Traumwerkstatt Terhardt, Gladbeck
Ein Millionen-Projekt, das den Standort stärkt
Gladbeck. Dieser Umbau hat es in sich: Nicht nur das Bettenfachgeschäft von Simon Terhardt in Gladbeck wurde komplett entkernt und neugestaltet - sondern das gesamte Gebäude, in dem es sich befindet. Allein in die Traumwerkstatt investierte der Fachhändler 350.000 Euro. Das ehemalige Möbelhaus darüber wird in Wohnungen umgewandelt.
Nichts ist mehr so wie vorher": Simon Terhardt ist anzumerken, dass sein Projekt in der Gladbecker Innenstadt ihn gleichsam begeistert, wie es ihm auch Respekt einflößt. Man baut ja schließlich nicht jede Woche ein Mehrfamilienhaus und stellt dabei auch noch gleich den eigenen Laden auf den Kopf. Doch genau das geschah und geschieht in der Gladbecker Innenstadt aktuell.
Die Traumwerkstatt ist nach dreieinhalbmonatiger Schließung wiedereröffnet, der Rest des ehemaligen Möbelhauses noch Baustelle. In dem Umbauprojekt steckt neben der hohen Investition und dem damit verbundenen Bekenntnis zum Standort auch eine gehörige Portion unternehmerischer Mut. Ob und wie der belohnt wird, muss sich zeigen. "Unsere Kunden sind begeistert", so Terhardt. "Aber wir sind nochbrutal versteckt, und auch das kriegen wir täglich von den Kunden gesagt."
Denn rund um das Gebäude zieht sich noch ein Bauzaun, der Ladeneingang liegt hinter einem schützenden Holzportal, davor animiert ein Banner mit dem Konterfei des Inhabers: "Kommen sie rein". Der Bauzaun soll noch möglichst im November verschwinden und ist dem Umbau geschuldet, an dessen Ende sechs Wohnungen enstanden sein werden. Terhardt stemmt das Projekt mit einem befreundeten Ehepaar in einer Bauherrengemeinschaft. Gemeinsam investieren sie rund 2 Mio. Euro.
Das ehemalige Möbelhaus des Vaters wurde 1975 errichtet. Der dreigeschossige Anbau an das seit 1887 in unmittelbarer Nachbarschaft ansässige Möbelhaus der Familie verfügte über eine zeittypische Fassade und schmale Fenster. 2001 wurde das Möbelhaus geschlossen, im Erdgeschoss eröffnete Simon Terhardt ein Jahr später seine Traumwerkstatt und nutze nur noch einen Teil der ersten Etage als Lager. Der Rest des dreigeschossigen Hauses aber stand leer. Seit April wird hier kein Stein mehr auf dem anderen gelassen.
Dass der Laden mehr als ein Vierteljahr geschlossen wurde, war eine bewusste Entscheidung. Gemeinsam mit einer beratenden Agentur hatte sich Terhardt hierzu entschlossen. "Wir hätten nur unmittelbar gegenüber einen Laden anmieten wollen, alles andere hätte die Kunden nur verwirrt", ist er sicher. Genau das aber hatte sich zerschlagen. So beließ es der Inhaber bei einem ordentlichen Räumungsverkauf und der entsprechend kommunizierten Schließung. "Authentischer als mit einer für alle sichtbaren Baustelle geht es ja gar nicht", so Terhardt. Ende Juli konnte er sein Geschäft wieder eröffnen.
Im Erdgeschoss entstand Terhardts Laden neu, darüber schafft die Bauherrengemeinschaft fünf Mietwohungen zwischen 74 und 100 Quadratmetern sowie ein Penthouse mit Dachgarten und einer Größe von 180 Quadratmetern. Simon Terhardt selbst wird nicht einziehen: "Das wäre mir zu viel Nähe zum Geschäft." Das betreten dafür neuerdings auch immer wieder Mietinteressenten für eine der Wohnungen in bester Innenstadtlage. Diese sind im obersten Marktsegment angesiedelt, und auch optisch wird die Fußgängerzone durch die neue Backsteinfassade des Gebäudes an dieser Stelle aufgewertet.
Das passt zu Terhardts Anspruch als Fachhändler, der anspruchsvoll ist, aber nicht abgehoben: "Man muss ein Erlebnis schaffen, ohne Hollywood zu werden", sagt er. "Wir schauen jetzt auf ein moderneres und freundlicheres Fachgeschäft mit größerer Produktpalette, noch mehr Betten im Showroom und modernerer technischer Ausstattung." Das klingt fast schon zu bescheiden angesichts dessen, was neben der reinen Produktpräsentation entstanden ist.
Im Geschäft wie in den Wohnungen wurde eine kombinierte Be- und Entlüftung mit Wärmetauscher installiert, die für angenehme Frische sorgt und den Einsatz einer Klimaanlage unnötig macht. Um keine Heizkörper vor den Fenstern zu haben, den Aufwand einer Fußbodenheizung aber zu vermeiden, wurden Heizkörper unter Decke installiert, die farblich angepasst sind und kaum ins Auge fallen, ihre Wärme aber nach unten abstrahlen. Alle Fenster wurden erneuert und erhielten eine Dreifachverglasung. Das ist auch ein optischer Gewinn - denn obwohl die Fenster in Wahrheit schmaler wurden, wirkt die Schaufensterfront jetzt großzügiger und gewährt einladende Blicke ins Ladeninnere.
Dort konzentriert sich Terhardt auf das Wesentliche. "Wir zeigen unsere Kompetenz für Schlafen und Ergnonomie - ehrlich und hochwertig." Ein klar gegliederter Grundriss, der durch die vorhandenen Säulen teilweise vorgegeben war, schafft eine übersichtliche Struktur der rund 300 Quadratmeter großen Verkaufsfläche. "Ohne viel Tüdel", wie Terhardt es ausdrückt - im Mittelpunkt stehen die Liegeflächen, die auf einem flauschigen Teppich platziert wurden, der in gutem Kontrast zum lackierten Estrich der übrigen Ladenfläche steht.
Im ehemaligen Büro entstand eine Boxspring-Ecke, in der mit dem Brinkhaus-Konfigurator und einem großen Bildschirm gearbeitet wird. An anderer Stelle sorgt ein Podest mit Sternenhimmel für Aufmerksamkeit der Tempur-Präsentation. Zwischenwände sorgen für ein angenehmes Raumgefühl, die LED-Beleuchtung setzt die notwendigen Akzente. Auch die Bettwarenpräsentation konnte mit Ladenbauelementen und einer neuen Fühlbar für die unterschiedlichen Füllungen verbessert werden. Täglich kommen mehrere Kunden zur Bettwaren-Wäsche, die in einem Nebenraum untergebracht ist.
Ein Herzstück des Raumes ist die neue Bar mit Kundentresen, an dem ein Kaffee aus der neuen Espressomaschine serviert wird und Kunden in angenehmer Atmosphäre entspannt warten können, wenn es notwendig sein sollte. Hier werden auch Schreibtischarbeiten erledigt. Im ersten Obergeschoss entstehen noch die künftigen Büro- und Lagerflächen. Zwei gemütliche Sitzgruppen zur Beratung runden das Geschäft ab.
Auf Bettwäsche und Frottier verzichtet Simon Terhardt nicht komplett, dass die textilen Sortimente Frequenzbringer seien, stimme aber so nicht, zumindest bei ihm. Natürlich führt er ein überschaubares Sortiment, beschränkt sich aber auf wenige Marken wie Joop und Cawö, Elegante oder Bassetti. Während Wäsche und Kleinteile zurückgehen, kommt der Zuwachs an anderer Stelle: "Wir verkaufen jetzt wesentlich mehr Bettgestelle als vorher", so Terhardt.
"Wir kennen auch keine Preisdiskussionen. Die Kunden, die zu uns kommen, wollen Geld ausgeben und sich etwas gönnen." Über den Preis wird in der Traumwerkstatt immer erst am Ende einer Beratung gesprochen. Wenn es zum Abschluss kommt, ist den Kunden klar, dass auche eine Auslieferung Geld kostet. "Unsere Standardauslieferung kostet 100 Euro. Daraus entsteht das Bewusstsein, dass unsere Leistung auch etwas wert ist", so Terhardt - verrechnen lässt sich ein solcher Posten schließlich immer noch.
Seine Erfahrung: "Die Kunden sehnen sich nach Ehrlichkeit und Verlässlichkeit, nach Persönlichkeit und Service." Und nach einem Erlebnis, das zu Gladbeck passt und nicht nach Hollywood. Dort hat Terhardt nun etwas geschaffen, was auch die Chefs der örtlichen Verwaltung die die Lokalpolitiker begeistert. Innenstadtnahes Wohnen und attraktiver stationärer Einzelhandel in einem - besser kann ein Bekenntnis zum Standort eigentlich nicht ausfallen.
Traumwerkstatt in Kürze
Traumwerkstatt Terhardt
Bachstraße 18
45964 Gladbeck
Tel.: 02043/376001
Inhaber: Simon Terhardt
eMail: kontakt@traum-werkstatt.com
Internet:
www.traumwerkstatt.comVerkaufsfläche: 300 qm
Mitarbeiter: 4
Verband: MZE
aus
Haustex 11/18
(Handel)