Thorsten Schuch, Fussbodentechnik Schuch – "Magnesiaestriche: Altestrich im Bestand – neuer Estrich"


Mit den Worten "Der Magnesiaestrich erlebt aktuell eine Renaissance" moderierte Ulrike Bittorf den Sachverständigen Thorsten Schuch aus Döbeln (Sachsen) an. Er erklärte, dass der Magnesiaestrich vor allem in Ostdeutschland auf Holzuntergründen wie Deckenbalken eingesetzt wurde, da dort seine größte Stärke zum Tragen käme: Magnesiaestrich ist besonders leicht, was ihn vor der Erfindung des Stahlbetons zu einem der wichtigsten Estriche machte. Das geringe Gewicht liege an seiner Zusammensetzung aus kaustisch gebrannten Magnesia und Magnesiumchlorid. Als Zuschlag wird zu gleichen Teilen Sand und Sägespäne beigemischt. Dadurch wirken sie schalldämmend.

Die zäh-elastische Masse wird fugenlos auf den Untergrund aufgetragen und trocknet nach fünf bis zehn Tagen, kann aber schon nach einem Tag begangen werden. Der Magnesiaestrich wird allerdings zuerst bröselig und dann erst fest. Schuch lobte den Estrich für seine feuerhemmenden, fußwarmen und ableitfähigen Eigenschaften. Zudem kann der Estrich ab einer Höhe von 2 cm auf allen gängigen Untergründen eingebaut werden und neigt kaum zu Schwindrissen. "Als Sachverständiger habe ich kaum Schadensfälle beim Magnesiaestrich", erklärte Schuch. Die große Schwäche dieses Estrichs ist seine hohe Empfindlichkeit gegenüber Feuchtigkeit. Zudem reagiert er aggressiv auf Metalle. Auch sollte Magnesiaestrich nicht eingesetzt werden, wenn ein Parkett verlegt werden soll: Er kann sich bewegen, wodurch es zu Parkettabrissen kommen könnte.

Magnesiaestrich als Industrieboden

Heute wird der Magnesiaestrich im zweischichtigen Aufbau als Industrieboden genutzt. Dies liegt an seiner hohen Druck-, Biegezug- und Oberflächenhärte. Dem Magnesitmörtel werden Sand, Talkum und Farbpigmente beigemischt und als fließfähige Masse zum Einbauort gepumpt. Schuch ergänzte: "Da der Magnesiaestrich ein Naturprodukt ist, ist das Einfärben nicht leicht. Rot wird schnell zu schweinchenrosa. Wolkenbildungen und Verarbeitungsspuren gehören zur Verlegung dazu."

Der Referent wies auf die Öl- und Lösemittelbeständigkeit des Estrichs hin. Aber auch hier muss darauf geachtet werden, dass Dauerfeuchtigkeit ausgeschlossen wird, etwa durch einfahrende Lkw in eine Halle bei Regen oder Schnee. Die Feuchtigkeit muss schnell entfernt werden, sonst wäscht sich das Chlorid aus dem Estrich und es kommt zu Gebäudeschäden. Auch bei der Reinigung muss mit wenig Wasser gearbeitet werden, denn diese kann das Chlorid in den Beton wandern lassen, was ihn instabil werden lässt. "Probleme mit Magnesiaestrich entstehen zumeist erst bei der Umnutzung eines Gebäudes. Daher sollte zum Feuchtigkeitsschutz auf diesen Industrieestrich eine Wachsemulsion als Pflegefilm porensättigend aufgetragen werden."

Zur Anschauung reichte Schuch den Seminarteilnehmern ein historisches Estrichstück herum, in dem Intarsien eingearbeitet waren. Farbiges Magnesit über dem Estrich wurde in die gewünschten Formen gedrückt. "Viele dieser Fähigkeiten sind heute verloren gegangen", sagte Schuch. "Früher hatten die Handwerker für solche Arbeiten auch viel mehr Zeit."
aus FussbodenTechnik 04/18 (Handwerk)