Ashtari Carpets, Antwerpen

Umzug in eine designaffine Gegend


Für die Inhaber des Antwerpener Fachgeschäfts Ashtari Carpets war der Umzug in ein innenstadtnahes Wohngebiet eine spontane Entscheidung und eine gute: Die großen, hellen Räume bringen die hochwertigen Teppiche perfekt zur Geltung; die kaufkräftige, eher jüngere Nachbarschaft ist Teppich-affin. Auf der Empore im Laden entstehen neue, kreative Teppichkonzepte und Fotos für einen ausgeklügelten Internet-Auftritt.


Die folgenden drei Dinge sollten Sie über das hafennahe Schipperskwartier in Antwerpen wissen:

1.Das ehemalige Rotlichtviertel ist von unterirdischen Grachten durchzogen.
2.In der St. Paulskirche findet man Gemälde von alten Meistern wie Rubens oder Van Dyck.
3.Genau an der Grenze zum schicken Wohnviertel Eilandje gibt es seit Kurzem ein Teppich-Fachgeschäft. Und was für eins!

Weiße Wände, helle Böden, große Fensterfronten erwarten den Besucher von Ashtari Carpets, dem Fachgeschäft des Ehepaares Reza Ashtari und Wendy Guns. Und natürlich Teppiche: einerseits edle Exklusivkollektionen, die Ashtari in Zusammenarbeit mit externen Designern entwickelt hat. Und andererseits Teppiche von Anbietern mit hoher Designkompetenz wie CC-Tapis, Edelgrund oder Wool & Silk, aber auch besondere, alte und antike klassische Orientteppiche. Kleine "kommerziellere" Kollektionen wie Kelims oder Vintage-Teppiche und Accessoires wie Kissen und Täschchen ergänzen das Programm.

Nur ausgewählte Teppiche
werden gezeigt

Wichtig ist den Inhabern bei der Ladengestaltung vor allem eines: Weniger ist mehr. "Hier im Showroom zeigen wir unsere wichtigsten Teppiche, wir wollen keine hohen Stapel entstehen lassen", erklärt Reza Ashtari. Ein Paradebeispiel für einen "wichtigen Teppich" hängt gleich im Eingangsbereich: "Carpet blue/green" ist in Kooperation mit den Designern Hannes Van Severen und Fien Muller für die Designmesse Biennale Interieur in Kortrijk entstanden. Der Teppich aus tibetischer Hochlandwolle mit Details aus Seide und Pashima-Wolle zeigt auf wollweißem Fond ein abstraktes blau-grünes Design, das an "vom Winde verwehte" Luftschlangen und Bänder erinnert. Im November wird besagter Teppich auf der Brüsseler International Interior Design Exhibition (IIDE) zu sehen sein, als Teil einer Installation des Designers Gert Voorjans. Im Rahmen der Ausstellung präsentieren zehn belgische und internationale Designer ihre Vision moderner Innenraumgestaltung.

Großes Teppich-Interesse
am neuen Standort

Die besonderen, sehr hochwertigen Teppiche finden am neuen Ashtari-Standort an der Grenze zum schicken Antwerpener Wohnviertel Eilandje übrigens einige Abnehmer: Unter anderem in den großen restaurierten Lofts leben viele besser verdienende, gerade auch jüngere Menschen, und in dieses Umfeld passen die Teppiche perfekt. Der Entschluss, mit dem Fachgeschäft aus dem jüdischen Viertel hierherzuziehen, fiel "eher spontan und aus dem Bauch heraus", und vieles sprach für einen Umzug in die neue Umgebung, nicht zuletzt auch die Parkplatzsituation. Jetzt, nach einigen Monaten, bestätigt sich, dass die Entscheidung richtig war. "Hier am neuen Standort haben wir viele neue Kunden hinzugewonnen", berichtet Ashtari.

Vorauswahl übers Internet

Derweil bleibt der alte Ashtari-Standort weiter bestehen und dient als "Backup-Lager" für die Ware, die in den neuen Räumen keinen Platz hat. Die wird - ebenso wie die Designerstücke - detailliert fotografiert, sodass nach und nach eine Online-Bilderdatenbank aller Ashtari-Teppiche entsteht. Statt sich also im Geschäft durch hohe Stapel zu kämpfen, können Interessenten erst mal im Internet eine Vorauswahl treffen und Ashtari eine entsprechende Nachricht zukommen lassen. Die infrage kommenden Teppiche werden dann herausgesucht, sodass der Kunde sie vor Ort direkt miteinander vergleichen kann. Insgesamt zehn Mitarbeiter sind für Ashtari tätig. Um das Zusammenspiel von online und offline zu perfektionieren, will Ashtari seine Homepage noch weiter ausbauen.

Kooperationen mit
Designern und Architekten

Der Internet-Auftritt ist jetzt schon sehr ansprechend und erinnert ein bisschen an einen Blog. "Wir haben sie grundlegend überarbeitet und durch Keywords so eingestellt, dass sie sehr schnell gefunden wird", erklärt Ashtari. Auf der Homepage stellen die Fachhändler unter anderem seine Kooperationen mit Designern und Architekten vor; für die Arbeit daran wurde im Laden eine kleine Galerie-Etage mit Küche, Schreibtisch, Besprechungsraum und eigenem kleinen Fotostudio eingerichtet. Derzeit beteiligen sich die umtriebigen Einzelhändler an einer Ausschreibung der Stadt Antwerpen: Gesucht wird ein besonderer Läufer für das Rathaus.

Auch die ausgeklügelten, höhenregulierbaren und sehr belastbaren Aufhängungen für die im Laden gezeigten Teppiche haben Ashtari und Guns zusammen mit einem Architekten entwickelt. So lassen sich die Verkaufsräume auch schnell und flexibel allein umdekorieren. Die Schaufenstergestaltung wechselt das Ashtari-Team übrigens alle zwei Wochen - so bekommen die Passanten immer neue Teppiche und Designs zu sehen.•

Reza Ashtari und Wendy Guns - die Inhaber
Reza Ashtari ist zwischen Teppichen aufgewachsen und war schon früh fasziniert von der Knüpfkunst, den Farben und Designs. Gemeinsam mit seinem Vater, dem Gründer von Ashtari Carpets, bereiste er verschiedene Herkunftsgebiete und übernahm schließlich das Teppichfachgeschäft. Wendy Guns ist Tochter eines Belgiers und einer Chinesin. Sie kommt aus der Kommunikationsbranche und war zehn Jahre lang als Designerin tätig. Das gemeinsame Teppichfachgeschäft bezeichnen sie als "kuratierten Showroom und Galerie".
aus Carpet Magazin 04/18 (Handel)