Parkettlegermeister Benjamin Mizera (30), Ergolding
"Der Meistertitel bringt ein anderes Selbstbewusstsein"
Bereits als Unternehmer erfolgreich, qualifizierte sich Benjamin Mizera über "Quali-Adapt", das Pilotprojekt der bayerischen Handwerkskammern, erst zum Gesellen und anschließend zum Parkettlegermeister. Parkett Magazin fragte ihn nach seinen Beweggründen.Auch ohne Gesellenprüfung baute Benjamin Mizera erfolgreich seinen Montagebetrieb für den Einbau von Parkett und anderen Fußböden auf. Das Vertrauen fester Auftraggeber und niedrige Fixkosten im Betrieb sichern ihm und seinen zwei Mitarbeitern ein geregeltes Einkommen. 40 % der Aufträge kommen von Bauträgern für Ein- und Zweifamilienhäuser, mit denen er im Laufe der vergangenen zehn Jahre gewachsen ist. Etwa 60 % sind Privatkunden, darunter viele Stammkunden, die ihn gern Freunden weiterempfehlen. Das Geschäft läuft also...dennoch entschloss er sich, sich weiterzubilden und investierte viel Zeit und Energie in die Vorbereitung zur Meisterprüfung als Parkettleger.
Was war die Motivation ?
Wenn Mizera an die Belastung in den letzten zwei Jahren zurückdenkt, war er manchmal an der Grenze des Möglichen. Beruf, Hausumbau und Familienzuwachs parallel zu den Kursen forderten ihn. Doch er hatte lange auf eine Chance gewartet, sich berufsbegleitend als Parkettleger zu qualifizieren. Zudem wollte er auch "richtiges" Parkett, sprich Stabparkett verlegen können und sich damit von der stärker werdenden Konkurrenz abheben. Für Stabparkett, eine nur noch von wenigen angebotene Handwerkskunst, braucht man eine fundierte Ausbildung, sagt er mit Respekt.
Warum keine klassische Ausbildung ?
Mit einer handwerklichen Ausbildung hat Mizera schon früher geliebäugelt. Doch ein Lehrstellenangebot der örtlichen Sparkasse - deutlich besser bezahlt als die Handwerkslehre - und der Rat seiner Eltern hielten ihn davon ab. Bedingt durch Stellenabbau bei dem Bankinstitut und den Wehrdienst kehrte er als 18-Jähriger dem Bankkaufmann den Rücken. Durch einen Minijob bei einem Parkettleger kam er auf seinen heutigen Beruf.
Nun eine Lehre beginnen und vom Lehrlingsgehalt leben, wollte er allerdings nicht. Stattdessen investierte er sein erspartes Kapital in Maschinen und 900 Euro in einen alten Bus, den er blau anstrich und mit Firmenlogo beklebte "Montageservice Mizera". Sein Angebot: Parkett, Bodenbeläge, Innenausbau, Montagen zum fairen Preis. Diese Geschäftsform ist heute als "werkstattloser Handwerker" oder "mobiler Generalist" in aller Munde.
Das Risiko war dem Jungunternehmer bewusst; daher war er immer bestrebt, sein Fachwissen zu erweitern. Zunächst arbeitete er das Parkettleger-Fachbuch durch und meldete seinen Betrieb bei der Innung Niederbayern-Oberpfalz an. Damit erhielt er Zugang zu deren Fortbildungsveranstaltungen sowie Seminaren der Industrie.
Berufsbegleitende Ausbildung - eine Herausforderung
Der von den bayerischen Handwerkskammern angebotene Lehrgang Quali-Adapt* gab Mizera dann die Gelegenheit, seine Gesellenprüfung in Fachtheorie und Praxis innerhalb von einem halben Jahr nachzuholen. Das reichte ihm noch nicht: Mit dem Gesellenbrief in der Hand belegte er anschließend auch den Meisterkurs. Ein weiteres halbes Jahr fuhr er jedes Wochenende von Donnestag bis Samstag nach Bamberg zum theoretischen und praktischen Unterricht. Das Üben für die Meisterplatte war ohne große Routine teilweise frustrierend, gesteht er heute. Doch bei der Prüfung gelang ihm auch diese. Anschließend folgten noch Teil 3 und 4 des Meisterkurses bei der HWK in Landshut. Seit Juli 2016 darf er sich nun offiziell Parkettlegermeister nennen.
Meistertitel bringt viele Vorteile mit sich
Was bringt der Meistertitel ? "Ein neues Selbstbewusstsein", strahlt der Jungmeister. Das zusätzliche Wissen verleiht ihm eine weitergehende Kompetenz. Der Titel hat auch bei Bauleitern und Architekten Gewicht, wie er feststellt. Tipps und Kniffe, wie es Lehrgangsleiter Heinz Brehm seinen Meisterschülern für die Praxis vermittelt hat, erleichtern ihm das Arbeiten. Ebenso nachhaltig wirkt sich der Unterricht zum Thema Arbeitsschutz aus.
Und: Es gibt immer weniger Profis, die Parkett verklebt und geölt anbieten können. In der Region würden zunehmend Bodenleger ein Gewerbe anmelden und mit Billigpreisen werben. "Als Meisterbetrieb kann ich mich davon abheben." Dem entsprechend erfolgt die Neugestaltung seines Logos auf den Firmenfahrzeugen und die Entwicklung der Internetseite.
Dass der junge Meister die Materie beherrscht, beweist er in seinem neuen Heim. Begeistert von der natürlichen Ausstrahlung eines Holzbodens hat er Parkett geklebt und geölt, im Bad Hochkantlamellen. Den englischen Verband aus massiver Eiche mit stehenden Jahrringen - "ein wertvoller Schatz" - hat er nach dem Kauf des Hauses unter einem alten Teppichboden im Wohnzimmer freigelegt und renoviert. Mit dieser Referenz will er seine Kunden überzeugen und den Bereich Parkett weiter ausbauen.
Solide Unterehmensstrategie
Keine Fremdfinanzierung und Vorsicht bei der Auftragsannahme sind für Benjamin Mizera Grundsätze seit der Firmengründung. Aufgrund der Haftungsfrage und Gewährleistung nimmt er nur überschaubare Objektgrößen an. Zudem verlegt er keine Fremdware. Denn mit dem Verkauf der Verlegeprodukte hat er auch Einfluss auf die Herkunft. Mit dieser Strategie ist er gut gefahren. "Reklamationen gab es praktisch keine."
Bei seinen Lieferanten aus Handel und Industrie sind ihm Service und Produkthaftung wichtiger als billige Preise. Zur Bemusterung nutzt er die Ausstellung seiner Großhändler.
Bislang hat Mizera zwei Mitarbeiter beschäftig; ein Parkettleger aus Kroatien ist zwei Jahren bei ihm ein zweiter hat gerade aufgehört. Da das Auftragsbuch voll ist, sucht er Verstärkung. Nachdem klassische Stellenanzeigen erfolglos waren, ergänzte er kurzerhand die Anfrage "mit Migrationshintergrund". Plötzlich kamen reichlich Zuschriften.
Mizera stellte den 28-jährigen Waly als Helfer ein. Der Flüchtling aus Mali ist noch nicht anerkannt, doch hat der junge Mann in seiner Heimat als Automechaniker gearbeitet. "Als Handwerker hat er Erfahrung im Umgang mit Maschinen und vermutlich auch mehr Interesse, im Handwerk zu bleiben als ein Akademiker", begründet Mizera seine Wahl. Sukzessive bildet er Waly jetzt aus, führt mit ihm ein Berichtsheft und ein Deutschübungsheft.
Er würde gerne sein Team noch um einen weiteren Mitarbeiter aufstocken, damit er Planung und Büro nicht immer abends und am Wochenende erledigen muss. Da möchte er künftig lieber mehr Zeit mit seiner Frau Birgit und ihrer zweijährigen Tochter Pia verbringen.
Was ist Qualit-Adapt?
Quali-Adapt ist ein Projekt der bayerischen Handwerkskammern. Die Maßnahme stellt eine anerkannte Nachqualifizierung von Parkett- und Bodenlegern dar, die seit mehr als fünf Jahren in dem Beruf tätig sind, aber nicht die dafür übliche duale Ausbildung absolviert haben. Über Quali-Adapt haben sie die Gelegenheit, ihr Können mit dem Gesellenbrief zu dokumentieren. Der Unterricht findet im BTZ in Bamberg statt, die Prüfung in der Berufsschule Neustadt/Aisch. Weitere Infos über Lehrgangsleiter Heinz Brehm, heinz.brehm@parkett-brehm.de
aus
Parkett Magazin 01/17
(Handwerk)