Ausbildungsbetrieb Estrich Tscherner in Belm: Alle Bodengewerke unter einem Dach
Wer bei Estrich Tscherner ausgebildet wird, lernt schnell, wie abwechslungsreich die Boden-gewerke sind. Das Familienunternehmen beschäftigt Estrich-, Boden-, Parkett- und Fliesenleger. Jeder Lehrling lernt vom anderen Gewerk mit und ist damit optimal für den Arbeitsalltag aufgestellt. Trotzdem ist es für die Geschäftsleitung nicht leicht, Auszubildende zu finden. Es sind Engagement und neue Ideen nötig.
Betreten Besucher den Ausstellungsraum von Estrich Tscherner in Belm bei Osnabrück, sind sie vor allem von der schieren Größe beeindruckt. Auf 450 m
2 werden auf der einen Seite Parkett und PVC-Designbeläge präsentiert, auf der anderen Teppichboden und Keramikfliesen. Dazwischen befinden sich vereinzelte Stehtische. "Wir haben vor Kurzem einen Fußboden-Infotag veranstaltet", erklärt Norbert Tscherner dazu.
Zu dieser jährlichen Veranstaltung lädt sein Betrieb Interessierte aus der Umgebung ein und präsentiert die neuen Kollektionen, informiert über Bodenthemen und bringt sich ins Gespräch. "Daneben öffnen wir jeden Sonntag die Türen - ohne Verkauf und Beratung, nur zum Schauen", fügt der 53-jährige Geschäftsführer hinzu.
Diese Aktivitäten bringen Kontakte. "95 % der örtlichen Architekten kennen uns", sagt Silke Tscherner. Sie kümmert sich um die Buchhaltung und die Lehrlinge. "Wenn die Kinder groß sind, holt man sich mehr Azubis." Sie lacht. Silke Tscherner, die "zweite Mutter der Azubis", wie ihr Mann sie liebevoll nennt, engagiert sich in verschiedenen Netzwerken und Weiterbildungseinrichtungen. Um zu lernen, wie sie Auszubildende gewinnen kann, besucht sie verschiedene Seminare. "Früher haben wir einfach eine freie Stelle bei der Agentur für Arbeit gemeldet, heute besuche ich das Unternehmens-Speeddating, Azubiflüsterer, Berufsschulen und Integrationsmaßnahmen." Aktuell hat der Betrieb fünf Auszubildende: einen Estrichleger, zwei Parkettleger und zwei Bürokaufleute.
Ideen, um Mitarbeiter zu halten
Es ist schwierig, ausgebildete Gesellen zu halten. "Wir bilden aus, um zu übernehmen", erklärt Norbert Tscherner. Doch erlebt er immer wieder, dass die Industrie Mitarbeiter abwirbt. Als Gegenmaßnahme gewährt Tscherner Freiräume: "Die Angestellten haben Kernarbeitszeiten, den Rest können sie nach Wunsch einteilen." Wichtig ist Familie Tscherner auch, dass sich alle im Betrieb auf Augenhöhe begegnen. "Bei uns ist sich niemand zu schade, selbst das Lager zu fegen", sagt Matthis Tscherner, Sohn von Norbert Tscherner und Parkett-Abteilungsleiter. Unternehmensevents sollen das Gemeinschaftsgefühl stärken. "Gemeinsam bowlen, eine Kanu-Tour oder ein mehrtägiger Betriebsausflug zur BAU nach München", zählt Norbert Tscherner als Beispiele auf.
Die größte Stärke ist die abwechslungsreiche Ausbildung des Berufsnachwuchses. Das liegt an den vielen bodenlegenden Gewerken im Unternehmen. "Fehlt uns ein Mann auf der Parkettbaustelle, holen wir uns einen Estrichleger-Azubi dazu", erklärt Matthis Tscherner. Der Vorteil für die Lehrlinge: Sie können in die anderen Gewerke hineinschnuppern und erwerben weitere Kenntnisse. Das so etwas möglich ist, liegt an der Entwicklung des Unternehmens. Als sich Norbert Tscherners Vater 1989 selbstständig machte, war der Betrieb auf Estrich spezialisiert. 1991 wurde Norbert Tscherner nach einer kaufmännischen Ausbildung Estrichlegermeister und 1998 Geschäftsführer des Betriebs.
Nochmal zum Meister ausgebildet
Als er 2000 einen örtlichen Mitbewerber übernahm, kamen die Gewerke Parkett, Fliesen und Boden hinzu. Um Parkett verlegen zu dürfen, fehlte ein Meister. Kurzerhand entschied sich Norbert Tscherner für eine Parkettlegermeister-Ausbildung. 2000 hatte das Unternehmen 65 Mitarbeiter und eröffnete die heutige Niederlassung in Belm. Doch 2001 brach die Wirtschaft ein, Großaufträge blieben aus. "Wir haben uns auf 22 Mitarbeiter gesundgeschrumpft", erklärt Silke Tscherner die heutige Betriebsgröße. Geblieben sind neben einem weiten Kundennetzwerk die vielen Gewerke und der große Ausstellungsraum. 2003 wurde Norbert Tscherner Parkettlegermeister. Kurz darauf entfiel der Meisterzwang. "Das war ärgerlich, aber ich möchte das erlernte Wissen nicht missen", sagt der Geschäftsführer.
Heute arbeitet das Unternehmen in einem Umkreis von 100 km zu 70 % für Privatkunden und zu 30 % auf Objektbaustellen. Gut 25.000 m
2 Estrich verarbeiten die Mitarbeiter im Jahr, vor allem konventionellen Anhydrit- und Zementestrich. "Für Fließestrich haben wir extra eine Pumpe", sagt Norbert Tscherner. Für die Baustellenbetreuung fehlt ihm aktuell ein Kolonnenführer. Er hofft, dass sein Lehrling nach der Ausbildung mehr Verantwortung übernehmen will. "Dann muss ich nicht zu jeder Baustelle rausfahren, sondern kann vieles per Telefon lösen", ergänzt er. Daneben sucht er einen Bauleiter. Wenn sich keiner findet, wird sein Sohn zum Parkettlegermeister noch den Estrichlegermeister aufsatteln müssen. Nur so kann der Betrieb in gleicher Form fortgeführt werden.
Emotionen verkaufen
Der doppelte Meistertitel ist eine absolute Stärke: "Wenn ich Estrich beim Kunden verlege, kann ich gleich ein Angebot für den Boden vorschlagen." Und das hat sich oft gelohnt. Heute müssen Kunden über Emotionen angesprochen werden, daher wurde die Ausstellung 2016 vollständig überarbeitet. "Nicht die Technik ist interessant, sondern die Oberfläche", erklärt er.
Aufträge bekommt das Unternehmen durch Laufkundschaft, Anzeigen in der Regionalzeitung und den Fußbodeninfotag. Dort erhalten Neukunden Beratung und können sich in der großen Ausstellung umsehen. "Unser Anspruch ist es, den passenden Boden für den Kunden zu finden." Die vielen Gewerke unter einem Dach ermöglichen eine große Auswahl. Norbert Tscherner: "Uns ist nicht wichtig, für welchen Bodenbelag sich ein Kunde entscheidet. Er soll den für sich richtigen auswählen und den verlegen wir dann bei ihm."
Estrich Tscherner im Überblick
Estrich Tscherner GmbH
Dulings Breite 6-10
49191 Belm
Tel.: 0 54 06 / 80 64 0
info@tscherner.team
www.tscherner.teamGeschäftsführer: Norbert Tscherner
Gründung: 1986
Geschäftsfeld: Estrich-, Parkett-, Boden- und Fliesenverlegung
Mitarbeiter:
22 Mitarbeiter, davon 5 Auszubildende
Fuhrpark:
10 Fahrzeuge
aus
FussbodenTechnik 03/18
(Handwerk)