Deutscher Wald: Ökologie contra Ökonomie
Der Wissenschaftliche Beirat für Waldpolitik des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) bescheinigt der nachhaltigen und multifunktionalen Forstwirtschaft in Deutschland ein gutes Zeugnis, warnt aber gleichzeitig vor einem "Wegbrechen der Produktionsgrundlage". Dahinter steckt eine Konfrontation zwischen Waldbesitzern und Naturschützern. Die einen betonen ihren Beitrag zu Klimaschutz und Artenvielfalt, wollen jedoch ihre wirtschaftlichen Erträge nicht eingeschränkt sehen, die anderen fordern höhere Öko-Auflagen.
Gute Argumente findet jede Seite, auch die Forstbesitzer. Die Menge einzelner Baumarten habe zugenommen, die Bäume seien im Durchschnitt älter und seltene Bestockungsarten häufiger geworden, betonen sie. Rückendeckung erhalten die Waldeigner vom Wissenschaftlichen Beirat. Der plädiert im Gegensatz zu Naturschutzverbänden für zuwachsstarke Nadelbaumarten aufgrund ihres großen Nutzungspotenzials und Klimaschutzeffekts. Es sei von Nachteil, dass Nadelbäume gegenüber Laubbäumen an Fläche verloren hätten.
"Mit einem Jahresumsatz von rund 180 Mrd. EUR und über 1,1 Mio. Beschäftigten ist das Cluster Forst und Holz ein starker Wirtschafts- und Beschäftigungsmotor", sagt Philipp Freiherr zu Guttenberg, Präsident der AGDW (Arbeitsgemeinschaft deutscher Waldbesitzerverbände) und fordert von der Bundesregierung, dass eigentums- und beschäftigungsrelevante Fragen gegenüber wachsende Auflagen von Seiten des Naturschutzes nicht in den Hintergrund geraten.
Anlass der Diskussionen ist die bundesweite Waldstrategie 2020. Sie formuliert rund 60 Ziele. Der Wissenschaftliche Beirat für Waldpolitik des BMEL hat dabei die Aufgabe, der Bundesregierung geeignete Maßnahmen und Instrumente zur Umsetzung vorzuschlagen.
aus
Parkett Magazin 01/17
(Holz)