Hillebrand Liegen und Sitzen, Kassel: Druck auf Lokalzeitung: Händler wehrt sich gegen StiWa


Kassel. Drei Jahre ist es her, dass die Stiftung Warentest die Parole ausgab: Ein selbstgezimmerter Baumarkt-Lattenrost reicht als Unterfederung. Seither ärgern sich Fachhändler immer wieder über fachlich fragwürdige Empfehlungen und entsprechende Presseberichte. Eckhard Hillebrand aus Kassel setzte sich jetzt zur Wehr.

Ende Juni ärgerte sich der Fachhändler aus Kassel über einen Artikel in seiner Lokalzeitung. Hubertus Primus, Chef der Stiftung Warentest, kam in einem Interview der Hessisch-Niedersächsischen Allgemeinen (HNA) ausführlich zu Wort, auch das Thema Matratzen wurde dabei gestreift. "Die 7-Zonen-Matratze etwa bringt eigentlich nichts", wurde der StiWa-Mann zitiert. Den Lattenrost könne man selbst zusammenzimmern, "ein einfacher Lattenrost reicht aus", so Primus.

Ins gleiche Horn stieß Dr. Rafael D. Sambale, Chefarzt der Wirbelsäulenorthopädie in der Vitos Orthopädische Klinik Kassel, in einem Artikel auf der gleichen Seite: "Es gibt Lattenroste mit unterschiedlichen Druckpunkten, die man einstellen kann. Diese werden oft aber schon durch die Matratze aufgefangen, sodass die Effekte gar nicht bis nach oben wirken. Der Lattenrost sollte stabil sein und auch etwas nachgeben. Teuer muss das nicht sein", urteilte der Mediziner.

"Das hat mich sehr geärgert, da ich circa zwei Wochen zuvor eine Mail an die Tageszeitung mit der Bitte um eine differenzierte Berichterstattung zu dem Thema gebeten habe", so Fachhändler Hillebrand. Er wandte sich an die HNA-Redaktion und bat um eine Korrektur der Berichterstattung. "Danach habe ich alle Kasseler Kollegen angeschrieben, sich als Anzeigenkunde und Matratzenfachmann an die Tageszeitung mit einem Leserbrief und einem Brief an die Redaktion zu wenden."

Kollege Thomas Kus vom Bettenhaus Damm fand die Idee gut und tat es Hillebrand gleich. "Wir haben erreicht, dass die HNA sowohl unsere Leserbriefe abgedruckt hat als auch einen korrigierenden Bericht", freut sich Hillebrand. "Ein Redakteur kam extra ins Geschäft, um Fotos und ein Interview zu machen und den Text abzustimmen." Zwei Wochen nach dem StiWa-Artikel erschien Hillebrands Leserbrief, weitere zwei Wochen später berichtete die HNA unter der Überschrift "Gesunder Schlaf mit flexiblem Lattenrost." Der Artikel sei leider stark gekürzt, aber immerhin inhaltlich okay, so Hillebrand.

Darin bezeichneten die beiden Händler die Empfehlungen der StiWa als "schlicht falsch oder zumindest irreführend" und erläuterten, warum Vermessung und Beratung wichtig sind und sie die Testkriterien für fragwürdig halten: "Es wird pauschaliert und benotet. Aber jeder Mensch ist anders, fühlt anders und schläft anders", so Hillebrand und Kus.

Ergänzend zu dem Artikel erstellte Hillebrand noch ein Video, in dem er erläutert, warum aus seiner Sicht viele Leute auf den Testsiegern der Stiftung Warentest nicht gut liegen. "Die Aufrufe auf unserem eigenen YouTube Kanal waren nicht besonders hoch", so Hillebrand, "dafür aber die Abrufe auf der danach gestarteten Facebook Seite." Ende Juli hat den Beitrag dort bereits 22 Kollegen geteilt und er war mehr als 8.000 Mal aufgerufen worden. Auf seiner eigenen Homepage erschien parallel ein Blogbeitrag zum gleichen Thema.

Print, online, soziale Netzwerke: "Mit diesen Maßnahmen haben wir Interessierte auf allen Kanälen erreicht und ich freue mich, dass es bei vielen Kunden auf Interesse stößt", sagt der Fachhändler. "Ich bin schon direkt danach von einigen Kunden darauf angesprochen worden. Einige Kunden kamen sogar schon aufgrund des Leserbriefes zu uns", so Hillebrand, der zum Nachahmen animieren will: "Ich kann andere Kollegen nur ermuntern, ähnliches auf die Beine zu stellen. So kann man die Wirkung der im Herbst beginnenden Kampagne des VDB mit eigener Kompetenz bestimmt noch verstärken. Ein Video auf YouTube zu erstellen und zu Posten ist recht einfach, eine Arbeit von etwa zwei bis fünf Stunden."
aus Haustex 09/18 (Handel)