Parkettverfärbung durch Ammoniak: Woher kommen die Schadstoffe?


Ammoniak verfärbt Eichenholz und andere, gerbsäurehaltige Holzarten. Bei Räuchereiche tut man es absichtlich: Holz wird mit Ammoniak oder Salmiakgeist begast und erhält einen dunklen Farbton. Anschließend muss es ablüften, oft monatelang, sonst kann es bei der Oberflächenbehandlung mit Lacken, Ölen und Wachsen zu fleckigen Farbveränderungen, Kräuselung oder Kraterbildung kommen. Oder zu Geruchsbelästigung. Was aber, wenn dunkle Flecken auf einem normalen Eichenparkett auftauchen, obwohl kein Ammoniakduft in der Luft liegt? Auch dann kann dieser Stoff verantwortlich sein. Die Frage ist nur, wie er in das Parkett gelangt ist. Gasförmig von unten oder flüssig von oben?

Schadensbilder geben Aufschluss

Manchmal sind es die Schadensbilder selber, die einen Hinweis geben. Flecken etwa, wo Gummifüße von Stühlen gestanden haben. Zurückzuführen ist das nicht auf Weichmacher, sondern, so Prof. Dr. Andreas Rapp von der Leibniz Universität Hannover, auf Amine als Vulkanisationshilfsmittel in Dichtstoffen oder Gummi. Runde Kreise unter Blumenkübeln weisen auf Gießwasser hin, das chemisch basisch bis neutral ist. Pflegemittel mit einem pH-Wert von 9 können bei mehrmaligem Gebrauch Verfärbungen verursachen, besonders an den Hirnenden des Parketts. Ein ähnliches Bild auf Holz zeigen Desinfektionsmittel mit quartären Ammoniumverbindungen, die im medizinischen Bereich eingesetzt werden können. Im Tierurin enthalten ist Harnstoff, der sich in Ammoniak und Kohlendioxid zersetzt. Wenn ein Hund wiederholt seine Duftmarke an einer Parkettstelle hinterlässt, geht der typische Geruch mit einer Verfärbung einher.

Klebstoff, so die Erfahrung von Prof. Rapp, hindert Ammoniak, aus dem Estrich in das Parkett zu kommen. Wo Klebstoff als Diffusionshemmer fehlt, kann sich eine Verfärbung durchsetzen. Zu beobachten teilweise bei Mosaikparkett in Streifenform von 64 cm Abstand, weil entlang der doppelten 32 cm-Elementbreite kein durchgehender Klebstoffauftrag erfolgte. Die Vielfalt der Möglichkeiten bei Parkettverfärbungen zeigt: Ein Schadensbild auf seine wahre Ursache zurückzuführen, beginnt bei der Überlegung, ob der Einfluss von oben oder von unten kommt und endet oft erst bei einer genauen Untersuchung von Proben im Labor.

Apropos Estrich: Überdosierung von Triethanolamin beim Mahlen des Zementklinkers, Ammoniumsulfat in Flugasche, Verfestigungs- und Fließmittel, Trocknungsbeschleuniger, theoretisch sogar Biomasse in Gesteinskörnung - alle können zu Holzverfärbungen beitragen. Risse und Stöße im Parkett und Ränder unter Sockelleisten sind dabei am ehesten betroffen. Ähnliche Probleme werden günstigen Ausgleichsmassen nachgesagt, die mit Z2- oder Z3-Zement versetzt worden sind. Und natürlich Beton. Auch in diesem Baustoff hat Dr. Rapp Ammoniak gefunden, das in die Raumluft gelangt und dort vom Holzboden als Ammoniakfänger aufgenommen wird.

Die Vielfalt der Möglichkeiten bei Parkettverfärbungen zeigt: Ein Schadensbild auf seine wahre Ursache zurückzuführen, beginnt bei der Überlegung, ob der Einfluss von oben oder von unten kommt und endet oft erst bei einer genauen Untersuchung von Proben im Labor.
aus Parkett Magazin 06/17 (Handwerk)