Ehrung für das Lebenswerk: Edi Kistler


Heute sind ausdrucksstarke, ursprüngliche Nomadenteppiche wie Loribaft, Gabbeh oder Beni Ouarian aus dem Teppichhandel nicht wegzudenken. Das war vor 50 Jahren noch anders und wäre vielleicht auch erst mal anders geblieben, wenn Edi Kistler nicht gewesen wäre. Der Schweizer Einzelhändler eröffnete 1971 sein Teppich-Fachgeschäft und verkaufte dort von Anfang an Nomadenteppiche aus dem Iran, Afghanistan und Marokko.

Wenig später, 1976, reiste er erstmals selbst in die Türkei und den Iran. Auf dem Basar von Schiras lernte er den Einzelhändler Gholamreza Zollanvari kennen. Schon zu diesem Zeitpunkt war Edi Kistler auf der Suche nach Gabbehs, deren Trendpotenzial in Europa noch niemand erkannt hatte. "Mit seinen Aktivitäten hat Edi Kistler wesentlich dazu beigetragen, vielen Menschen die Welt der Nomadenteppiche zugänglich zu machen", befand Laudator Reza Zollanvari bei der Verleihung des Carpet Stars 2019 für Kistlers Lebenswerk. Reza Zollanvari gründete 1985 in Zürich das Importunternehmen Zollanvari AG, um von der Schweiz aus den europäischen Markt mit Nomadenteppichen bedienen zu können, bald auch aus handversponnener Wolle, mit Naturfarben gefärbt und in Europa-kompatiblen Maßen.

Mit seiner Begeisterung für Teppiche nomadischen Ursprungs konnte Edi Kistler eine jüngere Generation von Menschen anstecken, die mit dem Stichwort "Orientteppiche" bisher vor allem die gutbürgerlichen Wohnzimmer ihrer Eltern und Großeltern verbanden. Er zeigte ihnen, dass und wie sich Nomadenteppiche hervorragend mit modernen Interieurs verbinden lassen.

1993 übernahm Edi Kistler die Leitung der Schweizerischen Orientteppichvereinigung SOV, die in der Fachzeitschrift Torba ihren Lesern neue Entwicklungen und Hintergrundberichte zu Teppichen aus aller Welt vermittelte. Darüber hinaus leitete Edi Kistler zahlreiche Gruppenreisen zu den Nomaden in der Türkei und dem Iran.•
aus Carpet Magazin 02/19 (Handel)