Junge Meister: Luis Willkomm (27) aus Murrhardt

Mit Leib und Seele Parkettleger


Das wünscht man sich häufiger in der Branche zu erleben: Luis Willkomm brennt für seinen Beruf. Der junge Parkettlegermeister liebt die Arbeit mit dem Material Holz und ist gerne draußen auf der Baustelle. Mit seinem Vater, der den Familienbetrieb leitet und seiner Schwester, die die Finanzen betreut und die Kunden berät, bildet er ein ebenso eingespieltes wie erfolgreiches Team.

Luis Willkomm ist begeistert von seinem Beruf als Parkettlegermeister und kann sich keinen schöneren vorstellen. Schon als Kind war es für ihn das Größte, seinen Vater Sascha Willkomm, selbstständiger Parkettlegermeister, bei jeder Gelegenheit auf die Baustelle zu begleiten. Dennoch erwog er nach dem Abitur zu studieren: BWL mit Schwerpunkt Handwerk. Die allgemeine Vorstellung, dass ein Abiturient ein Studium absolviert, hatte ihn beeinflusst. Aber das hielt nur zwei Wochen, dann war klar: Er ist mit Leib und Seele Parkettleger. "Da macht man Menschen glücklich", sagt er - sich selbst, weil man am Abend sieht, was man gemacht hat und den Kunden, der über das ganze Gesicht strahlt, wenn er seinen fertigen Boden sieht.

Zudem ist Holz ein Material, mit dem es Spaß macht zu arbeiten. Es fühlt sich warm an und ist vielseitig zu verarbeiten. Die Baustelle eines Parkettlegers ist nicht kalt, sauber - und immer wieder anders. "Teppichböden und PVC-Beläge sind natürlich auch zu verlegen, gerade durch die starke Zunahme von Designbelägen, doch Holz bleibt mein Favorit", verrät Luis Willkomm. Wobei: in seinem Schlafzimmer steht er lieber auf kuscheligem Teppichboden.

Fragt man ihn nach seiner tollsten Baustelle, erzählt er mit leuchtenden Augen von dem Designerhaus, in dem er massive Kieferdielen verlegt hat, deren Oberfläche er selbst gebürstet und mit weiß eingefärbtem Öl behandelt hat. "Ich dachte erst nicht, dass das mit den extrem harten Stahlbürsten auf dem weichen Holz funktioniert", gibt er zu. Doch das Frühholz löste sich als ganz feiner Staub heraus und das Spätholz blieb tatsächlich stehen. Nach dem Glätten wurde noch zweimal weiß geölt. So entstand die leicht geriffelte Oberfläche mit einem einmaligen Farbspiel. Bilder hat er auf seinem Handy sofort parat. Beeindruckend - auch Oberflächenspezialist Bona hat sich schon angemeldet, um die Fotos als Referenz für seine Website zu nutzen.
Der Meistertitel wirkt nach außen und innen

"Mit dem Meistertitel im Rücken fühle ich mich in vielen Dingen sicherer und in meinem Können bestätigt", erklärt der junge Meister. Er vertritt heute seinen Standpunkt mit Selbstbewusstsein und argumentiert gegenüber den Kunden ganz anders. So gehört beispielsweise für ihn bei einer Renovierung das Spachteln des Untergrundes zum Standard, bevor er neu verlegt. "Der Kunde will einen schönen Boden und ich will sicher sein, dass der Kleber hält." Mit seiner Qualifikation hat er auch die Option auf anspruchsvollere Baustellen, die ihm deutlich mehr Spaß machen; zum Beispiel eine Fischgrätverlegung im Altbau. Der Meistertitel zählt sowohl bei Auftraggebern und Architekten als auch gegenüber den Altgesellen im Betrieb, hat er festgestellt. So würden jetzt seine Einwände oder Arbeitsanweisungen leichter respektiert und angenommen.

Sein Vater Sascha Willkomm ist seit 2009 Inhaber der Emil Schwarz GmbH in Backnang mit 12 Mitarbeitern; er ist inzwischen allerdings kaum noch auf der Baustelle präsent. Daher trägt der Sohn die Verantwortung für den Auszubildenden - ebenfalls ein Studienabbrecher mit handwerklicher Begabung. "Wenn ich ihm beim Anzeichnen zusehe, kann ich Fehler inzwischen schon vorhersehen und - je nach dem, wie groß der zu erwartende Schaden ist - ihn die Erfahrung erst machen lassen oder ihn davor bewahren", erklärt Luis Willkomm. Mit der Weiterbildung hat er auf viele Dinge eine neue Sicht bekommen. "Das Bewusstsein für Kosten oder das Empfinden, ein Auto richtig einzuräumen, bekommt man als Lehrling zwar vermittelt, aber man versteht es nicht", ist seine Erfahrung. In seinen Augen fördert der Meisterkurs neben der handwerklichen Entwicklung auch die persönliche.

Lob an Meisterkursleiter Ernst Müller

Den Meisterkurs absolvierte Luis Willkomm von Januar bis März 2017 in Vollzeit bei der Handwerkskammer Ulm, die dafür die Ausstattung der Gewerblichen Schulen in Ehingen nutzt. "Kursleiter Ernst Müller war ein enormer Glücksfall für uns, denn er war immer für uns da, sogar abends, wenn wir in der Werkstatt noch selbstständig geübt haben", lobt der Meisterschüler, der bei Müller auch Kniffe zum fugenlosen Erstellen von Stern-Intarsien lernte. Besonders hervorheben will Willkomm jedoch den spontanen Zusatzunterricht in Mathematik, mit dem Müller das hinterlassene Manko eines externen Lehrers ausglich. "So hat er für manchen maßgeblich zum Bestehen beigetragen." Dennoch haben von sechzehn Teilnehmern drei das Ziel nicht erreicht. "Die Arbeitsprobe hat zweien das Genick gebrochen", weiß Willkomm, der das beste Prüfungsergebnis im Kurs hatte. Im Gegensatz zu anderen Bundesländern erhält er hierfür aber keine gesonderte Auszeichnung.

Meisterplatte in Zweischichtparkett
ist eine Herausforderung

Eine Besonderheit in Ulm ist, dass bei der Meisterprüfung die individuell gestaltete Meisterplatte in Zweischichtparkett ausgeführt wird und dafür eine vorgegebene Arbeitsprobe in Stabparkett zu fertigen ist. "Die Arbeitsprobe hat es in sich. Man weiß vorher nicht, was dran kommt und kann so nur bedingt üben; man braucht schon ein gutes Gefühl für Planung, sonst reichen am Schluss nicht Material und Zeit", erklärt Willkomm.

Er musste in acht Stunden auf einer schiefwinkligen Platte Fischgrät mit Fries verlegen und das Muster an einen Kreis (Säule) in der Mitte der Platte anarbeiten. Trotz Übung hat auch die Meisterplatte mit dem Zweischichtmaterial Tücken. "Im Gegensatz zum massiven Parkettstab fliegen hier beim Sägen von kleinen Teilen und Spitzen schnell Stücke vom Träger weg und man fängt wieder von vorne an", erklärt Willkomm die Schwierigkeit. "Als der mittlere Stern lag, war ich erleichtert, denn darauf baute alles auf", erinnert er sich. Für die Platte aus Ahorn, Eiche und Räuchereiche hatte er zweimal acht Stunden Zeit. Die Oberfläche wurde roh belassen, um jede noch so feine Fuge zu sehen. Für ein optisch sauberes Fugenbild hatte er im Entwurf schon darauf geachtet, dass der Ahorn immer an ein dunkleres Holz anschloss, denn: "Ahorn verzeiht nichts, im Gegenteil, beim Ölen zeigt er sogar eine geschossene Fuge an."

Der Lehrinhalt ist beim Meisterkurs deutlich umfangreicher als für die Gesellenprüfung, daher begrüßt er das Vollzeitmodell. "Ich konnte mich voll aufs Lernen konzentrieren; wir bildeten Lerngruppen, keiner war da neidisch und zudem sind wir über die gemeinsamen Abende, an denen auch Ernst Müller teilnahm, als Gemeinschaft zusammengewachsen", resümiert Willkomm. Noch heute sind sie über Whatsapp als Gruppe über das ganze Bundesgebiet vernetzt und klären Herausforderungen konkurrenzlos im Team. Im Teil III und IV hat er das anders erlebt: "Da war jeder Einzelkämpfer."

Die Familie ist eine
starke Gemeinschaft

Das Gemeinschaftsgefühl erlebt Luis Willkomm auch im Familienbetrieb, den er später wahrscheinlich zusammen mit seiner jüngeren Schwester Judith leiten wird. Sie ist gelernte Bankkauffrau und betreut im Büro die Finanzen. Zudem berät sie Kunden in der neuen Ausstellung. Backnang liegt im Einzugsgebiet von Stuttgart. "Etwa 98 % der Kunden kommen und suchen sich den Boden hier aus. In der Nachfrage halten sich Parkett und Vinyl die Waage", weiß Luis Willkomm. Er ist gern draußen auf der Baustelle und findet es daher gut, dass sich sein Vater auf die Betriebsleitung und Verhandlungen mit Architekten und Bauträgern konzentriert. So arbeiten sie hervorragend im Team. Mit der Zukunftsperspektive in der Nachfolge hat Sascha Willkomm gerade in einen herausragenden Neubau investiert, der mit dem Parkett Star 2018 prämiert wurde.

Zum Beruf verbindet die Familie Willkomm noch ein gemeinsames Hobby: Die Jagd. Seit elf Jahren hat Luis Willkomm den Jagdschein und geht mit seinem Vater, seiner Schwester und auch den beiden jüngeren Brüdern auf die Pirsch. Die Beute wird dann in der Gastwirtschaft der Oma zu biologisch einwandfreien Leckerbissen verarbeitet und serviert. | Silvia Mändle
aus Parkett Magazin 05/18 (Handwerk)