Ein Kommentar von Cornelia Küsel

Testimonals verbessern das Image


Die Tapetenhalle zieht bei jeder Heimtextil die Aufmerksamkeit auf sich. Nicht nur, weil die Aussteller Jahr für Jahr eine Flut an neuen Kollektionen auf den Markt werfen. Die kleine Branche steht während der Messe vor allem im Mittelpunkt des medialen Interesses, weil sie ihre dekorativen Wandbekleidungen mit Hilfe von prominenten Werbeträgern einer großen Öffentlichkeit präsentiert. So wird die Tapete zum aufstrebenden Sternchen neben dem Star.

Nun sind es aber längst nicht nur bekannte Designer wie Colani, Ulf Moritz oder Harald Glööckler, die ihr Herz für den auf die Wand zu klebenden Belag entdeckt haben. Zusätzlichen Glamour verleihen ihm nationale Berühmtheiten wie Schauspieler, Musiker oder Moderatoren. Unvergessen bleibt der Medienauftrieb anlässlich der ersten Kollektion von Dieter Bohlen für P+S. Mittlerweile wurde der Pop-Titan vom Modedesigner Guido Maria Kretschmer ersetzt, der für TV- und Print-Magazine nicht weniger attraktiv ist.

Bohlen hat der Tapete mit seinem Bekanntheitsgrad sicherlich einen großen Dienst erwiesen und die Kaufwahrscheinlichkeit erhöht, was ja das Ziel des Celebrity-Marketings ist. Aber Kretschmer bringt darüber hinaus für eine solche Kampagne die nötige Glaubwürdigkeit mit und trägt damit zur weiteren Imageverbesserung der Tapete bei. Ihm nimmt der Verbraucher ab, dass er an den Entwürfen beteiligt war. Das gleiche gilt für Barbara Schöneberger. Der Medien-Star wirkt sympathisch und authentisch, ihr Interesse für die Inneneinrichtung ungekünstelt. So werden Leitbilder zu Vorbildern, die das Tapezieren als unverzichtbar zelebrieren.

Aber ergibt sich aus der Promi-Werbung der für die Branche dringend nötige Nachfrageschub? Es lässt sich nur schwer nachvollziehen, inwieweit die Kampagnen tatsächlich auch das Kaufverhalten beeinflussen. Fest steht jedoch: Das Ansehen der Tapete hat sich auch dank der Testimonials positiv verändert. Sie ist schon lange nicht mehr das langweilige Produkt, mit dem Oma und Opa das Wohnzimmer geschmückt haben. Tapete mit ihren kreativen Designs wird wahrgenommen, sie ist wieder hip. Diese Botschaft senden die Promis mit Erfolg aus, auch wenn sich das nicht an den Umsatzzahlen ablesen lässt. Aber vielleicht wären die ohne das Engagement noch niedriger.

Fakt ist: Die Tapetenindustrie führt beispielhaft vor, wie sich die Aufmerksamkeit auf ein Produkt lenken lässt und nimmt dafür eine Menge Geld in die Hand. Der Handel sollte es ihr mit der professionellen Präsentation am Point of Sale danken. Und anderen Branchen seien die Maßnahmen zur Nachahmung empfohlen. Werbung ist zwar nicht alles, aber ohne Verkaufsförderung bleibt das schönste Produkt ein Ladenhüter, weil der Verbraucher von dessen Existenz nichts erfährt. |cornelia.kuesel@snfachmesse.de
aus BTH Heimtex 02/18 (Tapeten, Wandbeschichtungen)