Bernd Lesker, Mapei, über Bodenbeläge im Bad
Welche Normen und Regeln gilt es zu beachten?
Der Bodenbelag ist ein zentrales, gestalterisches Element in Bädern geworden. Mit Parkettböden und Designbelägen eröffnen sich dem Parkett- und Bodenleger neue Geschäftsfelder. Von enormer Bedeutung ist die Verwendung von geprüften und aufeinander abgestimmten Profiprodukten - und die Beachtung der einschlägigen Regeln und Normen.
Der Einsatzbereich Bad ist für den Parkett- und Bodenleger zunehmend interessant und attraktiv. Aber: es gibt eine Reihe von Normen, die es unbedingt zu beachten gilt, zum Beispiel die neue Regelung der Verbundabdichtung. Alle Gewerke, die in Bädern tätig werden, müssen sich mit den neuen Vorgaben auseinandersetzen.
So hat der Gesetzgeber eine neue Regelung zum Schutz vor Bauteilen von Feuchtigkeitseintrag angeordnet. Was bedeutet Feuchtigkeitseintrag konkret?
Tropf- und Spritzwasser bzw. sich aufstauendes Bade- und Duschwasser. Der Schutz wurde bisher in der DIN 18195 - Bauwerksabdichtungen geregelt. Diese wurde 2017 grundlegend überarbeitet und in mehrere differenzierte Normen aufgegliedert, je nach abzudichtendem Bauteil.
Für den Innenbereich gilt die DIN 18534. Die entscheidende Frage dabei: Abdichten oder nicht? Das richtet sich nach der Wassereinwirkungsklasse, abgekürzt mit "W". Insgesamt gibt es vier Klassen, wovon drei Klassen für die Verlegung im Badbereich relevant sind: W0-I, W1-I und W2-I. Die Zusatzkennzeichnung "I" steht dabei für "DIN 18534 - Innenbereich".
Faustformel: Ist eine Duschtasse und Duschabtrennung vorhanden, fällt die Bodenfläche unter Wassereinwirkungsklasse W1-I, da nur mäßige Wasserbelastung einwirkt. Ist keine Duschabtrennung vorhanden oder handelt es sich um eine bodengleiche Dusche ohne Duschtasse, so zählt dies zur Wassereinwirkungsklasse W2-I, da mit einer häufigen Einwirkung aus Brauchwasser zu rechnen ist.
Zusätzlich gibt es weitere Anforderungen wie die Einteilung in Rissklassen. Verbundabdichtungen sind für die Rissklasse R1-I geeignet, sprich für Riss-Breitenänderungen oder -Neubildungen nach Auftrag der Abdichtung bis ca. 0,2 mm. Typische Untergründe dafür sind Stahlbeton, Mauerwerk, Estrich, Putz, kraftschlüssig geschlossene Fugen von Gips- und Gipsfaserplatten. Viel wichtiger ist jedoch, dass die Abdichtungsstoffe für den jeweiligen Fall geeignet und zugelassen sind.
Abdichtmaterialien -
prüfe, wer sich ewig bindet
Grundsätzlich stehen vier verschiedene Abdichtungsmaterialien zur Verfügung:
•Dispersionsprodukte (DM)
•Produkte aus polymermodifiziertem Zement (CM)
•Reaktionsharzprodukte (RM)
•Bahnenförmige Abdichtungsstoffe
Die ersten drei - DM, CM und RM - zählen zu den flüssig zu verarbeitenden Verbundabdichtungen (AIV). Die Ausführung erfolgt generell in mindestens zwei Lagen, Dispersionsabdichtungen sind zusätzlich in zwei unterschiedlichen Kontrastfarben auszuführen. In jedem Fall sind die Auftragsmengen samt Schichtdickenzuschlag und die daraus resultierenden Mindesttrockenschichtdicken einzuhalten.
Dispersionsprodukte eignen sich nicht für alle Wassereinwirkungsklassen am Boden. Dementsprechend sind Produkte aus polymermodifizierten Zemeten im Bad weit verbreitet, vor allem unter Fliesen. Reaktionsharzprodukte werden überwiegend auf Bodenflächeh mit chemischer Belastung eingesetzt, zum Beispiel Großküchen.
Neben diesen flüssigen Abdichtungsstoffen gewinnen die bahnenförmigen an Beliebtheit, die mit Veröffentlichung der aktuellen DIN 18534 erstmals im Verbund mit Fliesen und Platten (AIV-B) sowie deren Ausführung in einer Norm geregelt sind.
Bahnen lassen sich schnell und einfach anbringen, es muss keine Mindestschichtdicke sowie nahezu keine Trocknungszeit eingehalten werden. Unabhängig davon, ob bahnenförmig oder flüssig: alle Abdichtungsmaterialen müssen geprüft sein. Dies kann eine Klassifizierung und Kennzeichnung nach DIN EN 14891, eine europäische Zulassung (ETA) auf Basis der ETAG 022 oder ein allgemeines bauaufsichtliches Prüfzeugnis (abP) sein. Dichtbänder, Dichtecken und andere Teile müssen im System geprüft sein.
Bei einer Abdichtung nur im Boden muss die Abdichtungsebene zusätzlich mindestens 5 cm über die Oberkante des fertigen Fußbodens geführt werden. Die Flächen hinter und unter Bade- und Duschwannen sind ebenfalls vor Wassereintrag zu schützen, wahlweise durch Wannendichtbänder oder durch eine umlaufende Abdichtung. Letztlich sind je nach Wassereinwirkungsklasse an Zugangstüren entsprechende Schwellenabschlüsse mit einem Niveauunterschied von mindestens 1 cm zu planen, um nicht abgedichtete Flächen vor Wassereintrag zu schützen. Vor der ersten Ausführung empfiehlt es sich, die gesamte Norm mit dem Ziel zu lesen, die Inhalte sicher anwenden zu können.
Designbeläge in der Dusche -
ganz neue Möglichkeiten
Designbeläge werden unter anderem aufgrund ihrer geringen Schichtdicke, der leichten Verlegung, des einfachen Transports und der Vielfältigkeit in der Oberflächengestaltung geschätzt. Dabei haben sie nicht nur im Neubau ihre Berechtigung, sondern empfehlen sich auch für die Sanierung. Alte keramische Fliesen können nach fachgerechter Vorbereitung einfach ausgeglichen und mit einem entsprechenden Designbelag überklebt werden.
Bei der Verlegung kommen einige Fragen auf: Eine Verbundabdichtung ist erforderlich - aber welche eignet sich unter elastischen Belägen? Wie kann sie so hergestellt werden, das die dünnen Designbeläge auch optisch ansprechend und - ohne Reklamation - verlegt werden können? Was ist mit der Ausführung eines Gefälles? Wie erfolgt die Verlegung an der Wand? Gibt es ein Prüfzeugnis für das System? Fragen, mit denen sich ein Parkett- oder Bodenleger bislang kaum beschäftigen musste, weil das Bad dem Fliesenleger "gehörte".
Neue Norm schafft Klarheit -
auch für Designbeläge
Mit Veröffentlichung der aktuellen DIN 18534 Innenraumabdichtungen sind nun erstmals bahnenförmige Abdichtungen im Verbund mit Fliesen und Platten (AIV-B) sowie deren Ausführung innerhalb einer Norm geregelt. Warum bahnenförmige Abdichtungen und nicht andere Materialsysteme? Polymerdispersionen sind am Boden nur für Wassereinwirkungsklasse W1-I geeignet und mit poylmerbasierten Produkten ist es nahezu unmöglich, die erforderliche Ebenheit zur Verlegung zu erreichen. Bei Reaktionsharzprodukten ist der Aufwand so enorm, dass dieser bei Anwendung im Bad in keinem Verhältnis steht. Demzufolge sind bahnenförmige Abdichtungen prädestiniert zum Einsatz als Verbundabdichtung unterhalb von Designbelägen. Mit Einführung der Norm wurde auch die Grundlage zur Verwendung eines geprüften Systems geschaffen.
Nach ETAG 022 können für bahnenförmige Abdichtungen europäische, technische Zulassungen (European Technical Approval, kurz ETA) erteilt werden. Diese schaffen für den Verleger die Rechtsgrundlage zur sicheren Anwendung. Der Nachweis der Eignung über ein abP ist in Verbindung mit Designbelägen somit nicht erforderlich. Zeitgleich ist damit die Prüfung der Abdichtung nicht mehr an den Oberbelag aus keramische Fliesen gebunden.
Designbeläge feuchtigkeits-
beständig verlegen
Bei der Verlegung von Designbelägen im Bad ist die Untergrundvorbereitung von entscheidender Bedeutung. Oberhalb der Verbundabdichtung kann in der Regel nicht mehr ausgeglichen werden. Also müssen Gefälle zum Ablauf hin sowie Unebenheiten an Wand und Boden vor Aufbringen der Verbundabdichtung ausgeglichen werden. Dazu können die bisher gewohnten Produkte wie standfeste Spachtelmassen verwendet werden. Für das Aufbringen der bahnenförmigen Verbundabdichtung wird ein zweikomponentiger, zementärer Klebemörtel auf den fertig vorbereiteten Untergrund aufgerollt und die zugeschnittenen Bahnen eingelegt. Stöße sind überlappend zu verlegen oder werden nachträglich mit Dichtband überarbeitet. Mit dem gleichen Klebemörtel können weitere Systemteile angebracht werden wie Dichtmanschetten, Innen- und Außenecken.
Das Eindichten von Wasserabflüssen kann mit einem 1K-MS-Polymer Kartuschenklebstoff erfolgen. Sofern die Ebenheit nicht gegeben ist, kann partiell noch mit einer standfesten, feuchtigkeitsbeständigen Polymerspachtelmasse ausgeglichen werden.
Das Kleben der Beläge erfolgt mit einem reaktiven MS-Polymerklebstoff. Um ein rutschfreies Begehen sicher zu stellen ist ein Nachweis der Klasse B nach DIN 51097 erforderlich.
Um ein rutschfreies Begehen sicher zu stellen, ist ein Nachweis der Klasse B nach DIN 51097 erforderlich. Sofern der Belag nicht werksseitig rutschsicher eingestellt ist, kann er nachträglich mit einer 2K-Versiegelung versehen werden, die zudem vor Wassereintrag und Verschmutzung schützt. Abschließend werden Eckfugen mit farbig passendem Silikon verschlossen.
Parkett im Bad - nur mit der
Abdichtung allein ist es nicht getan
Parkett ist nachhaltig, hochwertig, wirkt anspruchsvoll und edel und hat als natürlicher Baustoff längst auch Einzug im Bad gehalten. Allerdings muss hier mit der Wasserbeaufschlagung aufgepasst werden. Anders als bei Designbelägen ist es hier nicht mit der Abdichtung getan. Der Nutzer sollte aufpassen, den Boden nicht zu fluten, aber regelmäßig zu pflegen.
Aus diesem Grunde eignet sich Parkett auch nur in Bereichen mit Wassereinwirkungsklassen W0-I und W1-I. Geeignet sind ruhige Parkettarten wie Eiche und Exotenhölzer mit einer hohen Dichte. Bei Mehrschichtparkett darf es durch die Feuchtigkeitsbelastung nicht zu einer Ablösung der Decklamelle kommen
Als Abdichtung kann hier ebenfalls einen bahnenförmige Variante zur Ausführung kommen. Die Verlegung des Parketts erfolgt mit schubfesten und wasser-unempfindlichen 1k-Parkettklebstoffen. Wichtig ist, für eine ausreichende Benetzung der Stäbe zu sorgen. Anschlussfugen können mit einem farblich angepassten Acryl-Dichtstoff verschlossen werden. Zur Oberflächenbehandlung nach Verlegung und Schleifen sind offenporige Öle die erste Wahl, etwa ein natürlich trocknendes, imprägnierendes Öl-Wachs-Finish.
Mittels Federspachtel wird in zwei Arbeitsgängen eine ausreichende Schutzschicht aufgebracht. Im Laufe der Nutzung sollte die Schutzschicht durch regelmäßige Anwendung des Pflegemittels aufgefrischt werden. Parkett sollte in der Regel nur im nicht direkten Nassbereich mit entsprechenden Hölzern verwendet werden und dies auch nur, wenn in der Nutzungsphase das Parkett nicht ständig Feuchtigkeit ausgesetzt ist.
Bernd Lesker ist Anwendungstechniker bei Verlegewerkstoffhersteller Mapei.
aus
Parkett Magazin 05/18
(Handwerk)