Digital vernetzter Sonnenschutz


Intelligent gesteuerte Rollos, Plissees, Lamellen & Co. haben in der Smart Home-Welt großes Wachstumspotenzial. Bei der Automatisierungsrate gibt es derzeit noch viel Luft nach oben. Praktische Lösungen sollen nun den Ausbau pushen.

Der Smartphone-Wecker löst ein "Guten Morgen"-Szenario aus, bei dem die Jalousien hochgehen und die Kaffeemaschine sich einschaltet. Eine aktuelle Wettermeldung sorgt im Falle eines drohenden Wolkenbruchs dafür, dass die Markise einfährt und die Dachfenster schließen. Beim vernetzten Wohnen können Anwender die komplette Haustechnik bequem im Blick behalten, steuern und individuell an ihre Lebensgewohnheiten anpassen. Inzwischen geht das sogar per Sprachbefehl.

Der Verband innenliegender Sicht- und Sonnenschutz (ViS) verzeichnet im "innovativen und zukunftsträchtigen" Smart Home-Segment generell "eine positive Entwicklung". Allerdings sehen Branchenkenner Indoor noch jede Menge Luft nach oben. "Verglichen mit der Motorisierungsrate im außenliegenden Bereich liegt der Innensonnenschutz aktuell mit etwa 2 % ganz weit hinten", erklärt Axel Schindler, Vertriebsleiter Industrie bei Hausautomationsspezialist Somfy in Rottenburg. Für Markisen indes beziffert er die Quote auf "bereits 70 %". Bei innenliegenden Produkten habe sich die Automatisierung nicht zuletzt aufgrund der Verkabelungsproblematik bislang oft auf Anwendungen im Objekt beschränkt. Doch jetzt - im wachsenden Markt der Smart Home-Welt - sei das Potenzial auch im Wohnbereich riesig. "Das Thema nachträgliche Verkabelung ist hier ein großes." Somfy kündigt für 2019 und die Folgejahre "Alternativen mit Solar- und Akkulösungen" an, um Rollos, Jalousien & Co. zu elektrifizieren.

Hunter Douglas hat bereits ein umfassendes Motorisierungskonzept für innenliegende Sonnenschutzprodukte im Angebot. Mit der eingeführten Serie Power View will der Komponentenhersteller Haushalte sowie Kleinprojekte als Zielgruppe ansprechen. "Kabellose Akkulösungen sind eine der Voraussetzungen zur Durchsetzung der Antriebs- und Steuerungssysteme", betont Mirko Müller-Stüler, Geschäftsführer von Hunter Douglas Components in Kassel. Der Akku müsse "umweltfreundlich, langlebig und preiswert" sein. Weiterhin wichtig für die Akzeptanz beim Endkunden seien "selbsterklärende und logische Bedienfunktionen" sowie eine einfache Installation. "Du und ich müssen die Systeme ohne besondere Vorkenntnisse installieren können". Das Preis-Leistungs-Verhältnis sei ein weiteres wichtiges Kriterium. Zehn Jahre voraus gedacht sagt Müller-Stüler: "Die Geschwindigkeit der Innovation ist groß. Sprachbefehle werden dann so normal sein, wie heute das Smartphone." Und er ist sich sicher: "Dann werden schon wieder neue Techniken, auch in den Sonnenschutz, einziehen."

Dachfensterhersteller Velux registriert ebenfalls ein zunehmendes Interesse an der Smart Home-Technologie. "Diese wird voraussichtlich in den nächsten vier Jahren immer mehr zum Standard von Wohngebäuden gehören", sagt Oliver Steinfatt, Leitung Produktmanagement bei Velux Deutschland. Das neu entwickelte System Velux Active regelt das Raumklima in der Dachwohnung vollautomatisch, mittels sensorgestützter Überwachung von Temperatur und Luftfeuchtigkeit. Je nach ermitteltem Bedarf werden Sonnenschutz und Dachfenster geöffnet oder geschlossen. Auch hier sollen Bedienerfreundlichkeit und die Installation per Plug & Play einfache Lösungen bieten - vor allem auch bei Nachrüstungen.
| Petra Lepp-Arnold
aus BTH Heimtex 12/18 (Handel)