Porträt Samuel Braun, Parkettlegermeister und technischer Lehrer in Ehingen

"Es macht mir Freude, Wissen zu vermitteln"


Mit 25 Jahren steht Samuel Braun als technischer Lehrer den Azubis in den Parkett- und Bodenleger-Klassen an der Gewerblichen Schule (GBS) in Ehingen altersmäßig noch sehr nahe. Ein Vorteil, den der junge Parkettlegermeister nutzt, um Vertrauen herzustellen und ihnen Freude an ihrem Beruf zu vermitteln.


Daran, selber als Lehrer zu wirken, hatte der junge Parkettlegergeselle Samuel Braun nicht gedacht, als er sich vor drei Jahren zum Meisterkurs in Ehingen anmeldete. An eine Karriere im Handwerk - vielleicht als Bauleiter - schon. Als während des Kurses die Stelle als technischer Lehrer für Parkett- und Bodenleger ausgeschrieben wurde, ergriff er dennoch seine Chance. Ernst Müller, sein Ausbilder im Meisterkurs und zugleich technischer Fachlehrer an der GBS, hielt ihn für fähig und befürwortete die Bewerbung. "Ernst Müller hat mich als Azubi an der GBS, im Meisterkurs und jetzt als Mentor bei der Lehrerausbildung geprägt", sagt Braun klar. Und Müller, der in zwei Jahren in den Ruhestand geht, betont seinerseits "Ich brauche einen Nachfolger, keine Kopie." Er unterstützt seinen jungen Kollegen deshalb dabei, seinen eigenen Weg zu gehen. Für Braun ist Müller mit seiner 40-jährigen Erfahrung und dem kontinuierlichen Fortbildungswillen ein Vorbild, auf dessen Rat er vertrauen kann. Es sind allerdings auch große Fußstapfen, in die er tritt; doch das ist ihm Ansporn.
Anreiz zur Leistung geben

Braun hat schon in seiner Zeit als Handwerker den Azubis im Betrieb gern Wissen vermittelt. Dies nun auf größerer Ebene zu verwirklichen und dabei selbst kontinuierlich auf dem Stand des Wissens zu bleiben, reizte ihn zum Wechsel ins Lehramt. Während seiner einjährigen Lehrervorbereitung in Weingarten erwarb er sich mit Pädagogik, Psychologie, Schulrecht und Fachdidaktik das zusätzliche Handwerkszeug für sein neues Tätigkeitsfeld. "Bei den ersten Unterrichtsstunden und vor allem bei den Lehrproben mit einer Gruppe von Prüfern im Klassenzimmer war ich natürlich noch aufgeregt", gesteht er. Doch das legte sich bald. "Das Wichtigste ist, authentisch zu bleiben und sich selbst immer wieder kritisch zu reflektieren", sagt er. Sein Ziel ist, die Schüler und Schülerinnen auf ein höheres Level zu heben und ihnen einen Anreiz für Leistung zu geben. Denn Fußböden wird es immer geben und mit einer fundierten Ausbildung sind im Handwerk sicheres Einkommen und Karrierechancen gewährleistet.

"Wo gehen Sie Party machen?"

Der geringe Altersunterschied zu den Azubis verschafft ihm einen anderen Zugang zu diesen. Wobei er auch schon mal gefragt wird: "Wo gehen Sie am Wochenende Party machen?" Dennoch bleibt die Autorität im Unterricht gewahrt. "Respekt verschafft man sich mit Kompetenz", betont er. Wer einen Blick auf seine Meisterplatte wirft, die in der Werkstatt der Schule gelagert wird, ist schnell überzeugt von seinem Können. Die Platte ist optisch und technisch einwandfrei und mit dem anspruchsvollen Design aus südamerikanischem Jatoba, kanadischem Ahorn und amerikanischem Nussbaum auch etwas Besonderes.

Mit diesem Bild vor Augen fällt es leicht, die Azubis für die Herstellung von Sternen und Mustern im Parkett zu begeistern. Mit dem nötigen Know-how stellen die Azubis dann plötzlich auch fest, dass es nicht mehr so schwer ist, einen Stern im Parkett zu legen und trauen sich an gewagtere Designs für ihre Abschlussplatten. "Der Erfolg kommt nur durch Übung - auch bei einem schlichten Design. Allerdings sieht das später langweilig aus", erklärt er seinen Prüflingen. "Meine Meisterplatte habe ich in der Vorbereitung mehrfach üben können, da brachte mich die Arbeitsprobe dann mehr ins Schwitzen", gibt er zu.

Spaß am Beruf ist wichtig

Die größte Herausforderung für ihn als Lehrer ist, mit dem vorgegebenen Bildungsplan dem unterschiedlichen Niveau der Azubis gerecht zu werden. Der Fokus muss im Handwerk auf der Praxis liegen. Viele Betriebe sind stark spezialisiert, sodass bei Azubis praktische Fertigkeiten fehlen. Braun ist daher froh über die hervorragend ausgestattete Werkstatt in der Schule. Über eine Binnendifferenzierung in der Klasse kann er gezielt Defizite aufgreifen und auch praktisch trainieren. Für ihn ist dies ein realitätsnahes Beispiel, wie Schule und Betrieb im dualen Ausbildungssystem lösungsorientiert eng zusammen arbeiten. Zudem ist die Werkstatt wichtig als Pendant zum Theorieunterricht. "Wer gewohnt ist, sich im Arbeitsalltag auf der Baustelle zu bewegen, kann nicht plötzlich jeden Tag still im Unterricht sitzen", weiß Braun noch von seiner eigenen Ausbildung. Zudem können Azubis an der Schule Techniken oder Maschinen ausprobieren und so kreative Entwürfe auch umsetzen. Braun ist es wichtig, dass die jungen Leute auch über die Ausbildung hinaus Spaß an ihrem Beruf haben.

Gemeinschaftsaktionen
schweißen zusammen

Unter dem Aspekt Freude am Beruf findet Braun auch Aktivitäten zur Nachwuchsförderung gut, wie das Azubi-Camp von Netzwerk Boden, das vor kurzem in Ehingen stattfand und das er fachlich begleiten konnte. "Es ist schön zu beobachten, wie so eine Gemeinschaftsaktion, bei der tagsüber gearbeitet und abends zusammen gefeiert wird, Menschen zusammenschweißt." Ernst Müller, der die fachliche Leitung und die Gestaltung des Rahmenprogramms verantwortete, ist auch hier sein Vorbild. Müller hat schon öfter internationale Jugendprojekte zur Verlegung von Parkett in historischen Gebäuden organisiert und durchgeführt. Die Aktionen hatten meist einen sozialen Aspekt, wie die Verlegung von Versailler Tafelparkett in Schloss Dahlem bei Leipzig letzten Sommer. "Ich war selbst dabei und erlebte die Begeisterung der jungen Teilnehmer aus ganz Europa, auch wenn wir uns zum Teil mit Händen und Füßen verständlich machen mussten." Mit solch öffentlichkeitswirksamen Aktionen sieht Braun auch Chancen, dem Image des Handwerks etwas Gutes zu tun und junge Menschen auf den Beruf des Parkett- und Bodenlegers aufmerksam zu machen. Denn viele wissen nicht, dass es ein Ausbildungsberuf ist, wie er selbst im Bekanntenkreis schon feststellen musste.

Er selbst kam über einen Ferienjob und ein Praktikum zum Beruf des Parkettlegers. Die Vielseitigkeit der Baustellen und die Anforderungen von der Untergrundvorbereitung bis zur Oberflächenversiegelung gefielen ihm damals. Die Frage, ob er das jetzt nicht vermisse, hat er sich bisher noch nicht gestellt, muss er zugeben. Zudem hat er ja im Unterricht permanent auch mit der Praxis zu tun.

Einen kompletten Boden verlegt er mit Sicherheit, wenn er sich den Wunsch nach einem Eigenheim erfüllt. Denn eines ist für ihn klar: Im Wohnzimmer wird repräsentatives Parkett in einer einheimischen Holzart verlegt.
Silvia Mändle

Samuel Braun
25 Jahre, Parkettlegermeister und technischer Lehrer an der GBS. Über Ferienjob und Praktikum ist er zum Parkettlegerberuf gekommen.
aus Parkett Magazin 06/18 (Handwerk)