Handel mit Farben/Tapeten braucht neue Ideen
Der Markt für die Warengruppen Farben/Lacke und Tapeten hat auch im vergangenen Jahr nicht von der anhaltenden Baukonjunktur profitiert. Wie dem Branchenfokus Farben/Lacke, Tapeten 2019 des IFH Köln und der BBE Handelsberatung zu entnehmen ist, sank der Umsatz 2018 gegenüber dem Vorjahr um 1 %.
Die negative Entwicklung lasse sich auf verschiedene Einflussfaktoren zurückführen. "Sowohl für Farben als auch Tapeten wirken sich größer werdende Renovierungsintervalle und Produkte mit längerer Haltbarkeit negativ auf die Absatzentwicklung aus", erläutert IFH Senior Consultant Christian Lerch. Zudem reduzierten sich die zu streichenden und tapezierenden Wandflächen pro Raum aufgrund größerer Fensterflächen und offener sowie kombinierbarer Wohnräume. Darüber hinaus sei der Tapetenmarkt gesättigt und Farben erbrächten bei gleicher Menge eine höhere Flächenleistung.
Allerdings verlief die Umsatzentwicklung im stationären Einzelhandel differenziert: Im Gegensatz zu dem zufriedenstellenden Bereich Farben/Lacke/Malerbedarf erweisen sich nach IFH-Angaben die Flächenleistungskennzahlen im Segment Tapete größtenteils als kritisch. Das Kölner Institut rät dazu, die klassische Präsentation der Tapete am Point of Sale zu hinterfragen und neue, auch digitale Konzepte mit geringerem Flächenbedarf in Betracht zu ziehen.
"Eine wirtschaftliche Belebung kann unter diesen Rahmenbedingungen nur an einer qualitativen und wertmäßigen Kunden- und Markterschließung ansetzen", meint Dr. Ullrich Kollatz, Niederlassungsleiter bei der BBE Handelsberatung. Eine Vielzahl an neuen Produkten biete Chancen, dennoch verliere die Tapeten beim Kunden an Bedeutung und der Mut zur Farbe sei bisher nicht stark genug ausgeprägt.
"Handwerk, aber vor allem auch der Handel müssen aktuelle Themen und Trends stärker aufgreifen und den Käuferzielgruppen vermitteln", empfiehlt Kollatz. Zwar ließen sich in den vergangenen Jahren Trends in Richtung Individualität durch Farbe oder Naturoptiken beobachten, doch aus den Marktdaten gehe lediglich der Trend zu ökologischen Produkten eindeutig hervor. Er sei aber wiederum nicht so eindeutig, dass sich daraus eine Umkehr der Marktentwicklung ergebe. "Der zweifellos auch im Wohnumfeld bestehende Wunsch nach Individualisierung bedarf zusätzlicher Anreize und Wohnideen. Weiterhin gefragt sind neue Ansätze durch Digitalisierung in Beratung und Verkauf", ist Kollatz überzeugt.
Die Gemeinschaftsstudie kann über den IFH-Shop bezogen werden.
aus
BTH Heimtex 07/19
(Handel)