Special Premium-Parkettklebstoffe
Welchen Mehrwert bieten Highend-Produkte?
Moderne Reaktionsklebstoffe sollen das vollflächige Kleben von Parkett möglichst zuverlässig, reklamationsfrei und einfach in der Anwendung machen. Experten aus Anwendungstechnik und Entwicklung erläutern, worauf es bei der sicheren Verarbeitung der Produkte ankommt.Für die Verbesserung ihrer Produkte betreiben die Unternehmen der Bauchemie kontinuierlichen Entwicklungsaufwand. Während hochwertige Rohstoffe die Basis für anspruchsvolle Klebstofftechnologien bilden, sorgt die Rezeptur für die gewünschten Kohäsions- und Elastizitätseigenschaften im Verbund. So erzielen SMP-Klebstoffe etwa eine deutlich stärkere Anhaftung an den Holzelementen wie auch an den Untergrund. Optimalerweise kommen sie darüber hinaus ohne gesundheitsgefährdende Bestandteile aus. Parkett Magazin fragte in der Industrie nach, welchen Mehrwert Premium-Parkettklebstoffe konkret in verschiedenen Verlegesituationen bieten können und wie es heute um möglicherweise kritische Bestandteile in den Rezepturen bestellt ist. Antwort gaben Experten aus der Anwendungstechnik sowie aus den Entwicklungsabteilungen von Kiesel, Mapei, Murexin, Pallmann/Uzin, Thomsit/PCI und Wakol.
Parkett Magazin: Parkettklebstoffe sind tendenziell immer einfacher zu verarbeiten. Inwiefern hat das neben der Zeitersparnis auch mit dem Fachkräftemangel auf den Baustellen zu tun?
Maik Evers (Anwendungstechnik Mapei): In der Tat sind die heutigen Parkettklebstoffe immer einfacher zu verarbeiten. Die Stichworte sind hier: einkomponentig, universell einsetzbar, leicht zu verstreichen. Grund für diese Entwicklung ist primär, dass wir unseren Kunden einen Mehrwert bieten und die Arbeit auf den Baustellen schlicht erleichtern möchten. Zum einen sind Innovationen auf einem Markt mit vielen substituierbaren Produkten gerne gesehen. Zum anderen ist das Bewusstsein für Arbeitsschutz im Allgemeinen natürlich gestiegen. Dass wir nebenbei auch den "ungelernten" oder "angelernten" Handwerkern entgegenkommen, ist ein schöner Nebeneffekt, aber nicht ausschlaggebend für die Entwicklung.
Richard Hlubek (Anwendungstechnik Parkett- und Klebetechnik Murexin): Die tatsächlich einfachere Verarbeitung vieler moderner Verlegewerkstoffe soll vor allem dem professionellem Verleger die tägliche Arbeit erleichtern und ihm zugleich höhere Sicherheit bieten. Sie ist allerdings kein geeignetes Mittel, Nicht-Fachkräften das grundlegende technische Basiswissen zu ersparen. Insbesondere bei der Parkettverlegung ist nach wie vor ein hohes Maß an fachlichen Kenntnissen schon in der Untergrundbeurteilung und -vorbereitung notwendig, um etwaige spätere Schäden zu verhindern.
Thomas Schaffer (Anwendungstechnik Fußboden/Parkett Kiesel): Unzweifelhaft ist der Fachkräftemangel im Handwerk auch für uns als Hersteller von hochwertigen Parkettklebstoffen eine Herausforderung. Wir reagieren mit verschiedenen Strategien darauf: Bei der Produktentwicklung setzen wir auf die vielfältige Einsetzbarkeit und die hohe Verarbeitungsfreundlichkeit unserer Erzeugnisse. Gleichzeitig gilt es aber auch, alle Gruppen an Verarbeitern anzusprechen - auch die sogenannten "mobilen Generalisten" oder Personen, deren Muttersprache nicht Deutsch ist. Um sie bei der Verarbeitung unserer Produkte zu unterstützen, bilden wir auf unseren Gebinden etwa die Zahnung der Spachtel ab, mit der der Klebstoff verteilt werden muss.
Pallmann/Uzin: Ziel ist es, unsere Produkte immer weiter zu verbessern, sowohl hinsichtlich Verarbeitbarkeit und Arbeitsschutz als auch in Richtung Zeitersparnis. Gerade die Zeitersparnis wird immer häufiger gefordert. Die Fußbodenarbeiten fallen leider immer zum Ende der Bauphase an und es werden schnelle Produktsysteme benötigt, die ein Höchstmaß an Verarbeitungssicherheit auch bei widrigen Bedingungen liefern. Der Trend geht daher klar zu einkomponentigen Produkten. Einen direkten Zusammenhang mit dem Fachkräftemangel sehen wir nicht, da auch geschulte Verarbeiter aus genannten Gründen gerne auf einkomponentige Produkte zurückgreifen. Hinzu kommt, dass die Qualität einkomponentiger Klebstoffe stetig steigt.
Wakol: Vorrangiges Ziel der Wakol-Entwicklungsarbeit ist die Verlegesicherheit. Hierbei sind die verschiedenen Baustellensituationen der treibende Faktor. Nur wenn möglichst viele unterschiedliche Anforderungen von Parkettklebstoffen gemeistert werden können, wird die Verlegetätigkeit als einfach und zeitsparend empfunden. Fachliche Wissenslücken des Verlegers kann auch ein Parkettklebstoff nur bedingt ausgleichen.
Wie können Premium-Produkte das Kleben auf
(kritischen) Untergründen verbessern?
Uwe Elvert (Leiter Technical Sales Management Thomsit): Kritische Untergründe und Parkett stehen aus technischer Sicht schon prinzipiell im Widerspruch, denn letztlich sind Schub-/Schwindkräfte des Holzes vom Untergrund aufzunehmen. Daher ist die fachgerechte Untergrundvorbereitung der entscheidende Schritt. Elastische Klebstoffe leisten schon heute zusätzliche Unterstützung durch das "Abfangen" der Kräfte aus dem Holz. Qualitativ hochwertige und auf besonders stabilen Rezepturen hergestellte Parkettkleber z. B. auf SMP-Basis können unmittelbar auf belegreife, neue Untergründe eingesetzt werden. Derartige Produktleistungen sind nicht mit einfachen, preisgünstigen Klebstoffen realisierbar.
Richard Hlubek: Einen guten Klebstoff zeichnet aus, dass durch seine sehr gute Streichfähigkeit die richtige Menge Kleber aufgetragen wird. Zusätzlich haftet er auf verschiedensten Untergründen, verfügt über eine schnelle Abbindezeit und vor allem eine starke Anfangshaftung, die eventuelle spätere Hohlstellen vermeidet. Ein moderner Klebstoff bietet dem Verarbeiter mehr Sicherheit.
Pallmann/Uzin: Hochwertige Premium-Produkte bieten dem Verleger in erster Linie eine deutlich höhere Verarbeitungssicherheit. Diese Produkte sind stärker auf die spezifischen Eigenschaften des lebendigen Werkstoffes Holz zugeschnitten und gleichen durch ihre hohe Elastizität Quell- und Schwundeffekte gekonnt aus. Qualitativ minderwertigere, weiche Produkte neigen eher zu Fugenbildung. Es gibt für nahezu jeden Untergrund eine passende Lösung, die auf einer Vielzahl an Untergründen problemlos angewendet werden kann.
Was können Spezial-Produkte beim Kleben großformatiger Holzelemente bewirken?
Maik Evers: Bei großformatigen Dielen sind Klebstoffe zu bevorzugen, die eine hohe Anfangshaftung und schnelle Festigkeitsentwicklung aufweisen - sprich, die Dielen sofort an Ort und Stelle arretieren und ein Herauswinden aus dem Klebstoffbett auch in der Frühphase der Abbindung schon verhindern. Das kann bei sehr schlanken Elementen durchaus passieren, insbesondere dann, wenn keine ausreichende Akklimatisierung stattgefunden hat. Klebstoffe, die speziell dafür entwickelt wurden, wie Ultrabond Eco S968 1K, haben daher einen enormen Vorteil, da sie das Holz nach der Verlegung sozusagen "ansaugen" und anschließend bereits nach wenigen Stunden hohe Scherfestigkeiten erbringen. Einem Herauswinden und Hohlstellen wird somit entgegengewirkt.
Richard Hlubek: Die hohe Anfangshaftung moderner Klebstoffe vermeidet Hohlstellen. Dazu kommt die möglichst schubfeste Verklebung, die Verformungen und Fugenbildung minimiert. Gleichzeitig braucht der Kleber noch ausreichend Elastizität, um Spannungen aus der Holzebene auf den Untergrund zu vermeiden. Ein wichtiger Faktor ist zusätzlich seine hohe Endfestigkeit, damit er späteren klimabedingten Holzspannungen standhält.
Thomas Schaffer: Bei der Verlegung großformatiger Holzelemente kommt es darauf an, dass der Klebstoff einen optimalen Riefenstand ausbildet. Außerdem müssen die entsprechenden Produkte sehr gute Scherwerte aufweisen, um die Bewegungen des lebenden Werkstoffes Holz aushalten zu können. Mit diesen Grundvoraussetzungen ist die Basis für die erfolgreiche Verlegung großformatiger Holzelemente gegeben.
Wakol: Die Untergrundvorbereitung und die Wahl der Klebstoffauftragszahnung sind entscheidende Faktoren bei der Verlegung großformatiger Holzelemente. Spezielle Klebstoffe können durch leichtes Aufschäumen Unebenheiten überbrücken und so das Risiko von Hohlstellen vermindern, ohne eine sichere Verbindung zum Untergrund zu gefährden. Ein anderer Ansatz sind Parkettklebstoffe mit einer hohen Saughaftung sowie einer Stegbildung der Klebstoffriefe. Hierbei werden Unebenheiten teilweise übernommen und teilweise durch den Klebstoff überbrückt.
Müssen Klebstoffreste bei Renovierungen vollständig vom Untergrund entfernt werden?
Maik Evers: Entsprechend der Normen und Merkblätter lautet die Antwort ganz klar: Ja! Dass das in der Praxis nicht in jedem Fall realisiert wird bzw. werden kann, ist allerdings auch kein Geheimnis. Daher bieten wir durchaus Produkte an, mit denen auch auf alten Klebstoffen wieder aufgebaut werden kann. Dies ist jedoch an gewisse Voraussetzungen geknüpft, z.B. müssen alle Reste tragfähig und fest sein. Ich empfehle immer, im Einzelfall objektbezogen zu entscheiden. Die Erfahrung des Handwerkers ist hier gefragt. Im Zweifel die Anwendungstechnik des Vertrauens kontaktieren.
Richard Hlubek: Mit modernen Grundierungen und Klebstoffen (ausschließlich sind hierfür jene geeignet, die frei von migrationsfähigen Stoffen - landläufig als weichmacherfrei bezeichnet - sind) kann unter gewissen Voraussetzungen auch auf Altuntergründen und Klebstoffresten ein fester Verbund erzielt werden. Hier stellt jedoch der alte Klebstoff die potenzielle Schwachstelle dar, so dass es ohne genauere Kenntnis der Fläche grundsätzlich ratsam ist, Klebstoffreste vollständig zu entfernen. Dies ist mit modernen Maschinen, Schleif- und Fräsmitteln heute deutlich leichter möglich als noch vor wenigen Jahren.
Thomas Schaffer: Die Norm gibt hier eine klare Reglung vor: Grundsätzlich sind bei Renovierungen die Rückstände alter Klebstoffe zu entfernen. Jedoch entspricht diese Regelung nicht mehr dem aktuellen Stand der Technik. Die aktuellen Klebstoffe und Materialien zur Untergrundvorbereitung lassen ein Arbeiten auch auf Untergründen zu, auf denen sich noch Klebstoffreste befinden. Deswegen sind wir der Meinung: Wenn der Estrich fest und tragfähig ist, sollte er nicht durch die heftige mechanische Einwirkung beim Entfernen der Klebstoffreste beschädigt werden. Im Zweifel macht man hier mehr kaputt, als es notwendig ist.
Uwe Elvert: Die einschlägige Fachliteratur spricht eine klare Sprache: Alte Verlegewerkstoffreste sind risikobehaftet und müssen entfernt werden. Grundsätzliche technische, physikalische Überlegungen führen zum selben Schluss. Die Wirkungen, die Parkettelemente durch Schub- und Schwindkräfte erzeugen, muss der jeweilige Untergrund aufnehmen. Alte Restschichten aus Klebstoff und Spachtelmasse haben einen Nutzungszeitraum durchlaufen, der immer mit einer fortschreitenden Schwächung der Schichten oder deren Verbindung untereinander einhergeht. Der Altbestand war vielleicht nur auf die Aufnahme von Teppichböden ausgerichtet, die Verlegewerkstoffe weisen demnach keine Parketteignung auf. Unerwünschte Wechselwirkungen zwischen alten und neuen Verlegwerkstoffen lassen sich nicht ausschließen. Nicht selten ist sogar der Altestrich selbst nicht mehr geeignet, Parkettböden aufzunehmen.
Pallmann/Uzin: Lose Klebstoffreste sind in jeden Fall zu entfernen. Wechselwirkungen zwischen Klebstoffresten und neuer Klebstoffschicht können chemische Reaktionen auslösen, die zu einem geschwächten Haftverbund zum Holz oder zu Geruchsentwicklung führen können. Bei entsprechend kritischer Beurteilung ist ein Absperren durch eine Grundierung zu empfehlen. Liegen solche Untergründe vor, sollte aber auf jeden Fall Bedenken, entsprechend der Prüf- und Hinweispflichten, angemeldet werden. Grundsätzlich gilt, je weniger Faktoren Einfluss auf eine Verklebung nehmen können, desto besser. Bei kritischen Situationen ist daher die Beratung durch einen Anwendungstechniker des jeweiligen Herstellers zu empfehlen.
Wakol: Da Parkett Quell- und Schwundspannungen unterworfen ist, muss der Untergrund über eine ausreichende Festigkeit verfügen. Alte Klebstoffreste sind diesbezüglich kaum sicher einzuschätzen. Die erste Empfehlung sollte daher immer die Entfernung der alten Klebstoffreste sein. Sollen diese, aus welchen Gründen auch immer, nicht vollständig entfernt werden, so können in Abhängigkeit der Art, Menge und des Alters der Klebstoffreste auch spezielle Vorstriche oder Entkopplungsmaterialen eingesetzt werden. Dies muss jedoch im Vorfeld mit dem Auftraggeber abgestimmt werden, zusätzlich empfehlen wir den zuständigen Fachberater des Verlegewerkstoffherstellers für eine Aufbauempfehlung zu kontaktieren.
Sind Grundierungen grundsätzlich erforderlich?
Maik Evers: Das kommt auf den jeweiligen Untergrund und Anwendungsfall an. Grundsätzlich erfüllen Grundierungen eine Vielzahl an Aufgaben, z.B. Staubbindung, Absperrung gegen Restfeuchte, Regulierung der Saugfähigkeit, Haftvermittlung, etc. Wenn eine dieser Anforderungen besteht, ist eine entsprechende Grundierung einzusetzen. Ist der Untergrund belegreif, kann bei Direktverlegung von Parkett in der Regel auf eine Grundierung verzichtet werden. Schaden kann ein Grundiervorgang zur Staubbindung aber in keinem Fall. Mittlerweile können dafür auch Dispersionsgrundierungen wie Eco Prim T Plus zum Einsatz kommen.
Uwe Elvert: Grundierungen sind aus der Fußbodentechnik nicht wegzudenken; sie sind im Prinzip immer erforderlich. Einerseits sorgen sie für die Regulierung der Saugfähigkeit des Untergrundes, was sich positiv auf den Spachtelmasseneinbau auswirkt. Andererseits sperren sie Feuchtigkeit aus dem Untergrund ab oder wirken als Feuchtigkeitsabschirmung auf wasserempfindlichen Böden.
Thomas Schaffer: Grundsätzlich sind Grundierungen beim Arbeiten auf allen sogenannten "kritischen Untergründen" erforderlich. Insbesondere wenn alte Klebstoffreste vorhanden sind, ist der Einsatz von Grundierungen angezeigt, denn auf diese Weise können Wechselwirkungen zwischen alten und neuen Materialien verhindert werden. Zudem können sie auch dazu genutzt werden, den vorhandenen Estrich zu verfestigen und tragen so zur Belegereife des Untergrunds bei. In Situationen, in denen der Estrich eine hohe Restfeuchte aufweist oder direkt erdreichberührend liegt, können Grundierungen auch als Feuchtigkeitssperren eingesetzt werden.
Pallmann/Uzin: Der Einsatz von Grundierungen ist immer zu empfehlen. Denn je nach Einsatzzweck bieten sie einen deutlichen Mehrwert für das Verlegesystem. So kann zum Beispiel die obere Estrichrandzone verfestigt und mögliche Wechselwirkungen mit dem Untergrund zur Parkettfläche vermieden werden. Des Weiteren ist der Einbau einer feuchtesperrenden Schicht je nach Grundierung ebenfalls möglich - und das bei extrem schnellen Trocknungszeiten, um ein zügiges Weiterarbeiten zu ermöglichen. Grundsätzlich binden Vorstriche auch den vorhanden Staub auf dem Unterboden.
Wie lässt sich dem Risiko von Wechselwirkungen Zwischen Klebstoffen und Versiegelungen vorbeugen?
Wakol: Die Entwicklung von Klebstoffen muss eng mit der Entwicklung von Versiegelungen einhergehen. Seit vielen Jahren gibt es zwischen den Häusern Wakol und Loba einen intensiven Austausch und gemeinsame Prüfungen. Die Ergebnisse fließen direkt in die Entwicklungsarbeit ein und finden sich in der gemeinsamen Empfehlung "Connected Systems" der beiden Häuser wieder.
Welche Rolle spielt die Verwendung hochwertiger Rohstoffe in der Rezeptur, die nicht zuletzt Einfluss auf den Verkaufspreis hat?
Pallmann/Uzin: Hochwertige Rohstoffe in den Produktrezepturen wirken sich direkt auf die Qualität der Produkte aus, zudem spielen auch Zugabe-Reihenfolge und Dosierungs-Konzentration eine wichtige Rolle. Bindemittel und Additive sind meist kostenintensiv, und Füllstoffe haben einen viel geringeren Kostenbeitrag. Dies ist jedoch unabhängig von der eigentlichen "Wertigkeit" zu sehen, da jeder ausgewählte Rohstoff seinen individuellen und einzigartigen Beitrag zur Gesamt-Performance des Klebstoffs einbringt.
Thomas Schaffer: Es ist unser Ziel, Parkettlegern optimale Lösungen für alle Herausforderungen auf der Baustelle anzubieten. Unserem Verständnis nach gehört dazu die stete Neu- und Fortentwicklung unserer Parkettklebstoffe unter Berücksichtigung hochwertiger Rohstoffe. Wir setzen hier klar auf Qualität. Zugleich wissen wir jedoch, dass für unsere Kunden auch ein wirtschaftlich effizientes Arbeiten wichtig ist. Beide Ansätze widersprechen sich auch nicht: Der Einsatz hochwertiger Rohstoffe in den Klebstoffen sichert eine gute Verarbeitungsqualität und verhindert bei fachgerechter Anwendung der Produkte zudem Probleme und Reklamationen.
Wo sehen Sie bei Klebstofftechnologien für die Parkett-
verlegung zurzeit Entwicklungspotenzial?
Uwe Elvert: Die Thomsit-Produktpalette enthält bereits heute alle erforderlichen Parkettklebstoffe. Aufgrund neuer Richtlinien sowie gesetzlicher Vorgaben wird das Hauptaugenmerk auf entsprechenden Anpassungen der Rezepturen liegen, selbstverständlich ohne Leistungseinschränkungen der Produkte. Darüber hinaus bleiben die Entwicklungen "Bonding on command" und die Nachhaltigkeitsfrage wichtige Themen. Letzteres betrifft insbesondere die Separierung der Kleberschicht von Parkett und Untergrund.
Die Beschränkung von Isocyanaten (a) sowie die Reduzierung der Methanol-Grenzwerte (b) stehen offenbar bevor. Auch Weichmacher (c) sind in Parkettklebstoffen noch ein Thema. Welche Maßnahmen muss die Industrie ergreifen?
Pallmann/Uzin: a) Ein verantwortungsvoller Umgang mit Isocyanaten (genauer: monomere Diisocyanate) ist essentieller Bestandteil des Verarbeiterschutzes. Die geplante REACH-Beschränkung strebt daher ein zertifiziertes Schulungsprogramm für Verarbeiter an. Eine diesbezügliche Entscheidung wird frühestens im Herbst 2019 erwartet. Konkrete Maßnahmen für uns als Hersteller lassen sich erst dann ableiten.
b) Methanol ist nicht Bestandteil von Rezepturen, sondern entsteht erst bei der Verarbeitung von 1K-silanterminierten Parkett-Klebstoffen. Aufgrund der stets hohen internen ökologischen Qualitätsanforderungen der Uzin Utz-Gruppe erfüllen sämtliche 1K-silanterminierten Parkett-Klebstoffe sowohl die momentanen als auch die zukünftig geplanten, um den Faktor 2 strengeren AGW-Anforderungen für Methanol.
c) Derzeit im Markt verfügbar sind weichmacherhaltige und weichmacherfreie 1-K-Parkett-Klebstoffe. Weichmacher dienen vor allem zur Verbesserung der Verarbeitbarkeit. Neben kritischen Weichmachern wie Phthalaten existiert auch eine Reihe an toxikologisch unbedenklichen und kennzeichnungsfreien Rohstoffen. Produkte, die die letzte Art von Weichmachern enthalten, sind daher auch von einer Auslobung mit dem Blauen Engel nicht ausgeschlossen. Der vollständige Ersatz von weichmacherhaltigen Produkten ist aus technischen und ökonomischen Gründen derzeit (noch) nicht möglich und auch nicht notwendig. Unkritisch ist der Einsatz von Klebstoffen mit Weichmachern bei Parkett mit Nut- und Feder-Verbindung. Zur Vermeidung von Wechselwirkungen mit Parkettlacken sollten Arbeiten mit allen anderen Parkett-Arten mit einem weichmacherfreien Produkt ausgeführt werden.
Wakol: a) Bezüglich der Beschränkung von Diisocyanaten ist zu bemerken, dass es sich bei den in Wakol-Produkten eingesetzten Diisocyanaten um Methylendiphenyldiisocyanate und deren Isomere und Homologe handelt. Diese Produkte werden entweder mit der Rolle oder mit der Spachtel aufgetragen. Da sie nicht im Sprühverfahren aufgetragen werden, wie z.B. im Korrosionsschutz oder teilweise bei Dachabdichtungen, besteht nicht die Gefahr einer inhalativen Exposition. Dies haben auch Arbeitsplatzmessungen der Berufsgenossenschaften des Bauwesens sicher nachgewiesen. Aufgrund dieser Tatsache arbeitet der IVK an einer Ausnahmeregelung für diese Produktgruppen, da es sich um eine sichere Verwendung handelt. Sollte eine solche Ausnahmeregel nicht zustande kommen, müssten die Verarbeiter für den sicheren Umgang mit den Produkten geschult werden.
b) Aufgrund von Baustellenmessungen gehen wir derzeit davon aus, dass auch nach der beabsichtigten Halbierung des Methanol-Grenzwertes die Arbeitsplatzgrenz-
werte bei der Verarbeitung von Wakol MS-Parkettklebstoffen eingehalten werden.
c) Der Begriff "Weichmacher" ist ein sehr allgemeiner Begriff für eine Vielzahl von chemisch unterschiedlichen Substanzen. Leider ist der Begriff durch das in der Vergangenheit eingesetzte toxikologisch bedenkliche "Diisobutylpthalat" stark negativ besetzt. Auch andere Phthalate stehen derzeit in der Diskussion einer toxikologischen Neubewertung. Aus diesem Grunde werden in Wakol MS-Parkettklebstoffen keine Stoffe aus der Gruppe der Phthalate eingesetzt. Die jüngste Generation der Wakol MS-Parkettklebstoffe, Wakol MS 290 Parkettklebstoff, besitzt keine Anteile von weichmachenden Stoffen mehr.
| Imke Laurinat
aus
Parkett Magazin 04/19
(Klebstoffe)