Konsumieren oder lieber sparen?
Ein differenziertes Bild der Konsumenten in 17 europäischen Staaten bietet das Konsumbarometer 2019. In Deutschland sieht es bei Stimmung und Kaufkraft gut aus. Trotz erhöhter Sparneigung will jeweils rund ein Drittel der Verbraucher Geld für Einrichtung oder Renovierungen ausgeben. "I like shopping" hieß es auf dem Titel des Konsumbarometers 2018 Europa von Consors Finanz. Ein Jahr später klingt es nicht ganz so euphorisch, was der Finanzdienstleister über die Konsumneigung der deutschen Verbraucher herausgefunden hat. Aber die Grundaussage ist auch 2019 positiv.
Die Stimmung der Deutschen ist gut. Auf einer Skala von 1 bis maximal 10 bewerten sie die persönliche Situation mit 6,5 und damit noch einmal 0,3 Punkte besser als vor einem Jahr. Der europäische Durchschnitt liegt bei 5,8. Wichtig für den Konsum: 54 % sagen, ihre Kaufkraft sei gleich geblieben, 23 % meinen sogar, sie sei gestiegen. Dennoch wollen - oder können - jetzt 44 % (+5 %) in den kommenden zwölf Monaten mehr sparen als bisher. Immer noch 32 % wollen mehr konsumieren.
Auf der Prioritätenliste für Ausgaben innerhalb der nächsten zwölf Monate stehen Reisen und Freizeitangebote mit 59 % (Mehrfachnennungen möglich) ganz oben. Aber 39 % planen auch Gestaltungs- und Renovierungsarbeiten in den heimischen vier Wänden; 33 % wollen sich Möbel kaufen - das sind die Plätze 2 und 4 im Ausgabenranking.
Preis schlägt Qualität
und Marke
Bei den Kriterien für den Kauf von Einrichtungsgegenständen und Dekoration dominiert mit 63 % klar der Preis. Qualität (55 %) spielt hier nur die zweite Geige. Die Herkunft ist mit 12 % vergleichsweise unwichtig.
Das ist in sofern von Bedeutung, als der Schwerpunkt im Konsumbarometer 2019 auf dem Konsum regionaler Produkte liegt. Die Befragten in Deutschland zeigten dabei großes Vertrauen für in der Region (94 %) beziehungsweise im Land (95 %) hergestellte Waren. Sie gaben an, im Allgemeinen Produkte aus dem eigenen Land (40 %) oder der Region (29 %) Vorrang zu geben. 59 % sind sogar bereit, dafür Tiefer in die Tasche zu greifen, wobei eine Mehrheit einen Preisaufschlag zwischen 5 und 10 % noch für akzeptabel hält.
Lebensmittel spielen beim regionalen Konsum die größte Rolle. Aber auch im Cluster Rund ums Haus (Möbel und Wohnaccessoires) bevorzugen 58 % der Deutschen Produkte aus landeseigener Herstellung.
| thomas.pfnorr@snfachpresse.deEuropäische Verbraucher werden vorsichtiger
Aktuell herrscht in allen 17 Ländern*), die das Konsumbarometer 2019 untersucht, wirtschaftlicher Aufschwung. Im Durchschnitt steigt das BIP laut Prognose um 1,8 %. Zwar ist das weniger als in den Vorjahren (2,5 und 1,9 %), aber auf die Stimmung der Konsumenten hat der Rückgang kaum negative Auswirkungen. Im Gegenteil: Die aktuelle Situation des eigenen Landes wird mit Ausnahme von Belgien, Frankreich und Schweden in allen Nationen besser bewertet als ein Jahr zuvor. Europaweit liegt der Wert bei 5,4 (+0,1) von 10 möglichen Punkten. Noch optimistischer fällt die Beurteilung der persönlichen Situation aus, die Durchschnittsnote ist auf 6,1 (+0,3) gestiegen. Nur in Belgien, Bulgarien und Frankreich fiel die Note niedriger aus als 2018.
Die Wahrnehmung der eigenen Situation korrespondiert mit der Einschätzung der Kaufkraft. Lediglich in Frankreich ist eine Mehrheit - stolze 59 % - der Überzeugung, dass ihre Kaufkraft gesunken ist. Der Durchschnittswert für Europa liegt bei 33 % und wird nur in Belgien (43 %) und Bulgarien (40 %) deutliche übertroffen. Aber 44 % der europäischen Verbraucher sehen ihre Kaufkraft als gleich geblieben. Und immerhin 23 % sagen, sie sei gestiegen.
Europaweit geht der Trend weg vom Konsum hin zum Sparen. "Denken Sie darüber nach, in den nächsten zwölf Monaten mehr zu sparen?" - diese Frage beantworteten 49 % mit ja, 4 % mehr als im Vorjahr. Mehr Geld ausgeben wollen 41 % und damit 6 % weniger als 2018.
*)Belgien, Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Norwegen, Österreich, Polen, Portugal, Rumänien, Schweden, Slowakei, Spanien, Tschechien, Ungarn
aus
BTH Heimtex 10/19
(Handel)