Bernd Quiel, Wieland Werke – "Neue Schnittstellenkoordination: Basiswissen für Estrich und Bodenbelag"
"Die Heizsysteme von 14 Mio. Wohneinheiten in Deutschland sind renovierungsbedürftig", erklärte Bernd Quiel. Die "Schnittstellenkoordination bei Flächenheizungs- und Flächenkühlungssystemen in bestehenden Gebäuden", kurz SSK, soll einen Beitrag zur Abhilfe schaffen. Sie dient der Abstimmung und Koordination zwischen den Gewerken auf einer Baustelle. Zusätzlich ergänzt sie die geltenden Normen und technischen Regeln. Die in der fertigen SSK enthaltenen Checklisten und Protokolle helfen bei der Dokumentation der einzelnen Planungs- und Arbeitsschritte bis zur Übergabe eines mangelfreien Gewerks. Die hohe Anzahl von 16 Varianten von Heiz- und Kühlsystemen erklärte Quiel damit, dass selbst in Neubauten nur wenig genormte Konstruktionen zu finden seien: "Da vermehrt an der Aufbauhöhe des Bodens gespart wird, werden immer mehr Sonderkonstruktionen eingesetzt." Die 11 Protokolle bzw. Fragebögen sollen den Handwerker sensibilisieren und bei der korrekten Ausführung und Koordination auf der Baustelle unterstützen.
Da der Leitfaden nun auch Kühlsysteme beinhaltet und nicht nur den Boden, sondern auch Wand und Decke einschließt, sind es 230 Seiten geworden. Handwerker brauchen jedoch immer nur wenige Seiten: Je nachdem, welche Form eines Rohrsystems vorliegt, können sie das passende Protokoll zu Rate ziehen. Damit brauchen sie nur ca. zehn Seiten zu lesen. Bei der Erarbeitung der SSK konnten auch Heiz- und Kühlungssysteme genauer untersucht werden. "Die beste Lösung ist das Heizen über den Boden und das Kühlen von der Decke aus", meinte Quiel.
Treibende Kraft hinter der Schnittstellenkoordination war der Bundesverband Flächenheizungen und Flächenkühlungen (BVF). Die Umsetzung war besonders aufwendig, weil sich 18 Verbände abstimmen mussten. So sind in der neuen Auflage von 2018 nun auch Arbeitsanweisungen zur CM-Messung sowie Protokolle zum Belegreifheizen enthalten. Bei Letzterem wird zwischen Zement- und Calciumsulfatestrich sowie zwischen den verschiedenen Belägen unterschieden.
Einbau von Flächensystemen
Etwas näher ging Quiel auf den Einbau von Flächensystemen ein. Sollen diese auch zur Kühlung genutzt werden, besteht eine Hinweispflicht des Auftraggebers an die betreffenden Folgegewerke. Da die Einstellwerte der Anlage für Heizung und Kühlung gleich bleiben, muss schon bei der Heizungsdimensionierung auf eine niedrige Vorlauftemperatur und eine geringe Spreizung geachtet werden. Das führt bei den meisten verwendeten Systemen zu einem kleinen Verlegeabstand (max. 15 cm, bevorzugt 10 cm) und damit hoher Leistungsdichte für den Kühlfall.
Darüber hinaus hat der Bodenbelag einen starken Einfluss auf die Heiz- oder Kühlleistung und damit verbunden dem Empfinden von Wärme und Kälte. Um die Effizienz hoch zu halten, sollte der Wärmeleitwiderstand des Bodenbelags möglichst gering sein. Von den vier in der DIN EN 1264 hinterlegten Werte für Bodenbeläge sollten demnach nur Werte von 0,00 oder 0,05 genutzt werden. Allerdings geben diese Werte keinen Hinweis auf das Feuchteverhalten des Bodenbelags, was sich wiederum auf die Heiz- und Kühlleistung niederschlägt.
Da für viele Seminarteilnehmer die Schnittstellenkoordination noch unbekannt war, kam der Wunsch auf, dass diese stärker bekannt gemacht werden müsse. Neben Architekten und Planern sollten Betriebe verstärkt informiert werden, damit sich die Gewerke besser aufeinander abstimmen können. Quiel hofft, dass diese Wünsche durch die Fachpresse und die Verbandsarbeit erfüllen werden können.
aus
FussbodenTechnik 04/18
(Handwerk)