außerdem werden Nackenstützkissen zur Probe mitgegeben, was offensichtlich ankommt. "Kissen verkaufe ich wie geschnitten Brot", freut sich Elke Ulrich, die sich insgesamt über eine hohe Abschlussquote freut. "Ich rede in der Beratung nie über den Preis. Und bei uns gibt es auch danach keine Preisdiskussionen."
Vorerst muss Elke Ulrich den Laden im Wesentlichen alleine führen, "so lange das noch so geht." Und sie weiß, dass sie mit ihrem Geschäft immer noch entdeckt werden muss. Doch Ulrichs verstehen ihren unternehmerischen Mut auch als ein Stück Verpflichtung: "Es geht ja auch um den Branchenmix in Amberg", sagt Sven Ulrich. "Die inhabergeführten Geschäfte sind leider auf dem Rückzug, aber die Innenstadt darf ja nicht nur aus Filialisten bestehen."
aus
Haustex 12/16
(Handel)