On the Rugs
Zwanglose Begegnungen mit dem Teppich
Anna Wahdat und Tina Brunner schwören auf ein Leben "On the Rugs". Mit ihrem neu gegründeten gleichnamigen Label wollen die Journalistin und die Produktdesignerin noch mehr Menschen auf den Teppich holen.
Ein Teppich ist für uns mehr als nur ein Dekoartikel", erklärt Tina Brunner. "Darauf lässt sichs auch gut sitzen, essen und quatschen. Das wollen wir bei unseren Events vorleben." Bei Veranstaltungen und Pop-up-Sales setzen Wahdat und Brunner die Handarbeiten in Szene. Unter dem Motto "Komm auf den Teppich" schaffen sie gemütliche Räume, in denen sich Teppiche und Menschen ganz zwanglos begegnen können. Ohne Verkaufsdruck (wohl aber mit Kaufmöglichkeit), dafür mit viel Atmosphäre und passendem Rahmenprogramm: mit orientalischen Häppchen zum Beispiel, Lesungen, DJ oder Live-Musik. Die Idee: einfach mal live erleben, wie Räume mit Teppichen gestaltet werden können, wie sichs mit Kelims, Belutsch, Ghashgai und Ghoum-Seide leben lässt.
Zum Beispiel im Luv Interior, einem Concept Store für Einrichtung und Möbeldesign im szenigen Hamburger Schanzenviertel: Hier zeigten Brunner und Wahdat moderne Designmöbel im Zusammenspiel mit Geknüpftem und Gewebtem. Etwas "bodenständiger" ging es bei der vorigen Veranstaltung in der historischen Hamburger Speicherstadt zu: Auf einem Speicherboden richtete das "On the Rugs"-Team einen Pop-up-Store mit drei Themenwelten ein: mit Seidenteppichen, roten Berbern und Kelims. Dazu wurden zwei bis drei Partner mit Möbeln und Kissen ins Boot geholt. Und es wurde kräftig eingeladen: Presse, Blogger und weitere Multiplikatoren und vor allem natürlich alle, die kommen wollten. Weitere Veranstaltungen dieser Art sollen folgen.
Und die Resonanz? Die war so vielfältig wie die Menschen selbst: Manche kamen ganz gezielt, um sich einen Teppich auszusuchen, andere waren einfach neugierig. Tina Brunner zitiert eine begeisterte Yogalehrerin: "Na endlich! Die Leute kommen zu mir zum Yoga und wollen sich erden, kommen aber nicht auf die Idee, sich zu Hause auch mal auf den Boden zu setzen."
Vor allem jüngere Leute und Familien fühlten sich durch "On the Rugs" angesprochen. Besonders gut kamen Kelims und Nomadenteppiche an; schließlich passt beides bestens zum angesagten skandinavischen Wohnstil. Bei Seidenteppichen gibt es laut Brunner noch Berührungsängste, man habe Respekt vor dem edlen Material - noch, wohlgemerkt.
Die Teppiche selbst stammen von einem Importeur in der Hamburger Speicherstadt; Anna Wahdats Vater ist einer der Geschäftsführer. Aus seinem Lager mit Handarbeiten unterschiedlicher Provenienzen sucht Anna Wahdat besondere, ungewöhnliche Stücke aus, die sie und Tina Brunner dann in ihre Obhut nehmen, um sie auf Veranstaltungen zu präsentieren und zu verkaufen. Auch Projekte wie "Teppich-Abonnements" für Geschäftsräume wären denkbar. So könnten Büros und Agenturen ihre Räume kostengünstig und abwechslungsreich mit Teppichen verschönern, die in regelmäßigen Abständen von Teppich-Abonnent zu Teppich-Abonnent wandern: eine Idee, die auf jeden Fall noch ausgebaut werden soll.
aus
Carpet Magazin 03/16
(Handel)