Tom Willner (28), Heringsdorf – Volle Auftragsbücher und gute Perspektiven
Arbeiten, wo andere Urlaub machen, ist für Parkettlegermeister Tom Willner ein lukratives Geschäft. Die Ferienwohnungen auf Usedom bieten fortlaufendes Renovierungspotenzial, Konkurrenz gibt es kaum. Da lacht nicht nur die Sonne.
Wir hören in der Branche immer vom Konkurrenzdruck aus Osteuropa. Mit der Vorstellung ist Parkett Magazin zu Tom Willner ins Seebad Heringsdorf auf Usedom gefahren, das nur zehn Kilometer von der polnischen Grenze entfernt ist. Der junge Parkettleger hatte drei Jahre zuvor seine Meisterprüfung absolviert und nun seinen Lehrbetrieb mit drei Mitarbeitern übernommen. Mutig - Tom Willner ist 28 Jahre jung und zielstrebig.
Die Auftragsbücher sind für acht Monate im Voraus bereits gefüllt. Nur ein paar Lücken lässt der junge Unternehmer für Baustellenverschiebungen und unvorhergesehene Notfälle. Termintreue ist Teil seines Geschäftsmodells. Im Winterhalbjahr renoviert er die Ferienwohnungen, und im Sommer erledigt er Aufträge im Privatbereich. Mit Bauträgern und Wohnungsverwaltern hat er seit seiner Ausbildung einen guten und vertrauensvollen Kontakt. Wettbewerb im höheren Qualitätssegment gibt es auf der Insel kaum, schon gar nicht aus Polen. Im Gegenteil - Willner arbeitet sogar öfter für polnische Auftraggeber, die sich für ihre hochwertigen Böden einen deutschen Handwerksmeister leisten. Zu seiner Überraschung arbeitet er seit der Übernahme des Betriebes allerdings weniger selbst auf der Baustelle. Seine Aufgaben sind Beratung, Aufmaß und Koordination geworden. Seine Frau Nicole, die er bereits seit der Schulzeit kennt und die ebenfalls im Betrieb gelernt hat, unterstützt ihn im Büro.
Arbeitsplatz nur mit Firmenübernahme
Die Firmenübernahme war für ihn und seine drei Kollegen, die nun alle seine Mitarbeiter sind, die einzige Chance, ihre Arbeitsplätze zu behalten. Sein Vorgänger setzte sich zur Ruhe, und die angemieteten Betriebsräume waren bereits gekündigt. "Ein neues Betriebsgebäude war mein größter Stress bisher und kostete mich acht Kilo Körpergewicht", gibt der Jungunternehmer zu. Denn geeignete und bezahlbare Räume zu finden, ist auf der Insel nicht leicht, und vier Wochen vor Weihnachten wusste er noch nicht, welche Adresse der Firmensitz im Januar 2017 haben sollte. Da vermittelte ihm sein Kaminkehrer eine alte Schmiede. In Windgeschwindigkeit und mit Hilfe von seinen Freunden baute er nach Feierabend oft bis 23 Uhr und am Wochenende das marode Gebäude in nur drei Wochen um. Dabei wurden auch ästhetische Gesichtspunkte nicht vernachlässigt. Neue Fenster einbauen, Sichtmauerwerk freilegen, Decke abhängen, um LEDs zu integrieren, und 1,4 Tonnen Spachtelmasse einbauen, sodass eine einigermaßen ebene und auch diffusionsoffene Basis für den grünen Nadelfilz-Boden entstand. "An der Stelle, wo der Amboss zum Hufe beschlagen stand, ist erst einmal der Boden eingebrochen. Das Holz in der Unterkonstruktion, das die Hammerschläge früher abgefedert hatte, war verstockt", erzählt Willner von den Überraschungen beim Umbau. Leider konnte er auf dem Untergrund keinen Holzboden einbauen. So sorgt jetzt der bullig warme Kaminofen mit Sichtfenster für Behaglichkeit und Wärme im Büro.
Die anschließende Halle für Werkzeug und Lager, sauber aufgeräumt und alles in Regalen geordnet, bietet auch Platz für eine Kettelmaschine. Sie wurde ebenso wie die "Hummeln" und weitere Maschinen vom Vorgänger abgelöst. "Sie gibt uns ein Alleinstellungsmerkmal", sagt Willner mit Stolz. Ihm ist wichtig, dass auch die Randleisten passend zum Bodenbelag gestaltet sind, egal, ob bei Parkett oder Teppichboden. Obwohl er natürlich am liebsten Massivparkett verlegt, ist er was den Belag betrifft offen, solange es beim Verlegen nicht klickt.
Professionalität im Firmenauftritt
Zum Glück schätzen auch seine Kunden die nachhaltige Wertigkeit seiner Profiqualität. Für Willner bedeutet Profi aber auch Professionalität im Auftritt. Das beginnt für ihn beim äußeren Erscheinungsbild mit einer einheitlichen und sauberen Arbeitskleidung, dem Benimm beim Kunden und die Pflege und Ordnung im Firmenwagen. In die zwei neuen Transporter sind Sortimo-Regale eingebaut, die auch mit Werkzeug und Verbrauchsmaterial gut ausgestattet sind. Zudem ist der Boden mit Kugelgarn ausgelegt und wird ebenso wie das Äußere regelmäßig gesäubert. "Müll wird nur im Anhänger transportiert", lautet die Dienstanweisung. Wer wertig verkaufen will, muss auch wertig auftreten, ist Willner überzeugt. Er arbeitet meist im Umkreis von 50 Kilometern und vorwiegend mit Produkten von Jaso und Trumpf, Teppich von Anker und Bauchemie von Kiesel. Sich auf wenige Hersteller zu konzentrieren, mit denen man eine Vertrauensbasis aufgebaut hat, macht aus seiner Sicht auch wirtschaftlich Sinn. "Ich habe von meinem Vorgänger viel gelernt, auch wie man Dinge nicht machen sollte", sagt er mit Respekt vor seinem Ausbilder.
Die Ordnung zieht sich auch im Innenverhältnis durch. Präzises Arbeiten ist nur mit ordentlicher Technik möglich, für den Werterhalt gehen die Hummeln in Transportkisten jährlich zur Inspektion ins Werk. Am Eingang zum Lager hängen die Mappen mit Zeitplan und Anweisungen für die einzelnen Baustellen. So können die Mitarbeiter arbeiten und organisieren sich viel selbstständiger, weiß Willner und lobt den Zusammenhalt und das Mitdenken seines Teams. Morgens um halb Sieben, bevor der Trupp ausrückt, treffen sich alle im Büro bei einem Kaffee und man bespricht wichtige Dinge.
Qualifizierte Parkettleger
werden nicht geboren
Mit dem Wissen, dass er den Betrieb später übernehmen wird, hat Tom Willner rechtzeitig in Schulen für sein Berufsbild geworben und Azubi Paul gewonnen. Der harte Praktikumseinsatz, bei dem er Lino von einer Holztreppe abtragen musste, schreckte ihn nicht ab. "Er ist immer gut drauf, passt mit seiner Leistung ins Team und weiß auch, wann er sich zurücknehmen muss", lobt ihn sein Ausbilder. Damit ist er der Maßstab für weitere Bewerber. Sein Glück ist, dass er zum Blockschulunterricht nun nur noch nach Berlin fahren muss. Tom Willner, der ursprünglich Schreiner werden wollte, aber auch auf Usedom bleiben wollte, musste für seine Ausbildung einiges auf sich nehmen. Zum Berufsschulunterricht fuhr er - auf eigene Kosten - fast 600 Kilometer nach Plauen, da Berlin damals noch keinen Blockschulunterricht anbot.
Dennoch legte er als Landessieger von Mecklenburg-Vorpommern seine Gesellenprüfung ab. Die Begabtenförderung von damals 6.000 EUR nutzte er ein Jahr später für den Meisterkurs in Halle. Nach Teil 3 und 4 in Rostock und Neubrandenburg fuhr er zum Praktischen Teil - Donnerstag bis Samstagmittag - jedes zweite Wochenende 400 Kilometer. Trotz der Strapazen war für ihn die Zeit im Meisterkurs eine echte Bereicherung.
Im Sturm und Drang vernetzt
Im Kurs hat sich ein echtes Netzwerk mit Freunden gebildet. Sie eint die Begeisterung für das Parkettleger-Handwerk, dessen Qualität sie mit aller Kraft hochhalten wollen. Daraus entstand eines Abends die Idee, der Gruppe den Namen "Parkettsturm" zu geben. Jährlich treffen sich seither alle bei einem der Mitglieder, der bei sich vor Ort ein Programm mit einem Besuch bei einem Hersteller organisiert und auch ein Rahmenprogramm gestaltet. Das erste und das aktuelle Treffen auf Usedom mit Jeep-Safari hat Tom Willner übernommen. Zudem wird in Demmin Pewe-Parkett besucht. Der einzige Hersteller von Massivholz-Parkett in allen Varianten in Mecklenburg ist Teil der Peene-Werkstätten, einer Einrichtung für Menschen mit Handicap.
Zwischenzeitlich war man aber auch schon in der Filzfabrik Fulda sowie in Dresden. Wenn einer Hilfe braucht, wird gemeinsam überlegt, wie es geht. Auch Joachim Barth, der frühere Bundesinnungsmeister, kommt regelmäßig und gern zu den Treffen seiner Meisterschüler. "Von ihm und Bernhard Assing haben wir viel gelernt, was uns heute weiterbringt", sagt Willner.
Kleine Geschenke erhalten die Kundschaft
Tom Willner ist ein leidenschaftlicher Netzwerker. So schenkt er seinen Kunden, statt Skonto in der Rechnung, einen Gutschein für ein Essen bei einem jungen Gastronomen in Dragen. Es ist sein Nachbar, der gerade den elterlichen Gasthof übernommen hat. "Das bleibt mehr in Erinnerung als die 2 % am Rechnungsbetrag", weiß Willner. Seine Finanzen hat er dennoch im Griff. Mit Auftragserteilung bekommt der Kunde eine Materialrechnung und zahlt sie mit drei Tagen Zahlungsziel als Abschlag. "Die Kunden verstehen die Vorfinanzierung und ich profitiere vom Skonto," erklärt Willner, der den Zahlungseingang schon einmal drei Stunden nach Abgabe der Rechnung feststellen konnte.
Es sei auch meist kein Thema, einen Preis durchzusetzen und beispielsweise grundsätzlich jeden Boden vor dem Belegen zu spachteln. Seinen Kunden, größtenteils gut situierte Auftraggeber aus dem ganzen Bundesgebiet, kommt es mehr darauf an, ein Konzept umzusetzen, als um Preise zu diskutieren, beschreibt er die komfortable Lage. Das kommt aber nicht von ungefähr. Er ist auch Perfektionist, wenn es um die Umsetzung und Ausführung geht. So lässt er beispielsweise Nadelfilzelemente mit CAD schneiden oder beachtet sehr genau die Streifigkeit durch den Lichteinfall.
Mit Sicherheit in die Zukunft
Zurzeit stehen viele Wohnungen zur Renovierung an, die nach der Wende mit Teppichboden ausgestattet wurden. Aufgrund fehlender Aufbauhöhe ist dabei allerdings auch öfter LVT zu verlegen, obwohl die Kunden lieber einen echten Holzboden hätten, weiß Willner. Wo es geht, legt er dann mit Freude und Überzeugung Zweischicht- oder Dreischichtparkett in Fischgrat, 90 % ist Eiche. Er ist schließlich Profi. Parkett hat einen Anteil von 40 bis 50 %, LVT etwa 30 %, der Rest ist Teppichboden, meist in Hotels. Laminat ist nicht sein Geläuf, das bieten andere Gewerke an.
Sein Ziel für die Zukunft ist, die Firma so zu festigen, dass er Kapital aufbauen kann, um für seine Familie ein Eigenheim zu bauen.
| Silvia MändleMeisterbetrieb Willner
Parkett- & Bodenleger
Neuhofer Straße 13
17424 Seebad Heringsdorf
Tel.: 038378 34123
E-Mail: info@fussboden-willner.de
www.fussboden-willner.deInhaber: Tom Willner
Mitarbeiter: 3
Auszubildende: 1
Mitglied: Innung Nordost
aus
Parkett Magazin 03/18
(Handwerk)