Fachwissen Parkettklebstoffe

Worin unterscheiden sich moderne SMP- und SPU-Technologien?

SMP- und SPU-Klebstoffe bauen ihren Anteil im Verlegewerkstoffmarkt seit ihrer Einführung vor knapp 20 Jahren kontinuierlich aus. Wie unterscheiden sich beide Reaktionsharzklebstofftyppen im Aufbau und in der Anwendung? Was gibt es bei der Parkettverklebung explizit zu beachten? Artur Podkowa, Leiter Anwendungstechnik Stauf, gibt Antworten.

Ein direkter Vergleich zwischen SMP- und SPU-Technologie zeigt die typischen Eigenschaften der unterschiedlichen Klebstofftypen: Während es sich bei den meisten SMP-Typen um eher elastische bis mittelelastische Klebstoffe handelt, kann SPU in Sachen Festigkeit zwischen mittelelastisch und hart eingestuft werden. Weichmacher können in beiden Systemen verwendet werden. Das ist übrigens keine neue Entwicklung: Weichmacher sind schon seit Langem in Kunst- und Klebstoffen enthalten. Sie werden eingesetzt, um beispielsweise die Streichfähigkeit zu regulieren und den Klebstoff flüssig zu halten. Auf den Einsatz Phthalaten-basierter Weichmacher, die als besonders gesundheitsschädlich gelten, wird in der Regel verzichtet. Verwendet werden Weichmacher, die auch für PVC-Böden oder in der Lebensmittelindustrie Anwendung finden, beispielsweise aliphatische Ester. Alternativen zu Weichmachern bieten Öle und Harze oder auch sogenannte flüssige Extender oder reaktive Verdünner. Während des Aushärtens wird sowohl bei der Verwendung von SMP als auch von SPU Methanol abgespalten - allerdings in so geringen Mengen, dass dieses Phänomen zu vernachlässigen ist. Untersuchungen der Bau-Berufsgenossenschaften haben ergeben, dass die Arbeitsplatzgrenzwerte sicher eingehalten werden.

Fast alle derzeit auf dem europäischen Markt erhältlichen SMP- und SPU-Klebstoffe lassen sich als lösungsmittelfrei und sehr emissionsarm in die GEV Emicode-Kategorien EC I bzw. EC I Plus einordnen. Sie sind nicht kennzeichnungspflichtig - ein Vorteil gegenüber PU- und Epoxidharzklebstoffen. Zudem enthalten sie keine Isocyanate, die bei Hautkontakt sensibilisierend wirken können. Es sollte inzwischen selbstverständlich sein, dass die Produkte die Zulassung durch das Deutsche Institut für Bautechnik (DIBt) aufweisen, beruhend auf der Erfüllung des sogenannten AgBB-Schemas.

Empfehlungen für die Parkettverklebung

In der Regel muss keine Grundierung verwendet werden - das spart Zeit und damit letztendlich auch Geld. Auf einen Vorstrich kann verzichtet werden, wenn es sich um Untergründe handelt, die grundsätzlich für Parkett geeignet und verlegereif sind, also z. B. mineralische Untergründe wie Zement und Calciumsulfatestriche oder auch Verlegeplatten. Bei der Verlegung auf Gussasphalt muss darauf geachtet werden, ob eine direkte Beklebung vom Hersteller empfohlen ist: Voraussetzung dafür ist, dass wenig oder gar kein Weichmacher bei der Rezeptierung verwendet wurde. Ist das nicht der Fall, kann es zu einem Anweichen der oberen Randzone des Gussasphalts und somit zum Festigkeitsverlust des Untergrunds kommen. Ein Totalschaden ist hier oftmals unausweichlich.

Bei Klebstoffresten auf dem Untergrund raten seriöse Anbieter übrigens immer von einer direkten Verklebung ab. Falls eine Grundierung notwendig sein sollte, zum Beispiel aufgrund zu hoher Estrich-Restfeuchte, sollten idealerweise PU- oder Epoxidharz-Grundierungen verwendet werden. Diese treten nämlich nicht wie viele Dispersionshaftgrundierungen in Wechselwirkung mit dem später aufgebrachten weichmacherhaltigen Klebstoff. In jedem Fall sollten die Herstellerangaben beachtet werden, da sie sich zum Teil erheblich voneinander unterscheiden.

Bei zu hoher Restfeuchte können SMP- und SPU-Produkte unter Umständen auch als Grundierung und Klebstoff in einem verwendet werden. Bei Parkettarten ohne Nut und Feder kann es bei diesem Vorgehen allerdings zum Einsinken in das Klebstoffbett kommen, zudem besteht das Risiko, dass Klebstoff zwischen den einzelnen Elementen nach oben gedrückt wird. Je nach Mechanik des Klebstoffes ist dieses Verfahren außerdem eher ungeeignet für Massivparkett. Ein deutlicher Vorteil liegt jedoch auf der Hand: die Zeitersparnis. Hier ist nur ein Arbeitsschritt statt dreien erforderlich: Soll eine Grundierung als Dampfbremse fungieren, wird sie schließlich häufig auch doppelt aufgetragen.

SMP- und SPU-Klebstoffe sind fast ausschließlich gebrauchsfertige, einkomponentige Produkte, sie müssen also nicht angemischt werden. Darüber hinaus sind sie frostunempfindlich - für den Transport und die Lagerung im Winter ein entscheidender Vorteil. Für die Verarbeitung müssen die Klebstoffe allerdings immer auf Zimmertemperatur gebracht werden, schließlich sollen die Produkte gut streichbar sein und zudem in der Reaktion (Abbindung) optimal funktionieren. Da die Produkte wasserfrei sind, können auch quellempfindliche Holzarten verklebt werden.

Harte Klebstoffe sind meist
universeller einsetzbar

Für Mehrschichtparkett werden meist elastische und/oder hartelastische, für Massivholz vorzugsweise hartelastische bzw. harte SMP- und SPU-Klebstoffe empfohlen. Ihre im Vergleich zu PU-Klebstoffen gute bis sehr gute Anfangshaftung ist vor allem bei Verlegemustern ein Vorteil, die eine Anlegebahn erforderlich machen, zum Beispiel bei Fischgrätmuster oder auch bei Intarsienparkett: So kann nichts verrutschen.

Eine schnelle Aushärtung erlaubt eine schnelle Belastbarkeit des Bodens und damit gleichzeitig eine zeitnahe Oberflächenbehandlung. Die SPU-Technologie bietet Produkte, die bereits nach vier Stunden belastbar und schleifbar sind, darunter etwa der SPU 555 von Stauf. Generell gilt: Harte Klebstoffe sind in der Regel universeller einsetzbar, unabhängig von Parkettart und Untergrund. Bei der Verwendung weicher (sehr elastischer) Klebstoffe muss der Verleger insbesondere auf die Art des Parketts Rücksicht nehmen. In den Normen ISO 17178 und EN14293 - letztere wird an die ISO 17178 angeglichen und aktualisiert - ist festgelegt, welche Mindestanforderungen Parkettklebstoffe erfüllen müssen bzw. in welche Klasse diese eingestuft werden. Hier werden u. a. Prüfverfahren zur Scher- und Haftzugfestigkeit sowie Gleitung der Klebstoffe festgelegt.

SMP-Klebstoffe lassen sich grundsätzlich im frisch aufgebrachten wie in bereits angebundenem Zustand leicht von der Oberfläche entfernen. Etwas eingeschränkt gilt das auch für SPU-Produkte. Aufgrund der Rohstoffauswahl hat die SPU-Technologie prinzipiell ein besseres Adhäsionsverhalten an Baustoffen.

Zu Wechselwirkungen zwischen Klebstoff und Oberflächenbehandlungsmitteln kommt es bei fachgerechter Verarbeitung mit beiden Klebstoffarten in der Regel nicht - Voraussetzung ist allerdings ein sorgfältiger Umgang mit den Produkten und eine saubere Arbeitsweise. Wird Kleber zwischen den Fugen nach oben gedrückt, kann es in Verbindung mit Lacken unter Umständen zur Erweichung des Lacksystems im Fugenbereich und damit zu Anschmutzungen in diesem Bereich kommen. Bei der Verwendung von Ölen entstehen gegebenenfalls helle Flecken im Fugenbereich. Vor allem Mosaikparkett, verlegt im Halbverband, ist aufgrund der Geometrie der Verlegeeinheiten besonders betroffen. Es ist ratsam, diesbezüglich die Hinweise der jeweiligen Hersteller zu beachten und Anbieter zu wählen, die offen auf diese Problematik hinweisen und mit dem Thema vertraut sind.

Fazit

Die noch relativ junge Produktgruppe der SMP- und SPU-Klebstoffe ist nicht mehr aus dem Markt wegzudenken. Der erste Silan-Parkettklebstoff wurde vor fast 20 Jahren in den Markt eingeführt und hat es geschafft, den Bereich der Parkettklebstoffe innerhalb dieses kurzen Zeitraums zu dominieren. Es sind viele Millionen Quadratmeter Parkett schadensfrei und sicher mit SMP- und SPU-Parkettklebstoffen verklebt worden. Ein Ende ist nicht in Sicht. Die Silantechnologie wird ihre Marktposition weiter ausbauen.


Wofür stehen SMP und SPU?
Auf der Suche nach lösemittelfreien Alternativen zu Dispersionsklebstoffen sowie PU- und Epoxidharzklebstoffen mit teilweisem Lösemittelgehalt gelang vor knapp 20 Jahren ein entscheidender Fortschritt, vor allem in Bezug auf den Arbeitsschutz. Ungefähr zeitgleich erfolgte zum einen die Entwicklung der SMP-Technologie, zum anderen die Herstellung der ersten elastischen 1K-Polyurethan-Klebstoffe. Die Verlegewerkstoffindustrie führte eine Klebstofftechnologie ein, die sich bis heute in Bezug auf die Bindemittelauswahl grundsätzlich kaum verändert hat. Im Hinblick auf die Mechanik der silanfunktionellen SMP- und SPU-Klebstoffe sieht das jedoch anders aus. Als harte Klebstoffe, die den Boden festhalten und gleichzeitig einen sehr festen Untergrund verlangen, kamen weiterhin 2K-PU- und Pulverklebstoffe zum Einsatz, während für weiche Formulierungen nun also elastische 1K-PU- oder SMP-Klebstoffe verwendet wurden. Letztere haben eine elastische Mechanik und lassen dementsprechend mehr Maßänderungen vor allem bei Massivdielen zu, schonen jedoch dabei ebenfalls den Untergrund.

Final galt es, eine ausgewogene Kombination aus harten und weichen Klebstoffen zu finden: Diese Weiterentwicklung gipfelt in der heutigen SPU-Technologie. Man erarbeitete also einen harten Klebstoff mit Elastizität und Gleitung - also der Strecke einer bestimmten Klebstoffdicke bis zum Bruch. Das Elastizitätsmodul beschreibt den Zusammenhang von Dehnung und Spannung bei der Verformung fester Körper. Je mehr Widerstand das Material der Verformung dabei entgegenbringt, desto größer der Wert, den das Elastizitätsmodul aufweist. Auf diese Weise wird der Untergrund geschont, das Parkett reißt nicht mit dem Untergrund ab und das Risiko für Maßänderungen wird reduziert - es gibt also weniger Fugen im Oberbelag. Vor allem für die Verklebung von Massivholzdielen eine unerlässliche Produkteigenschaft. Parallel kam die SMP-Technologie auf Basis silanmodifizierter Polymere im Parkettbereich zur Anwendung. Die Weiterentwicklung sind silanterminierte Polyurethane (SPU), die unter verschiedenen Abkürzungen wie STP, SPUR und Hybridklebstoff gehandelt werden.

Sowohl SMP- als SPU-Klebstoffe sind also Reaktionsharzklebstoffe auf Basis silanterminierter Polymere, die sich "nur" durch ihr chemisches Grundgerüst unterscheiden: SPU-Klebstoffe besitzen ein anderes Grundgerüst bei gleicher funktioneller (reaktiver) Gruppe.

Zusammenfassung
- Die meisten SMP-Klebstoffe sind elastisch bis mittelelastisch, SPU-Produkte werden zwischen mittelelastisch und hart eingestuft.
- Gesundheitsschädliche Pthalat-basierte Weichmacher werden in der Regel ersetzt, zum Beispiel durch aliphatische Ester, alternativ auch durch Öle, Harze, flüssige Extender oder reaktive Verdünner.
- Fast alle in Europa erhältlichen SMP- und SPU-Klebstoffe lassen sich als lösungsmittelfrei und sehr emissionsarm einordnen (EC I, EC I Plus) und sind nicht kennzeichnungspflichtig.
- In der Regel muss keine Grundierung verwendet werden; falls doch, z.B. aufgrund zu hoher Estrich-Restfeuchte, empfehlen sich PU- oder Epoxidharz-Grundierungen.
- Auf einen Vorstrich kann verzichtet werden, wenn es sich um verlegereife, für Parkett geeignete Untergründe handelt, zum Beispiel mineralische wie Zement und Calciumsulfatestriche oder auch Verlegeplatten.
- Bei Klebstoffresten auf dem Untergrund raten seriöse Anbieter von einer direkten Verklebung ab.
- Bei zu hoher Restfeuchte können SMP- und SPU-Produkte auch als Grundierung und Klebstoff in einem verwendet werden; aber besser nicht bei Parkett ohne Nut und Feder und bei Massivparkett.
- Für Mehrschichtparkett werden elastische und/oder hartelastische, für Massivholz vorzugsweise hartelastische bzw. harte SMP- und SPU-Klebstoffe empfohlen.
- Harte Klebstoffe sind universeller einsetzbar, bei weichen (sehr elastischen) Klebstoffen muss der Verleger insbesondere auf die Art des Parketts Rücksicht nehmen.
aus Parkett Magazin 04/19 (Klebstoffe)