Dickschichtige Zementverbundestriche – ein- oder zweischichtig ausführen?
Einschichtige Zementverbundestriche sollten nach DIN 18560-3 nicht dicker als 50mm sein. Mehrschichtige Konstruktionen - auch auf einem Zementestrich als Ausgleichsestrich - sind der Norm nach aber statthaft. So abwegig erscheint die Frage in der Überschrift also nicht oder werden die Probleme einer mehrschichtigen Konstruktion dabei nur verkannt?
Der Hintergrund
Das Schwinden ist das Problem
Die Herausforderung beim Verlegen eines Zementverbundestrichs besteht darin, die über den Estrichquerschnitt entstehenden Schwindspannungen aufzunehmen und schadlos in den Untergrund zu leiten. Durch die direkte Kraftübertragung sind der Estrichuntergrund, die Verbundzone und der Estrichquerschnitt vom Spannungsaufbau betroffen. Das gilt für ein- und für mehrschichtige Systeme gleichermaßen. Die Anforderungen an den Untergrund für einen Verbundestrich (eben, fest, tragfähig, griffig, saugfähig sowie frei von Rissen, Feinstteilen und losen Bestandteilen) gelten also für alle Schichten.
Die etappenweise Ausführung einer zweischichtigen Verbundkonstruktion ist theoretisch umsetzbar. Vor dem Einbau der zweiten Schicht muss allerdings das Trocknungsschwinden der unteren Lage bis auf ein unkritisches Maß des Restschwindens abgeschlossen sein. Es bedarf demnach neben einer erneuten, auf das Haftbrückensystem abgestimmten Untergrundvorbereitung auch einer technologischen Trocknungspause (mind. 28 Tage) vor dem Aufbringen der zweiten Schicht.
Hingegen kann vor einem zweischichtigen Einbau "frisch in frisch" nur gewarnt werden. Zwar lässt sich der Estrich besser verdichten, es ändert sich jedoch am Schwindverhalten im Gesamtaufbau nichts. Die mit zunehmender Estrichdicke stark ansteigenden Schwindspannungen übersteigen oftmals die aufnehmbaren Kräfte und führen zum Schubversagen im Estrich oder zum Abriss in der Verbundzone.
Mein Tipp
Die Lösung sind Spezialzemente
Der Einbau mehrerer Estrichschichten im Verbund erfordert Zeit und zusätzliche Maßnahmen zur Sicherung des Haftvermögens. Überdies birgt dieses Verfahren noch immer die Gefahr von Hohlstellen in den Verbindungszonen aufgrund handwerklicher Fehler. Der Einsatz ternärer Schnellzemente, welche auch im Hinblick auf ein stark reduziertes Schwindverhalten entwickelt wurden, bietet eine sichere und wirtschaftliche Lösung. Mit einer abgestimmten Sieblinie des Zuschlags und einem w/z-Wert von ca. 0,45 lässt sich ein verdichtungswilliger Estrichmörtel herstellen, der auch bei großen Einbaudicken geringe Schwindspannungen aufbaut. Damit ist gewährleistet, dass der Estrich kraftschlüssig mit dem Untergrund verbunden ist und hohe Lasten schadlos abtragen kann.
aus
FussbodenTechnik 03/18
(Estrich)