Karriere im Handel für Schüler nur mäßig interessant
Handel, Verkauf und Vertrieb stehen derzeit nicht ganz oben auf der beruflichen Hitliste deutscher Schüler. Eine Studie hat die Erwartungen der Teenager untersucht und stellt auch fest, das Internet und soziale Medien deren wichtigste Informationsquelle bei der Karriereplanung sind.
Regelmäßig untersucht das Beratungs- und Marktforschungsunternehmen Trendence die Karrierepläne von Schülern der Klassen 8 bis 13. Laut repräsentativem Schülerbarometer 2018 ist der Bereich Handel/Verkauf/Vertrieb gegenwärtig nur mäßig beliebt. 12,4 % der Befragten interessierten sich dafür: Platz 9 von 21. Immerhin 16,7 % der jungen Menschen nannten aber gezielt ein Handelsunternehmen, bei dem sie sich bewerben würden - und zwar deutlich mehr Mädchen (25,7 %) als Jungen (8,0 %).
Den Handel mit Produkten der Raumausstattung meinen die Schüler aber nicht. Denn bei den genannten Firmen muss man etwas großzügig sein, um Ikea (3,5 %) und Obi (0,4 %) direkt dieser Branche zuzurechnen. Was natürlich auch mit der Bekanntheit "unserer" Handelsfirmen zusammenhängen wird.
Interessant sind die Erwartungen, welche die Teenager, die sich für den Handel interessieren, an den Ausbildungsbetrieb bzw. den späteren Arbeitgeber haben (siehe Grafik unten). Ganz oben auf der Liste stehen nette Kollegen (97 %). Fast allen Befragten sind aber auch eine Übernahme nach der Ausbildung (96 %) und die Karrierechancen (93 %) wichtig. Genug Zeit neben der Arbeit (Work-Life-Balance) wünschen sich noch 83 %. Die Höhe des Gehalts spielt mit 77 % eine geringere Rolle.
Firmen sollten in den
sozialen Medien präsent sein
Trendence stellt außerdem fest, dass sich immer mehr Schüler frühzeitig zum Thema Beruf und Karriere informieren. Dabei bleiben klassische Wege wie die Berufsberatung in der Schule wichtig. Aber die elektronischen Medien laufen ihnen den Rang ab. Inzwischen recherchiert das Gros auf eigene Faust am Computer (65 %) oder noch häufiger mit dem Smartphone (67 %) im Internet. Auch Social Media gewinnt an Bedeutung: Aktuell nutzt über die Hälfte der Schüler soziale Netzwerke, um sich über Beruf und Karriere zu informieren - 2017 waren es nur rund 40 %.
Damit ist die Aufgabenstellung für die Arbeitgeber klar: Die eigene Webseite muss im responsive Design gestaltet sein, damit sie auf den Smartphones richtig dargestellt wird und leicht zu lesen ist. Und die Firmen müssen in den sozialen Netzwerken präsent sein. Aber denken Sie dabei nicht nur an Facebook. Das verliert bei Jugendlichen zunehmend an Bedeutung. Bei den 14- bis 19-jährigen Onlinern nutzten 2017 "nur" noch 61 % das Angebot; fünf Jahre zuvor waren es nach Angaben des Social-Media-Atlas von Faktenkontor noch 90 %. Stattdessen sind Teenager heute eher auf Instagram (84 %) und Snapchat (82 %) unterwegs.
Generell sind soziale Medien aus dem Leben junger Menschen nicht mehr wegzudenken. 98 % der 20- bis 29-jährigen Onliner sind hier aktiv, bei den 14- bis 19-Jährigen sind es 100 %! Dr. Roland Heintze, geschäftsführender Gesellschafter und Social-Media-Experte der Kommunikationsberatung Faktenkontor sieht die Bedeutung für Unternehmen daher so: "Soziale Medien sind heute so omnipräsent und selbstverständlich wie vor 40 Jahren das Festnetz-Telefon. Unternehmenskommunikation ohne Social Media ist deshalb heute so undenkbar wie früher ein Unternehmen ohne Telefon."
| thomas.pfnorr@snfachpresse.de
aus
BTH Heimtex 10/18
(Handel)