Bodenbelag im Feuchtraum
Vorstoß in ein heikles Arbeitsgebiet
Der Begriff Feuchtraum ist in der Parkettbranche kaum definiert und wird weitläufig benutzt. Der eine versteht darunter nur das Bad, der andere auch die Küche und ein Dritter würde sogar einen klammen Keller so bezeichnen. Selbst beim Nassraum scheiden sich die Geister. Dort ist sicher mehr Wasser im Spiel, aber ob es sich es sich nun um Dusche oder Dampfsauna handelt, bleibt dem Betrachter überlassen.
Es gibt keine Regelungen für feuchte Räume - das betrifft Fliesen wie Plattenbeläge. Hohe Beanspruchung durch nicht drückendes Wasser im Innenbereich fällt in die Beanspruchungsklasse A und gilt etwa für Schwimmbäder. Die Beanspruchungsklasse B bezieht sich auf von innen drückendes Wasser, hervorgerufen beispielsweise durch das Innere von Schwimmbecken. Unter die Beanspruchungsklasse C fällt nicht drückendes Wasser mit chemischen Zusätzen, Reinigungswasser in Krankenhäusern oder gewerblichen Küchen also. Doch all das gilt nicht für Parkett. Dieser Bodenbelag unterliegt im Feuchtraum dem nicht geregelten Bereich der Beanspruchungsklasse A0 "mäßige Beanspruchung durch nicht drückendes Wasser im Innenbereich".
Für die Verlegung eines hölzernen oder elastischen Bodenbelages in einem dieser mehr oder weniger feuchten Räume kommt es aber durchaus darauf an, wie intensiv und dauerhaft die Beanspruchung mit Wasser ausfällt. Da die Feuchtigkeit hier in der Regel von oben auf den Boden einwirkt, jedoch nicht nach unten durchsickern darf, muss der Bodenaufbau eine entsprechende Dichtigkeit gewährleisten. Kritisch sind dabei nicht zuletzt die Fugenbereiche zur Wand und im Oberbelag.
Umfassende Beratung der
Endkunden ist unabdingbar
"Feuchtraum ist nicht gleich Feuchtraum", sagt auch Gerhard Dürnberger, Leitung Dekor- und Produktentwicklung/Marketing bei Kaindl. Den klassischen Küchen- und Küchenwohnbereich klammert er aus, wenn er meint: "Ein Bodenbelag aus Holz, der schwimmend verlegt wird, ist aus meiner Sicht für einen Nassraum nicht die erste Wahl. Wichtig ist eine entsprechende Aufklärung und Informationsweitergabe an die Endverbraucher, damit die Erwartungshaltung an das Produkt nicht überhöht dargestellt wird."
Gleichzeitig bestätigt der Fachmann von Kaindl, dass die aktuelle Marktentwicklung und Kundennachfrage in Bezug auf das Thema Feuchtraum den österreichischen Hersteller durchaus stark beschäftigt. Und nicht nur für den europäischen, sondern vor allem für den nordamerikanischen Markt. "Wir haben ein Produkt in der Pipeline. Eine Entwicklung mit der wir demnächst auf den Markt kommen werden", gibt er einen Ausblick.
Was Bodenbelagshersteller an Materialien und Produkten für Feuchträume empfehlen und welche Verlegewerkstoffe in diesem Zusammenhang geeignet sind, zeigt die Auswahl auf den kommenden Seiten. Zunächst aber soll das Handwerk zu Wort kommen, um aufzuzeigen, welche Faktoren von Verlegerseite als wichtig erachtet werden.
| Henrik Stoldt
aus
Parkett Magazin 05/18
(Bodenbeläge)