Estrich-Restfeuchtemessung in der Diskussion – Ist KRL die bessere Methode?


Zur Ermittlung der Estrich-Restfeuchte hat sich die CM-Messung bewährt, die KRL-Messung ist hingegen vergleichsweise Neuland. Löst eine Methode die andere ab oder gehen beide Hand in Hand? Auf dem Sachverständigentag in Köln wurde das Für und Wider beider Methoden kontrovers diskutiert.


"Seit Jahrzehnten wird im bodenlegenden Handwerk die CM-Methode zur Beurteilung des Feuchtezustands von Estrichen bzw. für dessen Belegreife eingesetzt", betont der Bundesverband Parkett und Fußbodentechnik (BVPF) in einer Mitteilung vom 7. Juni 2018. "Unter den Verlegern von Parkett und Bodenbelägen, den Sachverständigen sowie den Handwerksverbänden ist diese Methode allgemein anerkannt und die daraus resultierenden Beurteilungen sind durch die langjährige Branchenerfahrung abgesichert."

Dennoch: Längst nicht alle sind mit der CM-Methode glücklich. Seit Jahren wird gestritten, wie genau - und auf der Baustelle handhabbar - eine CM-Messung den Handwerker vor bösen Überraschungen schützt. Denn jeder Estrich ist anders. Zusatzmittel in geringen Mengen verändern seine Eigenschaften im frischen oder erhärteten Zustand. Zusätze kommen in größeren Mengen in den Mörtel und sollen chemische und physikalische Eigenschaften beeinflussen: Luftporenbildner, Fließmittel, Verzögerer, Erhärtungsbeschleuniger oder Trocknungsbeschleuniger - die Liste der Möglichkeiten ist lang.

All das kann der Parkettleger weder wissen, noch kann er daraus Rückschlüsse auf die benötigte Belegreife ziehen. Er könnte sich auf den Estrichleger oder Planer verlassen, wenn der ihm eine Belegreife schriftlich zusichert. Trotz Schnittstellenkoordination will aber ein Gewerk das andere selten von einer Haftung entbinden. Dem Bodenleger bleibt nur die Hoffnung auf eine sichere Messmethode.

Deswegen hat der BVPF sich nun offiziell dem Fortschritt geöffnet: "Um eine materialunabhängige Messmethode zu erreichen, hat die TKB, unterstützt durch das Handwerk, die KRL-Methode (sogenannte "Korrespondierende relative Luftfeuchte") entwickelt. Sie kann ergänzend zur CM-Messung zur Beurteilung des Feuchtezustandes von Estrichen herangezogen werden." Hilfreich soll die KRL-Methode vor allem bei Estrichen mit unbekannter Zusammensetzung und bei beschleunigten Systemen sein.

Wie wird die KRL-Methode angewandt?

Die Probenentnahme aus dem Estrich und die Behandlung des Stemmgutes sind weitgehend identisch mit der Arbeitsanweisung zur CM-Messung. Zur Bewertung der Belegreife für Holzböden wird eine Durchschnittsprobe aus dem unteren bis mittleren Bereich entnommen, bei anderen Bodenbelägen aus dem gesamten Querschnitt des Estrichs. Die Probe wird zerkleinert und in ein Prüfgefäß gefüllt. Nun führt man eine kalibrierte Messsonde in das Gefäß und wartet mindestens 30 Minuten. Dann wird die korrespondierende relative Luftfeuchte abgelesen. Verändert sich dieser Wert innerhalb weiterer drei Minuten nicht wesentlich, gilt ein Gleichgewichtszustand als erreicht.

Für die Belegreife gibt es zwei Richtwerte: 75 % KRL bei unbeheizten Estrichen und 65 % KRL bei beheizten Estrichen. Weil noch keine ausreichende Praxiserfahrung mit diesen Richtwerten vorliegt, befindet sich die Branche in der Beobachtungs- und Erprobungsphase.

Kontroverse Meinungen
auf dem Sachverständigentag

Auf dem Sachverständigentag in Köln fand eine Podiumsdiskussion zum Thema statt. Nicht nur die Teilnehmer auf der Bühne, auch etliche Zuhörer im Plenum ergriffen das Wort:

Alfred Puchegger (Puchegger und Jilg): "Wir messen in unserem Betrieb in Österreich bereits zu 90 % mit der KRL-Methode. Zwar bleibt die CM-Messung, aber einen Estrich kann man nicht generell mit 2,0 CM-% freigeben, sondern muss den Hersteller nach der Beleg-reife fragen."

Prof. Dr. Andreas Rapp (Leibniz Universität Hannover): "Eine CM-Messung kann unterschiedlich zusammengesetzte Estriche nicht deutlich machen. Dem muss man Rechnung tragen."

Dr. Thomas Brokamp (Bona): "Die KRL-Methode ist noch keine wissenschaftliche Messmethode, kann aber schon fundamentale Fragen beantworten, weil die Daten vorhanden sind. Wir sind am Wendepunkt und erahnen, wie die Zukunft sein kann."

Dr. Norbert Arnold (TKB-Vorsitzender, Uzin): "Trotz scheinbar sicherer CM-Messung hat es Schäden gegeben. Deshalb haben wir als TKB uns der KRL-Methode zugewandt. Die CM-Messung gab Sicherheit, weil bei 2,0 CM-% viel Luft nach oben ist. Wir haben jetzt aber eine Alternative an der Hand, die auf lange Sicht ebenbürtig ist."

Andreas Rapp: "Derzeit tut man gut daran, die CM-Methode weiter zu nutzen. Gleichzeitig kann man andere Methoden testen, um im Laufe der Zeit zu empirischen Ergebnisse zu kommen. Mir wäre eine zerstörungsfreie, schnelle Messmethode am liebsten, aber das ist erst der übernächste Schritt."

Dr. Frank Radtke (Radtke Messtechnik): "Ich brauche die CM-Methode nicht zu verteidigen. Ihr Unsicherheitsfaktor liegt in der Anwendung. Da kann man die Ergebnisse wissentlich oder unwissentlich beeinflussen. Die KRL-Methode ist für mich Stand der Technik, aber nur im Labor, nicht auf der Baustelle. Wir haben sie in unser Programm aufgenommen, weil wir über einen Sensor der relativen Luftfeuchtemessung verfügen, von dem wir überzeugt sind."

Puchegger: "Ich kann unzählige Fälle aus eigener Anschauung nennen, bei denen die CM-Methode im Verhältnis zur Verlegereife falsche Werte ausgeworfen hat. Bei allen Klebstoffherstellern ist die KRL-Methode Stand der Technik."

Thomas Brokamp: "Die CM-Methode funktioniert, wenn ich weiß, was für ein Estrich es ist. Aber bei 50 % der Estriche gibt es Zusatzmittel, über die wir auf der Baustelle wenig oder nichts wissen. Ich habe dann kein Problem mit der CM-Messung, sondern mit der Beurteilung des Messwertes."

Norbert Arnold: "Die KRL-Methode als Stand der Technik muss sich im Feld noch bewähren. In Europa gibt es Bestrebungen, die KRL-Messung zu normen."

Alexander Unger (Estrichsachverständiger): "Ich stehe der KLR-Methode zwar positiv gegenüber, mir ist aber auch keine einzige CM-Messung bekannt, die zu einer falschen Interpretation geführt hat."

Manfred Weber (Sachverständigen-Obmann): "90 % aller Feuchteschäden gründen darauf, dass überhaupt nicht gemessen wurde."

Oliver Erning (Estrichsachverständiger): "Ich kann Probleme mit der CM-Messung verstehen, aber bei 2,0 CM-% können wir sicher sein. Die KLR-Methode muss die CM-Messungen erst bestätigen. Temperaturabhängigkeit und anderes führt noch zu Schwankungen. Für die Baustelle ist KLR derzeit ein No-go. Würde man dort zwei Messmethoden zulassen, hätten wir bald zwei Parteien, die sich mit unterschiedlichen Messungen gegenüberstehen. Auch die Definition der Belegreife ist bei KLR noch nicht geschehen. 75 % soll sicher sein, ist aber in Bezug auf die Belegreife noch nicht gleichwertig mit 2,0 CM-%."

Peter Fendt, Bundesinnungsmeister: "Parkett verträgt einiges, aber wenn es hochkommt, gibt es nicht viele Ursachen. Man kann mitunter alle fünf Quadratmeter eine andere Estrichfeuchte haben. Falls wir bei der Messung nicht mehr Sicherheit bekommen, müssen wir uns jeden Estrich freigeben lassen. Das kann es nicht sein. Deswegen möchten wir über die CM-Methode hinaus weiterkommen." | Henrik Stoldt
aus Parkett Magazin 05/18 (Handwerk)