Schadensfall
Räuchereiche-Decklage vom Träger gelöst
Einige Monate, nachdem ein Zweischichtparkett mit einer Deckschicht aus Räuchereiche auf Fichteträger verlegt worden war, kam es teilweise vollflächig zur Ablösung der oberen Parkettlage. Dr. Florian Kettner, Chemiker am Institut für Holztechnologie Dresden (IHD), ging der Sache auf den Grund.
Bei dem vorliegenden Schadensfall löste sich nicht nur die Decklage aus Räuchereiche von den Fichtestäbchen, sie schüsselte obendrein auch stark. Diese Verformung wies auf eine nachträgliche Trocknung des Parketts in einem zu trockenen Raumklima hin. Kein Wunder, denn die Räuchereiche war einige Monate zuvor auf einer Fußbodenheizung verlegt worden. Die Schichtverleimung des Zweischichtparketts hatte den daraus resultierenden Spannungen offenbar nicht standgehalten.
Woran genau ist die Klebung auf dem Fichteträger gescheitert? Dr. Florian Kettner mutmaßte verschiedene mögliche Ursachen: "Entweder eine nicht optimale Verklebung, etwa in Folge eines falschen Verklebungsdrucks, Überschreiten der offenen Zeit oder eine nachträgliche Schwächung der Klebstoffverbindung." Ihm war bekannt, dass Ammoniak aus Räuchereiche ausgast, wenn das Holz vor der Klebung nicht ausreichend ablüften kann und dass diese Emission dann zur Zersetzung bei Klebstoffen beitragen kann.
Eine beweiskräftige Prüfung der Ammoniakemission war dem Chemiker in diesem Fall aufgrund der verflossenen Zeit jedoch nicht mehr möglich. Allerdings ließ ihn das bereits von anderen Untersuchungen bekannte Branchenwissen um die Reaktivität von Ammoniak in Verbindung mit dem nahezu nicht vorhandenen Faserausriss mit hoher Wahrscheinlichkeit vermuten, dass in der Tat durch Emissionen von Ammoniakresten eine nachträgliche Klebstoffzersetzung stattgefunden hatte.
Prüfen der kerngeräucherten Decklage
Salmiak, chemisch Ammoniumchlorid genannt, ist ein stechend riechendes, wasserlösliches und giftiges Gas, bestehend aus Stickstoff und Wasserstoff (NH3). Auch Amine, Abkömmlinge (Derivate) von Ammoniak, gehören in diese Gruppe. Durch die Begasung mit Ammoniak erhalten Eiche und andere gerbsäurehaltige Holzarten ihren dunklen Farbton. Dieser Prozess beeinflusst den pH-Wert des Holzes - und der wiederum die Verleimungsqualität bei der Herstellung von Mehrschichtparkett. Daher sollte das Holz vor der weiteren Verarbeitung gut ablüften und dann auf seinen Ammoniak-Gehalt hin geprüft werden: "Ist der Restgehalt zu hoch, wird die Aushärtung des Leims schlechter", weiß Klaus Bauer, Entwicklungsleiter bei Scheucher.
Früher setzte der österreichische Parketthersteller aufwändige Kontrollen um: Geruchsprobe, Probeverleimung, danach Prüfung der Abhebefestigkeit und Emissionstests mit Merck-Titriersets. Das alles nahm viel Zeit in Anspruch, zudem wurde viel Material zerstört. Seit April 2017 verwendet Scheucher stattdessen ein selbst entwickeltes Verfahren, dass auf Grundlage der Infrarotmessung mittels Spektroskopie ermittelt, wie hoch der Gehalt von emittierbarem Ammoniak in kerngeräucherten Decklagen ist. Das Unternehmen nennt eine Erfolgsquote von 88 %. Der sogenannte Scheucher-Scan ist übrigens nicht patentiert und steht der Branche somit frei zur Nutzung.
aus
Parkett Magazin 06/18
(Handwerk)