Neben Menge auch Konzepte und Ideen
Die belgische und niederländische Bodenbelagsindustrie verändert sich. Die Redaktion BTH Heimtex hat auf ihrer Recherchereise Hersteller getroffen, die heute das alte Volumendenken mit neuen Vertriebskonzepten und Produktideen zu verbinden wissen.
Die Zeiten, in denen man ausschließlich an Volumen und Menge dachte, wenn es um belgische und niederländische Bodenbelagshersteller ging, gehören der Vergangenheit an. Das ist das Fazit der Redaktion von BTH Heimtex nach der einwöchigen Recherchereise durch die beiden Länder vor der Sommerpause.
Die Verantwortlichen trumpfen nicht mehr nur mit Teppichböden und PVC-Belägen zum günstigsten Preis auf. Zwischen Südwest-Flandern, wo das Herz der belgischen Bodenbelagsindustrie schlägt, und dem Zentrum des Wirtschaftszweiges in den Niederlanden rund um das Städtchen Genemuiden im Osten des Landes wird mehr und mehr in anderen Kategorien gedacht: Die Unternehmen entwickeln emotionale Vertriebskonzepte für Teppichboden, tüfteln Trägersysteme für Rigid-Designbeläge aus, die aus bis zu zehn unterschiedlichen Lagen zusammengesetzt werden, und betreiben Digitaldruckanlagen für CV-Beläge, die individuelle Bodendesigns realisieren können. Kurz um: Es lohnt sich mehr denn je, zu schauen, was die Produzenten in Belgien und den Niederlanden tun. Die ausführlichen Porträts lesen Sie auf den kommenden Seiten. Hier sind die wichtigsten Erkenntnisse:
Teppichboden:
SD-Garn auf dem Vormarsch
Die Unternehmen reagieren auf den anhaltenden Absatzschwund im Wohnbereich mit zwei Strategien: Balta und Condor konzentrieren sich auf ihre Lieferantenkompetenz und arbeiten mit großen Abnehmern zusammen. AW, Lano und Edel gehen mit individuellen Vertriebskonzepten tiefer in den Markt. Beaulieu gewinnt nach schwierigen Jahren wieder an Boden. Die strategische Ausrichtung wird im kommenden Jahr in Gänze sichtbar werden. Im Objektvertrieb ist die Lage für Teppichboden nach wie vor wesentlich besser. Die Hersteller investieren hier vor allem in spinndüsengefärbtes Polyamidgarn sowie in Teppichfliese.
Teppichfliese:
Die Zeichen stehen auf Wachstum
Teppichfliesen sind weiterhin das textile Wachstumssegment schlechthin. Balta bespielt den Markt nicht nur mit eigenständigen Teppichfliesenkollektionen, sondern bringt Bahnenware und Elemente in kombinierten Serien zusammen. IVC legt mit rund 270 Produktpositionen einen rasanten Start in das Sortiment hin - teilweise kommt die Ware aus dem eigenen neuen Werk in Belgien. Condor-Tochter und Nadelvliesspezialist Vebe profitiert auch beim genadelten Belag vom Trend zur Modularität und verzeichnet steigende Umsätze für Nadelvlies-Module.
CV: Unter Druck
Die Umsätze des aufgeschäumten PVC-Belags stagnieren. Einerseits drücken LVT von oben auf den Preis. Andererseits steigen die Kosten, weil sich das Ausgangsmaterial PVC massiv verteuert hat. Die Hersteller halten dagegen und fokussieren - auch mit Digitaldruck - auf raumgreifende Designs, die kein modular verlegter Boden kreieren kann.
Rigid-Designbeläge:
"Leise" harte Planken
Die Designbeläge auf starrem Träger sind in aller Munde. Je breiter sie im Markt bekannt gemacht werden, desto offensichtlicher werden ihre technischen Grenzen: Sie sind lauter und bieten weniger Gehkomfort als klassische Klickdesignbeläge aus Vollvinyl. Die Schwesterunternehmen Unilin und IVC haben starre Ausführungen entwickelt, die versuchen, die Vorteile beider Produktvarianten zu vereinen: robust und leise, dimensionsstabil und elastisch, wenig Untergrundvorbereitung und kein Durchtelegrafieren des Altbelags. "Die leiseste, harte Planke", heißt das beispielsweise bei IVC.
Laminatboden:
Der Belag wird aufgewertet
Im Windschatten des Hypes um LVT und Rigid-Designbeläge finden die Laminatboden-Sortimente wieder mehr Beachtung. Die Hersteller haben sie technisch noch einmal verbessert - Stichwort: Feuchtraumfreigabe. Andererseits werten die Unternehmen ihre Produkte auf, indem sie sie in neue, breit angelegte Vertriebs- und Kollektionskonzepte aus LVT, Rigid und eben Laminat integrieren.
Kunstrasen:
Vor dem Durchbruch in Deutschland
Während sich getufteter Kunstrasen in Europa immer größerer Beliebtheit erfreut, galt der Belag in Deutschland bisher als Underdog. Das ändert sich gerade. Die Hersteller in Belgien und den Niederlanden setzen große Hoffnungen in Tuft-Kunstrasen und können Fach- und Großhändler für neue Vertriebskonzepte gewinnen.
| jochen.lange@snfachpresse.deMessemüdigkeit
Die Hälfte der acht Unternehmen, die wir in diesem Sommer in Belgien und den Niederlanden besucht haben, geht nicht auf die Domotex 2019: Die vier Schwergewichte Associated Weavers, Balta - der Konzern ist ausschließlich mit abgepassten Teppichen in Hannover - IVC und Unilin haben sich entschieden, im kommenden Jahr auf anderen Wegen ihre Kunden zu erreichen. Sie bauen beispielsweise ihre Showrooms um oder neu, veranstalten Kundenevents und Roadshows oder stellen auf der BAU in München aus. Die Verantwortlichen der Domotex werden in BTH Heimtex über den Stand der Planungen für die kommende Ausgabe der Weltleitmesse in der zweiten Jahreshälfte informieren.
aus
BTH Heimtex 09/18
(Bodenbeläge)